Mittwoch, 3. Januar 2007

Die Entstehung unserer Erde

Es gibt ein tolles Buch: Bill Bryson, Eine kurze Geschichte von fast allem. In unnachahmlich einfachem und witzigem Stil erklärt er "fast alles", was so im aktuellen physikalischen Allgemeinwissen angesagt ist. Die Zeitschrift "Bild der Wissenschaft kürte es zu einem der Wissenschaftsbücher des Jahres 2004.
In lockerer Folge will ich zukünftig immer mal wieder Ausschnitte daraus bringen. Hier der erste:

Vor ungefähr 4,6 Milliarden Jahren sammelte sich im Weltraum ein großer Gas- und Staubwirbel mit einem Durchmesser von rund 25 Milliarden Kilometern. Praktisch seine ganze Materie – 99,9 Prozent der Masse des Sonnensystems – bildete die Sonne. Zwei mikroskopisch kleine Körnchen des restlichen Materials näherten sich einander so stark an, dass sie durch elektrostatische Kräfte zusammenhielten. In diesem Augenblick wurde der Grundstein für unseren Planeten gelegt. Überall im Sonnensystem geschah das Gleiche: Staubkörner stießen zusammen und bildeten immer größere Klumpen. Schließlich wurden die Brocken so groß, daß man sie als Planetenvorläufer bezeichnen kann. Diese kollidierten immer und immer wieder, zerbrachen und fanden sich in endlosen Zufallskombinationen ständig neu zusammen, aber bei jeder Begegnung gab es einen Sieger, und einige dieser Sieger wurden so groß, daß sie in ihrer jeweiligen Umlaufbahn zum beherrschenden Element wurden.

Das alles ging bemerkenswert schnell. Von einer winzigen Ansammlung aus Staubkörnern bis zu einem Kleinplaneten von mehreren hundert Kilometern Durchmesser vergingen wahrscheinlich nur wenige zigtausend Jahre. Nach nur 200 Millionen Jahren oder sogar noch weniger war die Erde im Wesentlichen fertig; allerdings war sie noch geschmolzen und dem ständigen Bombardement der Trümmer ausgesetzt, die nach wie vor durch den Weltraum trieben.

Zu jener Zeit, ungefähr vor 4,5 Milliarden Jahren, stieß ein Himmelskörper von der Größe des Mars mit der Erde zusammen und schlug so viel Materie los, daß daraus ein kugelförmiger Begleiter werden konnte: der Mond. Nach heutiger Kenntnis sammelte das Material sich innerhalb weniger Wochen zu einem einzigen Klumpen, und nach einem Jahr hatte sich die Gesteinskugel gebildet, die uns bis heute begleitet. Das Mondgestein stammt zum größten Teil nicht aus dem Erdkern, sondern aus der Kruste unseres Planeten und enthält deshalb nur wenig Eisen, obwohl es auf der Erde viel davon gibt .

Diese Theorie wird übrigens fast immer als ganz modern bezeichnet, in Wirklichkeit formulierte sie Reginald Daly von der Harvard University aber schon in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts . Neu ist daran nur, daß man ihr heute mehr Aufmerksamkeit schenkt.

Schon als die Erde erst ein Drittel ihrer endgültigen Größe hatte, dürfte sich eine erste Atmosphäre gebildet haben. Sie bestand vorwiegend aus Kohlendioxid, Stickstoff, Methan und Schwefel – nicht gerade Substanzen, die man mit Lebewesen in Verbindung bringen würde, und doch ging aus diesem giftigen Gebräu das Leben hervor. Kohlendioxid ist ein hochwirksames Treibhausgas. Das war damals etwas Gutes, denn die Sonne leuchtete noch erheblich schwächer als heute. Hätte die Erde nicht vom Treibhauseffekt profitiert, wäre sie wahrscheinlich ständig gefroren gewesen, und das Leben hätte vielleicht niemals Fuß fassen können. Aber irgendwie setzte es sich durch.

Während der nächsten 500 Millionen Jahre wurde die Erde weiterhin erbarmungslos von Kometen, Meteoriten und anderem galaktischen Schutt bombardiert, und mit ihm kamen das Wasser, das die Ozeane füllte, sowie die unentbehrlichen Bestandteile für die Entstehung des Lebens. Es war eine Umwelt von einzigartiger Unwirtlichkeit, und dennoch kam das Leben in Gang. Ein kleiner Beutel voller Chemikalien zuckte und wurde lebendig. Wir waren unterwegs.

Vier Milliarden Jahre später fragten sich die Menschen, wie das alles abgelaufen sein könnte.

aus Bill Bryson, Eine kurze Geschichte von fast allem

hier ein Link zu einer Rezension

Der Tod und das Reisbällchen

Tokio (dpa). In Japan sind auch in diesem Jahr wieder Menschen an den traditionellen „O-Mochi“-Reisklößen zum Neujahrsfest erstickt. Bis Dienstag hätten vier ältere Männer den Verzehr der klebrigen Bällchen aus gestampftem Reis nicht überlebt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Allein in der Haupstadt Tokio mußten 14 weitere Menschen im Alter zwischen 65 und 91 Jahren ins Krankenhaus gebracht werden, weil ihnen die Neujahrs-Spezialität im Hals steckengeblieben war. Sieben von ihnen seien bewußtlos und in einem kritischem Zustand, hieß es. Immer wieder bleiben vor allem alten Menschen die extrem klebrigen Bällchen im Hals stecken. Obgleich jeder in Japan die „Gefahr“ kennt, will niemand auf die „O-Mochi“ verzichten.

aus der HAZ vom 3. Januar 2007