Freitag, 19. September 2008

Kritische Stimmen zur Bankenkrise

zwei Artikel bei ZEIT Online:
Der tägliche Crash (18.09.2008)
Reichtum und Risiko (17.09.2008)

Es kann nicht sein, daß so viele Leute warnen, unsere Finanz-»Elite« aber sich trotzdem über Monate, wenn nicht Jahre, auf zunehmend dünnem Eis bewegt und eigenes Handeln einzig mit Renditezwang und mit dem Tun der anderen rechtfertigt. Die jetzige Bankenkrise beweist, daß der Markt nicht die nötigen Selbstregulationsmechanismen besitzt. Er reguliert sich zwar selbst – die jetzige Krise ist ja gerade solch eine Systemantwort –, jedoch bleibt zu fragen, ob die blauen Augen, die hier gesammelt werden, die Sache wert sind. Die Weltwirtschaftskrise 1929 wurde ausgelöst durch den Zusammenbruch des spekulativ überbewerteten US-Aktienmarktes. Folge war ein Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre, wodurch die bis dahin geltende klassische Wirtschafttheorie abgelöst wurde durch den Keynesianismus, der stärkere staatliche Eingriffe forderte und die Nachfrage in den Vordergrund stellte.

– Wikpedia: Weltwirtschaftskrise
– Post: Rückkehr eines Außenseiters
– Eine kurze Geschichte der Finanzkrisen (bei der FAZ)
– Albert Müller will sich auf den Nachdenkseiten in den nächsten Wochen die neoliberale Irrlehre vornehmen.
– Wolfgang Köhler bei ZEIT Online über die Geburt des Neoliberalismus
– Petra Pinzler fragt bei ZEIT Online: »Wo sind bloß die Liberalen?«
– Stephan Leibfried über das Abklingen der antietatistischen Mode (auch bei ZEIT Online)

In Jahrhunderten gewachsene Handlungsgrundsätze im Bankenwesen wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend und stillschweigend mißachtet. Unter anderem der, daß vergebenen Krediten adäquate Liquiditätsreserven gegenüberzustehen haben und langfristige Kredite nur mit langfristigen Einlagen refinanziert werden dürfen (Goldene Bankregel).

aus Devisen-Wallstreet Online:
Das Subprime-Segment gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. Dessen Marktanteil lag bis Ende 2003 bei maximal 5,0% aller Hypotheken. Bis zum Dezember letzten Jahres hatte sich dieser Wert auf 15,0% verdreifacht. Immer wieder ist im Kreditzyklus zu beobachten, dass eine einfachere Refinanzierung auch das Risiko reduziert. Der Grund ist, dass die Schuldner ihre Kredite durch immer günstigere bedienen können. Die Finanzdienstleiter reagieren darauf zumeist mit einer weiteren Lockerung der Kreditstandards. Genau dies war im Zeitraum 2003 bis 2005 in den USA der Fall. Die Kreditpyramiden kehren sich aber bei steigenden Zinsen um und treiben die Ausfallraten in die Höhe – ein „normaler“ Prozess, der sich leider im Subprime-Segment aufgrund seiner speziellen Kundschaft potenziert.

– Ein Fallbeispiel aus den USA bei Polit-Pege (was heißt hier »Subprime«?)
– Unkonventionell vorgetragene aber kompetente Feststellungen von Mattin
– Fundierte Darstellung der Entwicklung der Finanzkrise beim Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel

Matthias Platzeck (SPD, gefällt mir, der Mann, wäre ein sympathischer Kanzlerkandidat) fand gestern bei Maybrit Illner deutliche Worte: Finanzsysteme stärker an die Kandare nehmen.
Die ganze Diskussion beim ZDF
– Ein Interview mit Prof. em. Dr. Rudolf Volkart beim ERSTEN
– Jan Peter Kranen, Professor für Finanzwirtschaft meint bei ZEIT Online: »Diese Krise ist erklärbar.«

Was unterm Strich bleibt: Wir benötigen funktionierende Kontrollen. Und: Hedgefonds weg, die lassen sich nicht kontrollieren.

Sogar Angie fordert jetzt Kontrollen, dann muß es wirklich schlecht stehen.
Der Bundesrechnungshof kritisiert die ungenügende Kontrolle des KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)-Engagements bei der IKB (Industriekreditbank) durch Finanz- und Wirtschaftsministerium.
Europa streitet über Auswege aus der Krise, und Deutschland gerät wegen seiner niedrigen Löhne unter Druck (bei ZEIT Online)
Unter Druck wird Deutschland auch beim Export geraten. (Reuters)
In den USA beginnt man aufzuräumen, während die nächste Bank in die Pleite geht. (heute, ZDF)

Zum Schluß noch zwei Bemerkungen:
1. Der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat der Republikaner, John McCain forderte noch vor wenigen Jahren, staatliche Kontrollen aus dem Finanzsektor herauszuhalten, jetzt fordert er staatliche Kontrollen. Ja, was denn nun?
2. Der Vorstandsvorsitzende der Citibank mußte, nachdem er 4 Milliarden Euro in den Sand gesetzt hatte, gehen, eine Abfindung von 40 Millionen bekam er noch … (ich dachte Leistung sollte sich wieder lohnen).