Freitag, 20. Februar 2009

Viel Palästina und ein bißchen türkische Toleranz


Maestro des Friedens

Stardirigent Daniel Barenboim und sein besonderes Orchester spielen gegen den Krieg in Nahost

In diesen Tagen an Daniel Barenboim heranzukommen scheint ungefähr so schwer zu sein, als wollte man Angela Merkel zu Beginn der Finanzkrise mal eben zum Plaudern auf einen Kaffee einladen. Im Moment überschlägt sich alles, seufzt eine Mitarbeiterin der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Hier ist er seit 1992 als Generalmusikdirektor tätig. Ob als Pianist oder als Dirigent: »Maestro« Barenboim ist weltweit begehrt. Doch zurzeit herrscht ein besonderes Interesse an ihm.

Wegen der Lage im Gazastreifen wurden jüngst zwei Konzerte des argentinisch-israelischen Weltstars mit dem West-Eastern Divan Orchestra in Kairo und Katar abgesagt. Einer der Auftritte findet nun in der Berliner Staatsoper statt. Das aus israelischen und arabischen Musikern bestehende Orchester hatte Daniel Barenboim 1999 zusammen mit dem verstorbenen palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said ins Leben gerufen. Der Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens solle durch die Erfahrung des gemeinsamen Musizierens möglich werden, lautet ihr Ziel. Unter den Musikern gebe es große Differenzen über den aktuellen Konflikt, sagte Daniel Barenboim zuletzt in einem Interview. Gerade deswegen wollten das Orchester und er mit dem Zusammenspiel ein Zeichen setzen.

Für seine Verdienste um die israelischpalästinensische Aussöhnung wurde der Dirigent mehrfach ausgezeichnet. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ernannte ihn 2007 zum Friedensbotschafter der UNO. Der Musiker scheint überall auf der Welt zu Hause zu sein. Er spricht sechs Sprachen. In Buenos Aires wurde er als Sohn von Eltern jüdischrussischer Abstammung geboren. 1952, im Alter von zehn Jahren, zog er mit der Familie nach Israel. Zu diesem Zeitpunkt spielte er bereits seit fünf Jahren Klavier und gab sein internationales Debüt in Wien und Rom. Eine Weltkarriere mit Tourneen in sämtliche Kontinente folgte.

»Barenboim ist ein Extremmusiker und ein extremer Mensch«, sagt Rüdiger Liebermann. Als Erster Geiger bei den Berliner Philharmonikern arbeitet er seit vielen Jahren regelmäßig mit dem Dirigenten zusammen. Einen so exzellenten Künstler wie ihn gebe es in der Welt wohl kaum ein zweites Mal. Er lege viel Wert auf volles Engagement, so der Violinist. Einmal sei er direkt nach einem Konzert mit den Berliner Philharmonikern im thüringischen Meiningen mit dem Hubschrauber nach Frankfurt/Main geflogen. Von dort reiste er weiter nach Paris, um eine Concorde nach Chicago zu erwischen. So kam er am gleichen Abend rechtzeitig zu einer Orchesterprobe.

Daniel Barenboim ist in vieler Hinsicht einzigartig. Seit 2008 besitzt er neben dem argentinischen, spanischen und israelischen Pass die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft. • Lea Gerschwitz


Bittere Pillen

Naher Osten: Vier Schritte aus dem Teufelskreis der Gewalt

Der Teufelskreis der Gewalt, den wir jetzt wieder in Gaza erleben, muss beendet werden. Klar ist, dass beide Seiten nie aus eigener Kraft zu einer Vereinbarung finden werden. Die Palästinenser sind gespalten. Dies lähmt ihre Fähigkeit, effektiv zu verhandeln. Und die Israelis zögern, weil einige mit dem Status quo gut leben können, während andere den Konflikt dazu nutzen, um die Siedlungen in der Westbank voranzutreiben. Die einzige Chance, um weiterzukommen, ist die, dass die internationale Gemeinschaft, angeführt von den USA, die Skizze eines Agreements auf den Tisch legt.

Diese Vereinbarung sollte auf vier Punkten basieren: Kein Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge. Eine bittere Pille für die Palästinenser, die nur dadurch versüßt werden kann, dass die Welt ihr Leiden anerkennt. Weiter, dass Jerusalem als Hauptstadt zweier Staaten anerkannt wird. Eine bittere Pille für die Israelis, ohne die es aber nicht geht. Drittens ein territoriales Arrangement, das auf den Grenzen von 1967 beruht, mit flexiblen Ausnahmeregelungen, wo mittlerweile stark urbanisierte Gebiete eingegliedert werden müssten. Viertens ein demilitarisierter palästinensischer Staat bei gleichzeitiger Stationierung von US-Militärs entlang der Grenze. Sie garantieren die Sicherheit der Israelis vor Selbstmordattentaten und Raketen.

Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Vereinbarung die Unterstützung der Mehrheit der Israelis und der Palästinenser erhalten und die Extremisten auf beiden Seiten isolieren würde. Ein bloßer Waffenstillstand, auch ein langfristiger, wäre ungenügend. Ein Waffenstillstand würde nämlich nur den Status quo verstetigen, was unerträglich wäre. Was US-Präsident Barack Obama tun muss, ist, sich ernsthaft und entschlossen im Friedensprozess zu engagieren. Das allein würde die USA zum konstruktiven Mediator machen anstatt zum passiven Teilnehmer, wie sie es in den Bush-Jahren wurden. Zbigniew Brzezinski

Er war Sicherheitsberater von Ex-Präsident Carter und ist Sicherheitsberater von Barack Obama.


Menschliche Katastrophe

Der Krieg im Heiligen Land – aus palästinensischer Perspektive


Wie kann auch etwas anderes herauskommen als ein permanenter Kriegszustand, wenn die Weltmächte imperial ein Land verteilen, auf dem seit Jahrtausenden Menschen leben, deren Identität palästinensisch ist? Man kann dieses Land nicht einfach einer Gruppe von Europäern »schenken«, die in Europa als Juden verfolgt wurden. Der Teilungsplan der UN von 1947 sagt eindeutig, dass es zwei Staatengeben muss: Palästina und Israel. Solange es jedoch kein Palästina gibt, ist der Staat Israel illegal.

Unsere deutsche Regierung betont Israels Recht auf Selbstverteidigung gebetsmühlenartig, ohne die menschliche Katastrophe der Palästinenser zu erwähnen. Deutschland nennt als Grund stets den Holocaust – mit dem die Palästinenser nichts zu tun haben. Indem die Bundesregierung die Verbrechen Israels ignoriert, macht sie sich mitschuldig. Obwohl im Grundgesetz steht, dass in Krisengebiete keine Waffen geliefert werden dürfen, erhält Israel von Deutschland modernstes Kriegsmaterial.

Die Palästinenser sollen entwaffnet werden, der Gewalt der Besatzungsmacht Israel schutzlos ausgeliefert. Israels Armee ist eine der stärksten und modernsten der Welt. Was haben die Palästinenser und Hamas dagegenzusetzen? Das Ungleichgewicht ist gewaltig. Das Verhältnis der Toten im akuten Krieg beträgt 1:130, bei den Verletzten ist es 1:1000.

Frieden kann es nur geben, wenn Israel sich aus den besetzten Gebieten zurückzieht, die völkerrechtswidrigen Siedlungen räumt und somit die Voraussetzungen für die Staatsgründung Palästinas erfüllt sind. Die palästinensischen Flüchtlinge haben ein Rückkehrrecht, oder sie müssen entschädigt werden, wie es die UN-Resolution 194 von 1948 vorsieht. Selbstverständlich ist, dass Israels Mauer, die auf palästinensischem Boden gebaut wird und laut dem Internationalen Gerichtshof rechtswidrig ist, abgerissen werden muss. Palästinas Bauern müssen entschädigt werden. Unabdingbar ist die gegenseitige Anerkennung beider Staaten. • Khalid Tatour

Er stammt aus Nazareth und engagiert sich als Kulturarbeiter in Deutschland.

Blowin' In The Wind - Bob Dylan - Lyrics - (HD scenic) [2:40]

Veröffentlicht am 30.09.2015
by Giulia Zarantonello



Die Zukunft wird jetzt gebahnt (Nager vererben erworbene Fähigkeiten, Ben Schwan, heise Online, 20.02.2009)


renaud le deserteur [4:02]

Hochgeladen am 11.08.2008
le deserteur ac un peu d'anti sarko vs pouvé laché dé comse svp

Der Song ist ursprünglich von Boris Vian, hier die Übersetzung der Renaud-Version


Alexsandro de Souza, brasilianischer Mannschaftskapitän des türkischen Fußball-Erstligisten Fenerbahce Istanbul, beantragte im Namen seiner sieben christlichen Legionärs-Kollegen beim Vereinsvorstand die Errichtung einer kleinen Kirche auf dem Trainingsgelände am asiatischen Ufer des Bosporus. In Internetforen wird jetzt unter den Anhängern des Vereins heftig und kontrovers über diese Forderung diskutiert.

aus Publik-Forum 1•2009