Dienstag, 19. Mai 2009

Betagter Patient muß ins Krankenhaus – Danach nicht mehr der Alte

Wenn ältere Patienten ins Krankenhaus müssen, stellt das oft einen Wendepunkt dar, von dem aus es abwärts geht. Dass diese Beobachtung für internistische Erkrankungen tatsächlich zutrifft, belegt eine prospektive Beobachtungsstudie mit 678 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren. Die Patienten, die z. B. wegen einer Pneumonie oder Herzerkrankung hospitalisiert wurden, wiesen nach der Entlassung einen deutlichen funktionellen Abbau auf, von dem sie sich auch nach zwei Jahren nicht erholten. Dagegen zeigten diejenigen, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen mussten, zwar unmittelbar nach Entlassung deutlichere funktionelle Einschränkungen. In der Regel erhalten he sich jedoch danach rasch wieder, ohne dass bleibende körperliche oder geistige Beeinträchtigungen zurückblieben.
Annals of Internal Medicine 2009;150:372-78
MMW-Fortschr. Med. Nr. 16

Führende US-Ärzte fordern: Weniger Industrie-Sponsoring für Fachgesellschaften

In der Fachzeitschrift JAMA haben einflussreiche US-amerikanische Ärzte dazu aufgerufen, die Abhängigkeit medizinischer Fachgesellschaften von Geldern der Pharmaindustrie zu beschneiden. So sollen z. B. die Leiter der Fachgesellschaften gar keine Industriegelder mehr beziehen dürfen. Ebenso soll bei der Erstellung von Leitlinien die Unterstützung durch die Industrie komplett verboten sein. Auch für die Durchführung von Fachkonferenzen wird eine Beschränkung des Einflusses der Industrie gefordert. Einen ersten Schritt in diese Richtung bat man bei der diesjährigen Jahrestagung des American College of Cardiology getan: Kongresstaschen und Haltebänder der Namensschilder waren erstmals nicht mit Firmenwerbung geschmückt – eine Maßnahme, die die Fachgesellschaft etwa eine halbe Million Dollar gekostet hat.
JAMA 2009;301:1367-72
aus MMW-Fortschr. Med. Nr. 16

HIV-Epidemie – Ist das Virus aggressiver geworden?

Bei der Erstdiagnose einer HIV-Infektion haben die Patienten heutzutage niedrigere CD4-Zellzahlen als in den 1980er-Jahren. Häufiger als früher ist bereits die Schwelle für den Beginn einer antiretroviralen Therapie unterschritten. Zu diesem Ergebnis kommt eine amerikanische Studie, die den Zusammenhang bei mehr als 2000 Personen mit kürzlich erfolgter Serokonversion untersucht hat. Dieselbe Tendenz wurde in einer europäische Studie festgestellt – möglicherweise ein Hinweis, dass die Virulenz von HIV zugenommen hat.
Clin Infect Dis 2009;48:1293-95
aus MMW-Fortschr. Med. Nr. 16

Endspiele im Sport – Für Fans lebensgefährlich

Vor drei Jahren hat eine deutsche Studie eine erhöhte Herzinfarktinzidenz während der aufregenden Fußball-WM 2006 nachgewiesen. Nun haben Ärzte die Herzinfarktsterblichkeit in Los Angeles in den Jahren 198o und 1984 unter die Lupe genommen, und zwar jeweils am Tag des Super Bowl-Endspiels und in den folgenden zwei Wochen. Ergebnis: Signifikant mehr kardiovaskuläre Todesfälle 198o und signifikant weniger kardiovaskuläre Todesfälle 1984 als in Zeiten ohne Endspiel. 1980 verlor dasTeam aus L.A., 1984 gewann es.
ACC-Jahrestagung, 29.3.-1.4.2009, Orlando
aus MMW-Fortschr. Med. Nr. 16