Montag, 12. Oktober 2009

Geistige und körperliche Ermüdung - Denken strengt an

Dass geistige Arbeit zu mentaler Erschöpfung führt, ist jedem bekannt. Kann sie aber auch die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen? Die bisher einzige Veröffentlichung dazu: Ein Angelo Mosso hatte 1981 beobachtet, dass zwei Professoren nach langen Vorlesungen körperlich geschwächt waren. Die Fragestellung griffen jetzt Wissenschaftler in Wales auf.

Sie ließen 16 Probanden ein Ergometer bis zur Erschöpfung treten, nachdem sie entweder 90 min lang eine anspruchsvolle kognitive Aufgabe bearbeitet oder aber nur in Unterhaltungsbüchern geblättert hatten.

Nach geistiger Anstrengung empfanden die Probanden eine mentale Erschöpfung; zudem machten sie aber auch auf dem Fahrradergometer schneller schlapp als die Kontrollen. Dabei waren kardiorespiratorische und muskelenergetische Parameter unbeeinflusst; auch die Motivation zum Treten war nicht vermindert. Vielmehr empfanden sie die ergometrische Belastung als anstrengenderals die Kontrollen.

Offenbar gibt es neurokognitive Querverbindungen zwischen den Regelkreisen für mentale und physische Aktivität. Ihre Erforschung könnte u. a. auch fruchtbar sein für das Verständnis chronischer Fatigue-Syndrome.
Marcora SM et at: Mental fatigue impairs physical performance in humans. J Appl Physiol 106 (2009) 857-864
Praxis-Depesche 10/2009

Medizinische Hilfe in Darfur - Ein Haftbefehl und die Folgen

Nachdem vom internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ein Haftbefehl gegen Omar al-Bashir, den Präsidenten des Sudan, ausgestellt worden war, hatte dieser 13 ausländische Hilfsorganisationen außer Landes gewiesen. Die Folgen für die Bevölkerung der Provinz Darfur sind dramatisch.

Diese Gruppen hatten einen wichtigen Teil der medizinischen Hilfe und der Sicherung der Ernährung für fast eine Million Menschen gestellt. 43 Gesundheitsstationen, für die sie verantwortlich waren, können nun nur noch eingeschränkt arbeiten.

Die bisherigen Versuche, die entstandenen Lücken zu schließen, haben wenig bewirkt. Unter anderem fehlt es an logistischem Sachverstand. John Holmes von den UN befürchtet, dass es bis zu zwei Jahre dauert, bis die vormalige Versorgungsstruktur wiederhergestellt ist. Internationale Helfer werden immer wieder behindert. Um ein Einreisevisum zu erhalten, kann es vier bis fünf Monate dauern.

BMJ 338 (2009) 795
Praxis-Depesche 10/2009

Postmenopausaler Lebensstil - Bewegung macht glücklich

Immer wieder wird versucht, Bewegungsmuffel mit der Behauptung zur Aktivität zu motivieren, Training steigere die Lebensqualität. Stimmt das wirklich?

In den USA ging man dieser Fragestellung nun mit Hilfe einer randomisiert-kontrollierten Studie nach. Teilnehmerinnen waren 430 postmenopausale Frauen mit bewegungsarmen Lebensstil. Ihr BMI lag zwischen 25 und 43 kg/m2; ihr systolischer Blutdruck war erhöht. Ansonsten waren sie nicht ernsthaft krank. Sie wurden einer Nichtbewegungs-Gruppe oder einer von drei Bewegungs-Gruppen zugeteilt; in letzteren waren Übungen zu absolvieren, die 50, 100 oder 150% der Intensität gemäß den Empfehlungen der National Institutes of Health entsprachen. Physische und mentale Aspekte der Lebensqualität wurden anfangs und nach sechsmonatigem Programm erhoben.

Mit Ausnahme des Parameters körperlicher Schmerz verbesserten sich alle Kriterien der Lebensqualität durch die Übungen, und zwar um so mehr, je heftiger trainiert wurde. Diese Effekte waren unabhängigvon Veränderungen des Körpergewichts.

In Zeiten eines durchgreifenden demographischen Wandels sollte nicht nur die Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität ein wichtiges gesundheitspolitisches Ziel sein. Mit Bewegung kann man beide Ziele verbinden.

Martin CK et al.: Exercise dose and quality of life: a randomized controlled trial. Arch Intern Med 169 (2009) 269-278
Praxis-Depesche 10/2009