Freitag, 12. März 2010

Geburtenkontrolle – Die „Pille“ gegen den Klimawandel

Der Optimum Population Trust ist eine gemeinnützige Organisation, die über die Bevölkerungsentwicklung auf der Welt und ihre Folgen nachdenkt. Sie hielt kürzlich in London ihren Jahreskongress ab.
Wie Prof. Judith Stephenson vom University College London ausführte, haben die missglückten Programme zur zwangsweisen Familienplanung in vergangenen Jahrzehnten insbesondere in China die Bemühungen lang überschattet. Trotzdem waren sie recht erfolgreich. Die derzeitige Prognose der UN, dass die Weltbevölkerung im Jahre 2050 9,7 Milliarden zählen wird, kann aber nur eintreffen, wenn es auf diesem Gebiet keine Rückschläge gibt. Dazu bedarf es weiterer Anstrengungen. Ansonsten könnte es in 2050 auch elf Milliarden Menschen geben. Stephenson rief zur Stiftung eines globalen Fonds zur Förderung der Familienplanung auf, wie es ihn für verschiedene Krankheiten gibt.
Vielleicht rüttelt die Verantwortlichen der Hinweis auf die Tatsache auf, dass eine Kontrolle des Bevölkerungswachstums einen Schlüssel zur Kontrolle des Klimawandels darstellt. WE

BMJ 338 (2009) 792-793
aus MMW Fortschritte der Medizin

Westafrika – Die Landwirtschaft boomt – und die Malaria

Baumwolle gedeiht in Burkina Faso dem drittärmsten Land der Welt. Dazu ist es notwendig, dass die Bauern Schädlinge mit „Gift“ bekämpfen. Zur Verfügung stehen DDT oder Pyrethroide. Letztere dienen auch zur Imprägnierung von Bettnetzen, die die Schlafenden vor Malaria-übertragenden Mücken schützen sollen. DDT wird in einigen Regionen zusätzlich gegen die Anopheles-Mücken in den Räumen versprüht. Nun werden die Mücken resistent gegen die lnsektizide. Diese Entwicklung bedroht den Erfolg aller Bemühungen, die Malaria unter Kontrolle zu bringen. Ein „Drama“ ist abzusehen, wenn weiterhin in der Landwirtschaft dieselben Insektizide verwendet, wie sie zur Bekämpfung der Malaria-Mücken verwendet werden. Dann wird die Malaria immer mehr Opfer fordern, vor allem Kinder. WE

Baleta, A: Insecticide resistance threatens malaria control in Africa. BMJ 339 (2009) 1581-1582
Bestellnummer der Originalarbeit 091659

aus MMW Fortschritte der Medizin

Sterbehilfe – Leid ist schwer messbar

Qualen sind ein subjektives Phänomen. Eine Arbeitsgruppe aus Amsterdam wollte wissen, inwieweit man es quantifizieren kann und wie sich die Einschätzungen von Patient und Arzt unterscheiden.
Mit Hilfe ausführlicher Interviews von zehn Patienten, die Sterbehilfe erbeten hatten, bei denen dies aber abgelehnt oder bei denen sie trotz Genehmigung nicht ausgeführt worden war, sowie von 16 Ärzten, die mit diesen oder ähnlichen Fällen befasst waren, gewann man tiefere Einblicke. Nicht alle Patienten, die unbedingt sterben wollten, hielten ihr Leid fürwirklich unerträglich. Ihre Arzte konnten ihren Wunsch, zu sterben, dennoch nachvollziehen. Wenn die Patienten von unerträglichem Leiden sprachen, waren Ärzte öfter anderer Meinung. Patienten bezogen diese Einschätzung mehr auf psychosoziale Aspekte, Ärzte rein auf die physische Seite. Wenn z. B. ein Patient noch Bücher lesen konnte, nahmen sie ihm unerträgliche Qualen nicht ab.
Die Autoren legen den Ärzten nahe, alle Perspektiven von Leiden wahrzunehmen und ihre Einschätzung nicht auf die rein körperliche Sichtweise zu verengen. Eine nur physische Auslegung werde der weitgehend subjektiven Natur von Leiden und auch der Intention des niederländischen Sterbehilfe-Gesetzes nicht gerecht. WE

Pasman HRW et al.: concept of unbearable suffering in context of ungranted requests for euthanasia: qualitative interviews with patients and physicians. BMJ 339 (2009) 1235-7237
Bestellnummer der Originalarbeit 091657

aus MMW Fortschritte der Medizin

Ärzte-Wellness – Auch dem Doktor muss es gut gehen

Kanadische Experten weisen darauf hin, dass nach einer Studie aus ihrem Land 64% der Ärzte ihre Arbeitsbelastung als zu groß empfinden und dass 48% eine Zunahme ihrer Belastung in den letzten Jahren bemerkten. Die Arbeitszeit von Ärzten ist überdurchschnittlich hoch. Ihre Tätigkeit ist mit starken emotionalen Belastungen verbunden. Die kognitiven Anforderungen mit einer kaum zu bewältigenden Informationsflut wachsen. Folgen von so viel Stress sind oft Burnout-Syndrom und mangelhafte berufliche Leistungen.
Ärzte gehen selten zum Arzt. Wenn sie depressiv sind, suchen nur 2% professionelle Hilfe. Sie vernachlässigen ihr eigenes Wohlergehen sträflich.
Die Autoren fordern, das Wohl der Ärzte als Qualitätsfaktor des Gesundheitssystems zu sehen. Alle Beteiligten sollten nach Wegen suchen, die Gesundheit der Ärzte zu verbessern. Die Kultur der Betreuung von Ärzten muss sich ändern. Von einer Entlastung der Ärzte würden nicht nur diese profitieren, sondern auch dieAllgemeinheit, auch wenn entsprechende Maßnahmen wohl nicht umsonst zu haben wären. WE

Wallace JE et al.: Physician wellness: a missing quality indicator. Lancet 374 (2009) 1714-1721
Bestellnummer der Originalarbeit 091658

aus MMW Fortschritte der Medizin