Dienstag, 29. März 2011

Es muss doch irgendwas geben, das vom Anspruch her zwischen der F.A.Z. und „Bauer sucht Frau“ liegt.

„Um mich herum ist es etwas düster geworden“
Am Freitag bekommt Thomas Gottschalk den Grimme-Preis für sein Lebenswerk. Besteht dieses eigentlich nur aus „Wetten, dass ..?“ Und was folgt nun, da der Entertainer die ZDF-Show abgibt? Ein Gespräch über die Zukunft der Unterhaltung.

Das interessante Interview mit Thomas Gottschalk ist bei der FAZ nachzulesen.

Sonntag, 27. März 2011

Auch Bundesministerium traut E10 nicht

Bei Innenministerium und Bundespolizei darf der Bio-Sprit nicht getankt werden

Die Bundesregierung trommelt für den Bio-Sprit - und traut ihm selbst nicht. Im Innenministerium und bei Behörden wie der Bundespolizei ist E10-Tanken erstmal verboten. Auch dort sorgt man sich um die Motoren.

mehr bei heute.de

Freitag, 25. März 2011

Die zehn schwersten atomaren Unfälle

Bei der Zeitschrift Öko-Test kann man sich eine PDF-Datein downloaden, die die schwersten Störfälle bei der zivilen Nutzung der Kernenergie auflistet:



1. 12. Dezember 1952 – Chalk River, Kanada
Stufe 5 – Ernster Unfall
Die partielle Kernschmelze in dem in der Nähe von Ottawa gelegenen Forschungsreaktor gilt als der erste ernste Reaktorunfall weltweit. Während eines Tests liefen mehrere Dinge falsch, vor allem bei der Besatzung: Es gab Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Fehlbedienungen, außerdem noch falsche Statusanzeigen im Kontrollraum. Der Reaktorkern wurde beschädigt, durch eine Explosion entwich Radioaktivität in die Atmosphäre.

2. 29. September 1957 – Kyschtym, Sowjetunion
Stufe 6 – Schwerer Unfall
Bis heute ist der Atomkomplex Majak, der an der Grenze von Russland zu Kasachstan in den Bergen des Ural liegt, eine der größten Anlagen der Welt, unter anderem auch zur Wiederaufbereitung von abgebrannten Brennstäben und der Gewinnung von Plutonium. Im Zeitraum von 1950 bis heute kam es auf dem Gelände der Anlage zu acht größeren dokumentierten Stör- und Unfällen. Der folgenschwerste Unfall ereignete sich Ende September 1957, er wurde nachträglich als INES 6 eingestuft und wurde bislang nur durch den Super-GAU in Tschernobyl übertroffen. An einem Lagertank für hochaktive Spaltproduktlösungen kam es zu einer Störung des Kühlsystems. Durch einen Bedie- nungsfehler wurde das Kühlsystem daraufhin komplett ausgeschaltet. Der Tankinhalt wurde durch eine Explosion großflächig freigesetzt, insgesamt wurden 23.000 Quadratkilometer radioaktiv kontaminiert. In diesem Gebiet lebten zum Zeitpunkt des Unfalls 272.000 Menschen. Da sich die Kontamination auf den Ural beschränkte und keine messbaren Effekte in Westeuropa nachweisbar waren, konnte der Unfall viele Jahre geheim gehalten werden.
Die Region gilt bis heute als eines der verstrahltesten Gebiete der Welt. Nach Angaben der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit wurden in den Jahren 1948 bis 2004 insgesamt 180.000 Terabecquerel (TBq) freigesetzt, davon 74.000 TBq bei dem Unfall im September 1957. Die größten Freisetzungen erfolgten demnach bei der Überflutung der umliegenden Felder durch den bewusst mit flüssigem radioaktivem Abfall kontaminierten Fluss Tetscha in den Jahren 1949 bis 1951.

3. 7. bis 12. Oktober 1957 – Windscale, Großbritannien
Stufe 5 – Ernster Unfall
Der Atomkomplex in Nordwestengland an der Irischen See wurde durch mehrere nukleare Störfälle bekannt. Der schwerste war der Brand im Jahr 1957, der als INES 5 eingestuft wurde.
Schon 1950 bzw. 1951 wurden die ersten beiden Windscale-Reaktoren für die Produktion von waffenfähigem Plutonium in Betrieb genommen. Nach dem kontrollierten Herunterfahren des Reaktors Pile No. 1 am 7. Oktober 1957 und dem darauf folgenden erneuten Anfahren kam es zu einem verhängnisvollen Missverständnis: Die Temperaturen im Reaktor wurden wegen fehlerhaft platzierter Messfühler falsch interpretiert und der Reaktor immer weiter hochgefahren. So fing der Kern Feuer, allerdings blieb der Brand zunächst unbemerkt. Erst am 10. Oktober zeigten Messgeräte an, dass der Reaktor Radioaktivität freisetzte. Nach mehreren missglückten Versuchen, den Kern abzukühlen und den Brand zu löschen, wurde der Reaktor schließlich am 11. Oktober mit Wasser geflutet. Große Mengen radioaktiver Gase entwichen mit der dabei entstehenden Dampfwolke in die Atmosphäre. Die Wolke zog über Großbritannien bis über das europäische Festland.
Nach dem Brand wurden die beiden Reaktoren außer Betrieb genommen, der Komplex von Windscale in Sellafield umbenannt. Doch die Skandalmeldungen aus der Anlage, wo 1956 noch ein Atomkraftwerk mit vier Reaktorblöcken seinen Betrieb aufnahm, gingen weiter. Immer wieder wurden Lecks entdeckt, radioaktive Lösungsmittel und Chemikalien einfach in die Irische See geleitet, auch Uran gelangte irrtümlich ins Meer. Mehrfach wurden Sicherheitspapiere gefälscht und Kontrollen nicht durchgeführt. Ab 2001 wurden die vier Reaktorblöcke nach und nach abgeschaltet. Heute ist in Sellafield nur noch die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Betrieb.

4. 21. Januar 1969 – Lucens, Schweiz
Stufe 4 – Unfall bis Stufe 5 – Ernster Unfall
Der schwere Unfall in der Schweiz ist außerhalb des Landes weitgehend in Vergessenheit geraten, nachträglich wurde er auf der INES-Skala zwischen 4 und 5 eingestuft. Glücklicherweise war der Versuchsreaktor Lucens recht klein und in eine Felskaverne eingebaut, überirdisch lagen nur das Dienstgebäude und die Notstromaggregate. Nach einer ersten Inbetriebnahme im Frühjahr 1968 wurde der Reaktor wieder stillgelegt und erst im Januar 1969 wieder hochgefahren. Durch eingesickertes Wasser waren aber in der Zwischenzeit unbemerkt die Umhüllungsrohre der Brennstäbe korrodiert, dies verhinderte bei der Wiederinbetriebnahme die Kühlung der Brennelemente. Es kam zu einer partiellen Kernschmelze. Da die erhöhte Radioaktivität früh gemessen wurde, konnte das Personal noch rechtzeitig evakuiert und die Kaverne verschlossen werden. Die Felskaverne wurde massiv verstrahlt, die radioaktiv verseuchten Trümmer konnten erst nach Jahren weggeräumt werden. Die Aufräumarbeiten dauerten bis Mai 1973. Die Trümmer wurden in versiegelten Behältern vorerst weiter auf dem Gelände gelagert, bis sie 2003 in das Zwischenlager Würenlingen gebracht wurden.

5. 31. Dezember 1978 – Belojarsk, Sowjetunion
Stufe 3 – Ernster Störfall bis Stufe 4 – Unfall
Auch diese Atomanlage östlich des Urals, etwa 50 Kilometer von Jekaterinburg entfernt, ist schon häufig mit diversen Pannen, Stör- und Unfällen bekannt geworden. 1964 und 1979 brannten mehrmals Brennelemente im ersten Block des Kernkraftwerks durch, das Personal wurde einer erheblichen Strahlenbelastung ausgesetzt. Auch in Block 2 kam es 1977 zu einer hohen Strahlenbelastung der Mitarbeiter, als bei einem Unfall die Hälfte der Brennstoffkanäle schmolzen. In der Silvesternacht 1978/79 kam es ebenfalls in Block 2 zu einem Zwischenfall, der verhältnismäßig glimpflich ausging, aber auch viel schlimmere Folgen hätte haben können (eingestuft als INES 3-4). Wahrscheinlich aufgrund der extremen Temperaturen von bis zu -50 Grad Celsius stürzte das Dach der Turbinenhalle ein. Es kam zu einem Kurzschluss, der einen Großbrand auslöste und Messleitungen zum Reaktor teilweise zerstörte. Um einen GAU zu verhindern, musste der Reaktor heruntergefahren werden, das Personal konnte die Schaltzentrale aber wegen des dichten Rauchs nur kurzzeitig betreten. Erst nach einigen Stunden war der Reaktor wieder unter Kontrolle. Acht Menschen wurden schwer verstrahlt.
Auch im September 2000 schrammte Belojarsk an einer Katastrophe vorbei. Nach einem Stromausfall sprangen die Notstromaggregate in Block 3, einem Schnellen Brüter, nicht an. Diese sind wichtig, weil sie im Notfall für die unentbehrliche Kühlung des Reaktorkerns sorgen. Ob die Reparatur der Dieselgeneratoren gerade noch rechtzeitig gelang oder ob der Meiler per Hand abgeschaltet werden musste, ist nicht klar.

6. 28. März 1979  – Three Mile Island, USA
Stufe 5 – Ernster Unfall
Der Beinahe-GAU im AKW Three Mile Island bei Harrisburg war bisher der größte Atomunfall in der Geschichte der USA. Auf der INES-Skala wurde er bei 5 eingestuft. Mit dem Ausfall von zwei Kühlpumpen begann in Block 2 eine verhängnisvolle Verkettung von technischem Versagen, falschen Messsignalen und Bedienungsfehlern, durch die es zu einer partiellen Kernschmelze kam. Radioaktives Wasser und kontaminierter Dampf traten aus. Der anschließende Versuch, das hochexplosive Gasgemisch aus dem Reaktorkern in einen Tank abzuleiten, schlug fehl. Wegen des extrem hohen Explosionsrisikos wurde zwei Tage nach dem eigentlichen Unfall noch einmal eine hochgiftige Wolke in die Atmosphäre entlassen. Wie viel Radioaktivität tatsächlich entwich, bleibt unklar. Als am 1. April Schwangeren und Kindern empfohlen wurde, die Gegend im Umkreis von acht Kilometern um den Meiler zu verlassen, waren Tausende von Anwohnern längst geflohen.
Der alles zerstörende GAU konnte auf Three Mile Island mit viel Glück vermieden werden. Aber warum das Stahlgefäß der extremen Hitze der partiellen Kernschmelze standhielt und die radioaktive Glut deshalb nicht aus dem Reaktor entweichen konnte, stellte Fachleute vor ein Rätsel.
Der unbeschädigte erste Block des Kernkraftwerks wurde nach einer Unterbrechung in den 80er-Jahren wieder in Betrieb genommen. Seine Betriebserlaubnis wurde bis 2034 verlängert.

7. 26. April 1986 – Tschernobyl, Ukraine
Stufe 7 – Katastrophaler Unfall
In der Nacht vom 25. zum 26. April 1986, wird ein scheinbar harmloses Experiment im Atomkraftwerk Tschernobyl fehlerhaft ausgeführt und gerät außer Kontrolle.


8. 30. September 1999 – Tokai Mura, Japan
Stufe 4 – Unfall
In der Uranwiederaufbereitungsanlage Tokai Mura, 130 Kilometer nordöstlich von Tokio, missachteten Arbeiter Vorschriften und füllten eine zu große Menge relativ hoch angereichertes Uran in einen Tank. Dadurch kam es zu einer unkontrollierten Kettenreaktion. Zwei Arbeiter wurden dabei so verstrahlt, dass sie wenige Monate später starben. Viele weitere Bedienstete erhielten deutlich erhöhte Strahlendosen. In geringem Maße wurde auch Radioaktivität in die Umgebung freigesetzt. Die Kettenreaktion dauerte über 20 Stunden. Der Informationsfluss an die Behörden und die Anwohner war mehr als schleppend: Das Management informierte die lokalen Behörden erst über eine Stunde nach Beginn der Kettenreaktion, die Anlage wurde erst nach zwei Stunden weiträumig abgesperrt, nach vier Stunden gab es die ersten Evakuierungen und nach fast acht Stunden wurden über 300.000 Einwohner im Umkreis von zehn Kilometern aufgefordert, in ihren Wohnungen zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Unfall wird von offizieller Seite mit INES 4 eingestuft.


9. 25. Juli 2006 – Forsmark, Schweden
Stufe 2 – Ernster Störfall
Wegen eines Kurzschlusses in der Umspannstation, in die das nur etwa 120 Kilometer von Stockholm entfernte Atomkraftwerk seinen Strom ins öffentliche Netz einspeist, wurde einer der drei Reaktoren über eine Schnellabschaltung auf ein Viertel seiner Nennleistung heruntergefahren. Um die Nachwärme des abgeschalteten Reaktors abzuführen, hätte ein Notkühlsystem automatisch anlaufen müssen. Aber nur zwei der vier Genera- toren sprangen an. Die anderen beiden startete die Betriebsmannschaft erst über 20 Minuten später, weil sie durch einen gleichzeitigen Teilausfall des Steuerungssystems den Überblick über den tatsächlichen Zustand des Reaktors verloren hatte.
Der ehemalige Konstruktionsleiter des Kraftwerks behauptete, Forsmark 1 habe kurz vor der Kernschmelze gestanden: Wären alle vier Generatoren ausgefallen, hätte niemand einen GAU verhindern können. Das wurde von offizieller Seite stets zurückgewiesen, der Meiler sei nie außer Kontrolle gewesen. Die schwedische Strahlenschutzbehörde bewertet den Vorfall als INES 2, räumte aber einige Wochen später ein, dass die Nachun- tersuchungen das Bild deutlich verschlechtert hätten. Auch Betreiber Vattenfall gestand – allerdings erst nach massiver Kritik durch Mitarbeiter des AKW Forsmark – Sicherheitsmängel ein.

10. März 2011 – Fukushima, Japan
mindestens Stufe 6 – Schwerer Unfall
Am 11. März erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 9,0 den Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu, anschließend überflutete eine Tsunami-Welle die Küste. In der im Erdbebengebiet gelegenen Atomanlage Fukushima I schalteten sich die Reaktorblöcke 1, 2 und 3 automatisch ab, die anderen drei waren nicht in Betrieb. Als Folge des Bebens brach das Stromnetz zusammen, für die dringend notwendige weitere Abkühlung der abgeschalteten Reaktoren wären jetzt die Notstromaggregate zuständig gewesen. Die Dieselgeneratoren aber waren durch den Tsunami beschädigt, batteriebetriebene Pumpen konnten die Kühlung nur für wenige Stunden gewährleisten. In der Not pumpten die Betreiber mit Bor versetztes Meerwasser in die Meiler.
Am 12. März explodierte der Reaktor 1, zwei Tage später erst Reaktor 3 und schließlich auch Reaktor 2. Angeblich blieben die Reaktorhüllen aber intakt. Im Reaktorblock 4 brannte es in einem Abklingbecken mit gebrauchten Brennelementen, das außerhalb der Stahlummantelung lag. Dabei wurde die Betonhülle des Reaktors beschädigt. Außerhalb der Anlage wurden hohe Strahlungswerte gemessen. Auch in den Blöcken 5 und 6 gab es Probleme mit der Kühlung. 200.000 Menschen wurden rund um die Anlage evakuiert. Beobachter gehen davon aus, dass es zumindest zu partiellen Kernschmelzen gekommen ist, offizielle Angaben fehlten bis Redaktionsschluss.
Die Betreiber der Fukushima-Anlagen, die Elektrizitätsgesellschaft Tepco, wird seit langem kritisiert. Die japanische Regierung hatte nach einer Untersuchung 2002 mitgeteilt, dass Tepco über Jahre geschlampt, Unfälle verschwiegen sowie systematisch und gezielt Reparaturberichte gefälscht habe.

Todes- und Krebsfälle durch Tschernobyl
Die gesundheitlichen Folgen der Katastrophe von Tschernobyl sind bis heute heftig umstritten, selbst über die Zahl der Strahlentoten gibt es unterschiedliche Angaben. Ein offizieller Bericht der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) von 2005 sprach von 56 Toten. Insgesamt könnten noch bis zu 4.000 Menschen als Folge der Strahlungsbelastung durch den Reaktorunfall sterben.
Diese Zahlen wurden von vielen Wissenschaftlern und Um-weltorganisationen als skandalös und verharmlosend kritisiert. Das Tschernobyl-Forum, ein internationales Fachgremium von Organisationen der Vereinten Nationen, schätzte im selben Jahr, dass es zwischen 5.000 und 10.000 zusätzliche Todesfälle durch Krebserkrankungen geben könnte. Eine von der Europaabgeordneten der Grünen, Rebecca Harms, 2006 in Auftrag gegebene Untersuchung (The Other Report on Chernobyl) geht sogar von 30.000 bis 60.000 zusätzlichen Krebstoten durch den Reaktorunfall aus.
Doch selbst wenn die Krebserkrankung nicht tödlich endet, bringt sie viel Leid mit sich. Sicher ist, dass es eine deutlich erhöhte Zahl von Schilddrüsentumoren, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, gibt. Außerdem haben Frauen in den hoch belasteten Regionen der Ukraine und Weißrusslands ein doppelt so hohes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Bei den stark belasteten Liquidatoren wurde in den ersten Jahren eine erhöhte Leukämierate beobachtet. Während die Hanhl der Schilddrücentumore bereits kurz nach dem Unglück in die Höhe ging, begann der Anstieg der Brustkrebsfälle erst etwa zehn Jahre nach dem Unfall. Deshalb ist wohl damit zu rechnen, dass es in Zukunft auch bei anderen Krebsarten einen Anstieg der Erkrankungen geben wird.



Donnerstag, 24. März 2011

Heute vor 90 Jahren: Die Ersten Olympischen Frauenspiele in Monte Carlo

Die vom 24. bis 31. März dauernde Veranstaltung mit etwa 100 Teilnehmern aus England, Frankreich, der Schweiz und Italien wurde vom International Sporting Club de Monaco organisiert. Ausgetragen wurden Laufwettbewerbe (zwischen 60 und 800 m, Hürden- und Staffelsprints), Hoch- und Weitsprung, Speerwerfen und Kugelstoßen.


(Bild aus www.geschichte.2me.net)
mehr bei Wikipedia

Sonntag, 20. März 2011

Ärger, Ansprüche und die Vergangenheit

Der SPIEGEL betitelt seinen Artikel über die gelungene WM-Verteidigung Vitali Klitschkos in der Schwergewichtsklasse mit »600 Euro, 169 Sekunden und viel Zorn«. »Das ist doch total die Verarsche. Ich habe 75 Euro für meine Karte bezahlt und konnte noch nicht einmal mein Bier austrinken, so schnell war alles vorbei.« , wird ein ärgerlicher Zuschauer zitiert.
Vielleicht hat es in den 60er Jahren auch Zuschauer gegeben, die sich nach einem schnellen K.O. ärgerten. Kann man ja auch verstehen. Nur: eine solche Meldung hätte es in den 60ern nicht gegeben, auch nicht in den 70ern. Damals hätten sich alle über die Verteidigung des WM-Gürtels gefreut und wären stolz gewesen. Heute sitzen die Leute vorm Fernseher oder am Ring und erwarten einen Sieg Vitali Klitschkos. Von vorneherein. Vor wenigen Monaten hatte Klitschko den Fans einen K.O.-Sieg versprochen gegen Ich-weiß-nicht-mehr. Ab der achten Runde wurden Publikum und Kommentator zunehmend unruhig, und es ging nur noch um die Frage, ob »Doktor Eisenfaust« sein Versprechen wahrzumachen imstande sein würde. Der Rest der Partie war eklig. Muß man die niederen Bedürfnisse der Menschen wirklich in dem Maße bedienen? Klitschko hätte den Kampf auf jeden Fall gewonnen. Ist es notwendig, die Gesundheit des Gegners aufs Spiel zu setzen, nur um vor seinen Fans gut dazustehen? Klitschko schien nur noch zu überlegen, wo er hinhauen muß, damit sein Gegner zu Boden geht. Es wirkte wie eine versuchte Hinrichtung.

Es geht mir nicht ums Boxen. Es geht mir um die Ansprüchlichkeit, die zugrunde liegende primitive Maßlosigkeit und deren hemmungslose Bedienung. Ich war immer – bis in die 90er Jahre – stolz auf die relativ zurückhaltende Wortwahl deutscher Fernsehberichterstatter bei sportlichen Großereignissen und konnte über die chauvinistische Berichterstattung des französischen Fernsehens nur den Kopf schütteln. Seit der deutschen Wiedervereinigung und der Einführung des Privatfernsehens hat der Wind auch bei uns aufgefrischt. Schade! Ich glaube, wir tun uns damit keinen Dienst. Ich glaube, die Größe eine Nation bemißt sich auch nach ihrer Zurückhaltung, und da werden uns die Privatsender in ihrer erzieherischen Funktion nichts zu bieten haben.

Eins der besten Genesis Medleys ever…

Genesis Old Medley (The Way We Walk) Live {19:38}

WalkerCorps
Am 20.03.2011 veröffentlicht 
Genesis - Old Medley: Dance On A Volcano/The Lamb Lies Down On Broadway/The Musical Box/Firth Of Fifth/I Know What I Like/That's All/Illegal Alien/Follow You, Follow Me
For more Genesis check Genesis Playlist in my Channel.

siehe auch:
- And then there were thirty-three… (Post, 25.06.2007)

Donnerstag, 17. März 2011

Markus Gäfgen verlangt Schmerzensgeld

hr-online berichtet über den Prozess, in welchem Markus Gäfgen, 2003 rechtskräftig als Entführer und Mörder des elfjährigen Bankierssohns Jakob von Metzler zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, auf Schmerzensgeld klagt. (siehe meinen Post vom 7.3.2008)

Ich erinnere daran, daß laut carechild.de die Rechte am Namen seines Mandanten und dessen Buches bei Gäfgens Anwalt Dr. Michael Heuchemer liegen.

Carechild.de zitiert (24.04.2007) auch aus der Homepage von Heuchemer:

WICHTIGER HINWEIS: STRAFRECHTLICHE VERFOLGUNG DROHT!
Vorsorglich wird darauf hingewiesen, dass Beleidigungen oder Drohungen mit strafbarem Inhalt zum Nachteil des Herrn Magnus Gäfgen oder des Herrn RA Dr. iur. Michael Heuchemer ohne jede Ausnahme und ohne weitere Vorwarnung strafrechtliche und zivilrechtliche Verfolgung auslösen.
Die Strafanzeige wird unverzüglich ausgebracht; zivilrechtliche Schritte folgen sogleich nach. Anonyme Schreiben, Faxdokumente oder e-mails werden ebenfalls ausnahmslos zur Anzeige gebracht und der Absender mit den geeigneten technischen Instrumentarien ermittelt. Verwiesen wird auf die Strafbarkeit insbesondere nach den §§ 126, 185 ff., 241 StGB. Es wird insoweit versichert, dass in besonnener Routine und Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft jedweder Verstoß mit allem Nachdruck verfolgt wird. Täter müssen ggf. mit der Durchsuchung ihrer Wohn- und Geschäftsräume (§§ 102, 105 StPO) und Beschlagnahmung ihrer elektronischen Geräte rechnen.
Die Verfahrenskosten des Strafverfahrens (§§ 465 ff StPO) sowie des Zivilverfahrens (§ 91 ZPO) hat jeweils der Täter zu tragen.

Zahlreiche Verfahren sind gerichtlich anhängig. Verfolgt wird ohne Ausnahme!

In welchem Staat leben wir?

Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg setzt die Wehrpflicht aus, ohne daß ein Konzept für eine Berufsarmee steht und ohne daß die finanziellen Konsequenzen durchgerechnet sind. Jetzt fehlt der Bundeswehr ein Viertel der Bewerber, und das Sparpotential (neuerdings ja mit »z«) ist zu niedrig. (siehe z.B. mdr oder n24)

CSU-Abgeordnete werfen Kanzlerin Merkel das Festhalten an ihrer Atompolitik vor mit dem Argument, ihre Haltung sei »in der jetzigen politischen Situation nicht mehrheitsfähig« (Aussage eines CSU-Politikers in einer Tagesschau-Sendung). Daraufhin legt Frau Merkel acht Meiler still. Die Opposition, eigentlich Kernkraft-Gegner, zweifelt an der Rechtmäßigkeit von Merkels Moratorium. (siehe z. B. Welt Online) Genauso Bundestagspräsident Lammert (CDU), der erst in der letzten Woche Merkels Umgang mit Gesetzen und dem Parlament kritisierte (siehe Welt Online).
siehe auch Bericht über den »Pakt für Wettbewerbsfähigkeit« (und den Kommentar) bei der auf faz.net

Das Bundesgesundheitsministerium bilanzierte in den letzten Tagen einen Verlust von einer halben Milliarde Euro, den die gesetzlichen Krankenkassen im letzten Jahr erzielten. Nun wollen die Kassen nicht entrichtete Zusatzbeiträge über die Hauptzollämter eintreiben lassen und dabei auch von Gehaltspfändungen Gebrauch machen

















(aus MMW-Fortschr.-Med. Nr. 6/2011)

Dabei hat der Gesundheitsfonds, dessen Aufgabe die Zuteilung der Versicherungsbeiträge an die Kassen ist, im letzten Jahr mit einem Überschuss von stolzen 4,2 Milliarden Euro abgeschlossen. Laut Gesetz muß der Gesundheitsfonds zwanzig Prozent der durchschnittlichen Monatszuweisungen als Liquiditätsreserve vorhalten. Dies entspricht momentan drei Milliarden Euro. Im Jahr 2010 hat der Fonds jedoch 4,2 Milliarden Euro Überschuss erzielt. Diese wiederum werden nicht ausgegeben, weil, so Gesundheitsminister Rösler, der Fonds Polster für konjunkturschwache Zeiten aufbauen müsse.
Auch in diesem Jahr wird der Gesundheitsfonds wohl wieder Überschüsse erzielen – der Schätzerkreis der Bundesregierung geht von einem Liquiditätsüberschuss von 6,2 Mrd. Euro am Ende des Jahres aus. Gleichzeitig zehren die Krankenkassen von ihrer Substanz und werden über kurz oder lang gezwungen, kollektiv Zusatzbeiträge zu erheben. Wenn die Kassen keine Beitragseinnahmen als Liquiditätsreserve an den Fonds abführen müssten, könnten sie mittelfristig ihre Kosten ganz ohne Zusatzbeiträge decken. Der Grund ist der: der Sozialausgleich, der gewährt wird, wenn die Zusatzbeiträge 2% des Gehaltes übersteigen, wird mindestens bis zum Jahr 2014 aus eben dieser Liquiditätsreserve bezahlt (Link zu Haufe – öffentlicher Dienst).
(siehe auch den Artikel bei den NachDenkSeiten)

Das Durcheinander der deutschen Politik ist wohl jedem, der ein wenig genauer hinsieht, offenbar. Was mir große Sorgen bereitet, ist die Tatsache, daß sich diese Art von Flickschusterei zunehmend in einer rechtlichen Grauzone abspielt, die nicht mehr wirklich durch Gesetze gedeckt ist: die Wehrpflicht wird ausgesetzt, obwohl sie im Grundgesetz verankert ist. Der Ausstieg aus dem Atomausstieg ist gesetzlich festgelegt, wird aber per Verordnung ausgesetzt. Das Parlament wird nicht rechtzeitig und nur rudimentär informiert. Der Gesundheitsfonds schließt mit einem Gewinn, der aber nicht an die gesetzlichen Kassen weitergegeben wird, und die gesetzlich Versicherten werden aus einem Topf gestützt, den sie selbst erst auffüllen müssen.
Das ist Politik hintenherum, das sind Entscheidungen, die dem Auge der Öffentlichkeit entzogen werden, das ist schäbige Augenwischerei, das ist Das-Fähnlein-nach-dem-Wind-hängen, das ist einfach undemokratisch.


übrigens: zu Bundestagspräsident Lammert und schlampig arbeitenden Journalisten hier ein Artikel von Stefan Niggemeier

Mittwoch, 16. März 2011

Kernkraft, Risiken, Wahrscheinlichkeiten und unsere Sprache

Jemand bietet mir eine Wette an: Ich setze 10 EUR ein und kann bei einer Chance von 50:50 die gleiche Summe – also ebenfalls 10 EUR – gewinnen, bin ich geneigt, die Wette einzugehen.
Jetzt kann man dieses Gedankenspiel bis zu einer gewissen Höhe fortsetzen. Irgendwann aber, sagen wir mal bei 1.000 EUR, wird mir das Risiko zu groß. Das hängt von meiner Risikobereitschaft und der Höhe meines Vermögens ab.

Wenn ich in ein Flugzeug einsteige, was mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10.000 abstürzen wird, werde ich das Riskio eingehen. Bei 1:100 wird es prekär. Wenn die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes 1:1 betrüge, würde kaum noch jemand das Flugzeug nehmen – es sei denn, er müßte vielleicht ein Erbe von 10 Millionen EUR geltend machen und hätte keine Wahl, anders zu dem betreffenden Notar zu gelangen.

Wenn ich abends in mein Auto steige, um nachhause zu fahren, gehe ich ein Risiko ein. Das Risiko, in einen Unfall zu geraten ist recht gering, das Risiko, dabei verletzt zu werden, ist noch geringer. Das Risiko, bei einem Unfall, in den ich gerate, getötet zu werden, ist noch geringer. Wie man an der Realität sieht, gehe ich dieses Risiko ein.

Wenn ich also ein Risiko eingehe, muß die Wahrscheinlichkeit, daß etwas Schlimmes passiert, gering sein gegenüber dem Vorteil, den ich habe. Es ergibt sich dann also eine Formel, in die die Wahrscheinlichkeit, Vor- bzw. Nachteil (also zum Beispiel Gewinn bzw. Verlust) und die Bewältigungsfähigkeit der Nachteile eingehen. Ein Milliardär wird andere Lottorisiken einzugehen gewillt sein als ein HARZ IV-Empfänger.

In der Talkshow von Sandra Maischberger "Die Geister, die wir riefen: Atomkraft außer Kontrolle?" gestern abend kritisiert der Präsident des Deutschen Atomforums, Ralf Güldner die Aussage von Umweltminiseter Röttgen, der gestern vor laufenden Kameras beteuert hatte: »Wir werden die deutschen Atomkraftwerke hundertprozentig sicher machen.« »Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit«, betont Güldner, und Wolfgang Renneberg, von 1998 bis 2009 Referatsleiter für Reaktorsicherheit und somit Chef der Bundesatomaufsicht, pflichtet ihm bei. Er spricht von einer trügerischen Sicherheit, die den Menschen suggeriert werde: »Es gibt immer ein Restrisiko.« Erhard Epple, SPD Urgestein, meint: »Das Dumme an solchen Unglücken ist, daß man sie sich halt nicht vorstellen kann – bis sie passieren.«

Kritik in der Süddeutschen

Die Süddeutsche vermeldet, daß Wolfgang Renneberg als Chef der hessischen Atomaufsicht 1997 ein Verfahren zur Stilllegung von Biblis A eingeleitet hatte und damit gescheitert war. In der Maischberger-Talkshow ging Renneberg näher auf den Unfall ein (siehe auch Wikipedia): aufgrund eines bei Wartungsarbeiten vergessenen Meißels brannte in Biblis A innerhalb des Containments der Motor einer Hauptkühlmittelpumpe, weil es zu einem Kurzschluß gekommen war. Was bei Wikipedia nicht steht und was ich aus der gestrigen Sendung erinnere: Beim Anfahren des Reaktors hätte die Mannschaft ein Geräusch gehört, aber nicht darauf reagiert. Die spätere Untersuchung habe ergeben, daß ein umherfliegender Gegenstand ein Loch geschlagen hätte. Dieses Loch habe gut auch in eine Kühlmittelleitung geschlagen werden können und wäre, da die Mannschaft nicht reagiert habe, möglicherweise zu spät entdeckt worden.
(siehe auch Schriftenreihe Reaktorsicherheit und Strahlenschutz – BMU – 2005–664, downloadbar unter Fußnote 30 des Wikipedia-Artikels)

Beim Lotto ist die Gewinnwahrscheinlichkeit konstant und beträgt immer 1 : 13.983.816, also bei zwei Reihen pro Woche durchschnittlich einen Sechser in 140.000 Jahren. 205 Spieler gewannen im Juni 1977 mit 6 richtigen Lottozahlen, die eine Woche zuvor schon beim niederländischen Lotto gewonnen hatten. [Quelle: winnersystem.org, siehe da unter: 6 Richtige aber die falschen richtigen Lottozahlen] Die Wahrscheinlichkeit, mit der in Deutschland und Holland an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden die gleichen Gewinnzahlen ermittelt werden, ist unglaublich gering, über den Daumen würde ich schätzen: so bei 10 hoch minus 27.

Was wir in den letzten Tagen gelernt haben – eigentlich haben wir es nicht gelernt, wir wußten es schon seit mindestens Juni 1977 – ist, daß völlig unwahrscheinliche Dinge trotzdem geschehen können. Es geschieht wohl nur alle 20 Milliarden Jahre (wieder über den Daumen gerechnet), daß die gleichen Gewinnzahlen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden in Holland und Deutschland auftauchen, aber es geschieht. Die Frage ist, ob wir auch bei völlig unwahrscheinlichen Risiken gewillt sind, die Konsequenzen aus einem »Lottogewinn« auf uns zu nehmen. Sind wir mit einem Restrisiko von 1 : 10 hoch minus 27 gewillt, die Möglichkeit der Verstrahlung von Rheinland-Pfalz für die nächsten 1000 Jahre auf uns zu nehmen?
Auch das rechnerisch völlig unwahrscheinliche wird irgendwann geschehen. Es ist zwar völlig unwahrscheinlich, aber irgendwann passiert’s. Bisher dachten wir, das völlig Unwahrscheinliche passiert nicht. In der letzten Woche haben möglicherweise Umweltminister Röttger und Bundeskanzlerin Merkel gelernt, daß das völlig Unwahrscheinliche passiert.

Schon 1985 konnte sich Peter F. Bringmann (bekannt durch »Theo gegen den Rest der Welt«) einen terroristischen Anschlag auf ein AKW vorstellen: über seinen ausgezeichneten (und 1987 nur ein einziges Mal ausgestrahlten – siehe dazu den SPIEGEL-Link) Fernseh-Zweiteiler »Gambit« (Darsteller u.a. Heinz Bennent, Peter Berling, Despina Pajanou, Dominic Raacke, Rolf Zacher und Hans Zander; Rezensionen bei Amazon; SPIEGEL-Link: Der GAU und das Mädchen) läßt sich im Internet fast nichts finden.

Also: welche Restrisiken gibt es, und welche sind wir zu welchem Preis einzugehen bereit?



Wenn man die Icons größer macht, sieht das sehr beeindruckend aus:

(Karten gefunden auf dem Landkarten-Blog)

aktualisiert: 22.03.2014

Dienstag, 15. März 2011

»Die haben die Drecksarbeit gemacht…«


Das ist eines von zwei Lieblingsbildern von Igor Kostin. (Beim ersten Link bis etwas unterhalb der Seitenhälfte scrollen.) Über die etwa 700.000 (laut Wikipedia 200.000) sogenannten Liquidatoren sagt er: »Zuerst haben sie es mit Robotern versucht. Die haben aber wegen der hohen Strahlung nicht funktioniert. … Die haben die Drecksarbeit gemacht, und über die redet keiner mehr. 40 Sekunden lang durften sie auf dem Dach bleiben und haben eine Schippe in das Loch geschüttet. Dann sind sie zurückgerannt, haben eine Urkunde gekriegt und 100 Rubel und wurden weggeschickt. Denen will ich mit meinen Bildern ein Denkmal setzen.«

Siehe auch
- Radio 91.2: Schlimmste Erinnerungen in der Ukraine
- Planet Wissen vom 29. Juli 2010: Atomkraft - Das ABC der Kernenergie

Montag, 14. März 2011

Sinn und Unsinn der Diagnosen-Kodierung

Die mit viel Aufwand betriebene Kodierung liefert offensichtlich inhaltlich wertlose Daten. Dieser Schluss ergibt sich aus einer mit einem Forschungspreis ausgezeichneten Dissertation an der Medizinischen Fakultät an der Universität Leipzig: Das pikante daran: Der KBV-Spitze ist dieses Problem bereits seit langem bekannt.
Wichtig bei der Kodierung ist, dass sich die kodierten Daten auch zuverlässig und replizierbar dekodieren lassen – sonst ist der Aufwand überflüssig und wirtschaftliche sowie gesundheitspolitische Entscheidung werden aufgrund falscher Annahmen gefällt. Diese Problematik stand im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. med. Rosemarie Wo- ckenfuss. Sie untersuchte anhand der Ergebnisse der Sächsischen Epidemiologi- schen Studie in der Allgemeinmedizin (SESAM-2), ob die ICD-10 den Anspruch der Reliabilität zur Darstellung der Morbidität erfüllen kann.

Link zum Download der Studie

aus den Mitteilung des bvvp (Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten) vom 9.3.2011


Die letzten beiden Sätze der Dissertation lauten:

Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass für die Bekannten Dauerdiagnosen und Neuen Diagnosen nur noch auf Kapitelebene eine mäßige Abbildung der Morbidität mit der ICD-10 gelang, bei den Beratungsanlässen war selbst das schon nicht mehr möglich.
Somit ist die Reliabilität der ICD-10 in der Allgemeinmedizin nicht ausreichend.


Sprache, Sauberkeit und die Medien

Gerade habe ich in der Tagesschau gehört, die Absetzung des Gorch-Fock-Kommandanten Norbert Schatz sei voreilig gewesen.
Der ehemalige Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg hat Norbert Schatz aber nicht abgesetzt, obwohl dies in den Medien mehrmals so berichtet worden ist, sondern suspendiert.

Suspendieren heiß aber eben nicht absetzen sondern aussetzen.
Das, was jetzt voreilig gewesen sein soll, hat es also nie gegeben.

Genauso der Fall mit der Anfang November zu Tode gestürzten Offiziersanwärterin auf der Gorch Fock:
Die BILD-Zeitung meldet – und der deutsche Blätterwald schreibt mit –, die Offiziersanwärterin sei aufgrund ihres Gewichtes von 83 Kilo bei einer Körpergröße von 1,58 m gar nicht dienstfähig gewesen. (In dem von mir zitierten Beispiel aus »evangelisch.de« ist übrigens – siehe den orangefarbenen Einschub mit mehreren Links – auch von der Absetzung des Gorch-Fock-Kommandanten die Rede.) Vier Tage brauchte es herauszufinden, daß die Leiche der Soldatin vor dem Heimtransport mit 23 Kilo Formaldehyd einbalsamiert worden war. Ich hatte Schwierigkeiten, zu meiner letzten Aussage Meldungen zu finden. Die Anzahl der auffindbaren Meldungen über die Dienstunfähigkeit der Unteroffizierin ist wesentlich größer als die, die die Unstimmigkeit auflösen.

Wenn ich nun gestern im ZDF Meldungen höre, von dem Atomkraftwerk stünde nach der Explosion nur noch das Stahlgerippe, wird mir übel. So kann man die Bevölkerung nicht mit Informationen versorgen. Der ruhigen und besonnenen Berichterstattung der ARD ein großes Kompliment. Im Life-Ticker am Unterrand meines Browsers lese ich gerade: »ZDF – Nur Jod hilft«. Dazu Folgendes: Nach Tschernobyl sind in Deutschland tatsächlich Menschen ums Leben gekommen, nur: sie starben, weil sie bei einer unerkannten Schilddrüsenüberfunktion prophylaktisch Jod-Tabletten eingenommen hatten. Also: Ruhe bewahren, Atomkraftwerke abschalten und die Hirne nicht zu heiß laufen lassen.

Ach ja, beinahe hätte ich unseren Guido vergessen. Er erzählt heute tatsächlich vor der Kamera, es habe sich eine neue Situation ergeben, weswegen man über den Ausstieg (aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg) aus der Atomkraft ebenfalls neu nachdenken müsse. Wenn es die Katastrophe in Japan nicht gegeben hätte und im Sommer ein Passagierflugzeug auf ein AKW gefallen wäre und unter dem Strich eine Kernschmelze entstanden wäre, würde er auch da stehen und erzählen, eine neue Situation sei entstanden.

Eine Situation, die bei uns in Deutschland entstehen könnte, ist ein Vulkanausbruch in der Eifel. Der letzte war vor 12.000 Jahren. Ein populärwissenschaftliches Feature – ich glaube auf vox – von BBC berichtete vor etwa einem halben Jahr davon. Auf der Seite duckhome.de wird von einem Erdbeben bei Basel der Stärke 10 im Jahr 1356 berichtet, es gibt auch was über Eifelvulkane…

Tanja Gönner, Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen, erzählt gerade im ARD Brennpunkt, »wir haben die Atomenergie immer als Übergangstechnologie bezeichnet«. Na ja, sie ist im Wahlkampf.

Siehe auch »Störungen und Betriebsabweichungen« und das darauf folgende Kapitel im Wikipedia-Aufsatz über Fukushima: der privatwirtschaftliche Betrieb von AKWs ist problematisch. Und wenn die Meldung bei Wikipedia stimmt, die Ersatzgeneratoren hätten aufgrund ungeeigneter Kabel nicht angeschlossen werden können, dann kann ich dazu nichts mehr sagen.

Wenn wir, was ich uns allen wünsche, noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen sollten, dürfen wir nicht vergessen: Da sind noch ein paar Bälle, die zur Zeit jongliert werden, ohne daß man sie wirklich unter Kontrolle hat und die uns noch einige Probleme bereiten werden:
– die Atommüll-Endlagerung
– gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel
– Nano-Technologie
– das internationale Währungssystem (siehe meinen Post vom 12. März)

Sonntag, 13. März 2011

Energieversorgung

Ich kann mich noch daran erinnern, wie unser Chemielehrer – ich muß da in der zehnten oder elften Klasse gewesen sein – vor der Tafel entlangschritt. Er hatte die Angewohnheit, sich das lange Lineal zu nehmen, das eine Ende in der linken Hand, das andere auf der linken Fußspitze aufgestützt, und, die rechte Hand in der Hosentasche, vor der Tafel hin und her zu wandern und uns etwas zu erzählen. Diesesmal war es der Brüter. Das sei klasse, meinte er, das wäre ein besonderes Atomkraftwerk, welches sich seinen Treibstoff selbst herstellt. Und nicht nur das, es würde sogar zusätzliches spaltbares Material herstellen, welches dann andere Atomkraftwerke versorgen würde.
Inzwischen ist die Brüter-Technologie, wie auch so viele andere Dinge, die mit der zivilen Nutzung der Kernkraft zu tun haben, entzaubert, wenn nicht entlarvt. Realität wird unter anderem durch Worte hergestellt. Und die Eier, die ein Huhn legt – und dann ausbrütet –, konnte sich in der Wienerwald-Zeit jeder gut vorstellen. Prinzipiell funktioniert unser Hirn auf BILD-Zeitungs-Niveau. Alles, was komplizierter ist, davon lassen wir lieber die Finger bzw. unsere grauen Zellen.

»Die Grenzen des Wachstums«, eine vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie von Dennis L. Meadows machten – genauso wie die vier autofreien Sonntage 1973 – die Menschen – mich auch – zum erstenmal wach – zumindest einige. Der Gedanke, daß die fossilen Energien der Erde und überhaupt die Ressourcen der Erde begrenzt sein könnten, war mir bis Anfang der 70er Jahre – wie wohl den meisten – nicht gekommen. Und Visionäre wie Buckminster Fuller (Operating Manual for Spaceship Earth) wurden in Zeiten von Flipper, Bonanza und Emma Peel allenfalls von den Beatles beachtet.



Links zu Buckminster Fuller:
als erstes natürlich auf meinem Blog: Heute vor 25 Jahren
Telepolis: Buckminster Fuller, Der weitsichtigste Mann unseres Jahrhunderts
archINFORM: Richard Buckminster Fuller
thirteen.org: Buckminster Fuller

Eine sogenannte Dymaxion Map [Quelle: habe ich ganz alleine gemacht, sie stammt keinesfalls von Dymaxion Artifacts]
Wikipedia: Dymaxion House

Von der Atomenergie war nach den Unfällen von Sellafield, Three Mile Island und Tschernobyl der Lack ab. Nach den Demonstrationen in Brokdorf und Gorleben und der Diffamierung der Kernkraftgegner wurde mir klar, daß die zivile Nutzung der Kernkraft politisch/industriell gewollt war und über Subventionen gesteuert wurde. Jetzt ist die Kernkraft als sogenannte Brückentechnologie »alternativlos« (Angela Merkels Unwort des Jahres). Aber Kernkraft wurde zur Brückentechnologie (ebenfalls fürs Unwort des Jahres nominiert) gemacht – durch Subventionen.

Links dazu:
Deutschlandfunk: Die Kosten von Atomstrom
ZEIT Online: "Nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Form der Stromerzeugung"
Telepolis: Teurer Atomstrom
Solar e.V.: Vergleich der Subventionen von Atomkraft und Erneuerbaren Energien
Friedrich-Naumann-Stiftung: Hentrich, Gute und böse Investitionen?

Der Filz zwischen Politik und Industrie wurde im Zuge der Auseinandersetzungen um den Salzstock Asse als Atommüllendlager ruchbar. (Ich schreibe absichtlich ruchbar, weil mir für den Nachweis die Zeit fehlt.)

Links:
Greenpeace: Originalakten zeigen: Asse war Test für Gorleben, Greenpeace stellt weitere Dokumente zur Endlagersuche ins Internet
brakhage-info: Asse, Gorleben & Co.
taz: GUTACHTEN ZUM ATOMENDLAGER GORLEBEN: Politischer Druck auf die Wissenschaft
Bergedorfer Zeitung: Asse-Skandal reicht bis nach Geesthacht
paperblog: ASSE-Skandal: Die JOURNAILLE als Atom-Lobby und das Schutzschild für Angela Merkel (CDU)
Neue Presse, Hannover: Wulff: Verantwortung für Asse-Skandal kaum zu klären
Frankfurter Rundschau: Decke eingestürzt





















zum Download:
Studie der Heinrich-Böll-Stiftung: Rosenkranz, Mythos Atomkraft
bei Heike Sperling: Lotter, Sterne lügen nicht (über die Schwierigkeit der Vermittlung komplexer Sachverhalte)


zum Schluß:
Auch wenn die atomare Katastrophe in Japan noch in Gange ist – und mir wird übel, wenn ich nur daran denke –, und auch wenn meine Forderungen absonderlich klingen:
Deutschland benötigt starke, transportable Stromgeneratoren, die nach einem Stromausfall die Stromversorgung eines AKW sichern.
Wir benötigen Luftabwehrraketen in der Nähe eines jeden Atomkraftwerks.
Der stärker radioaktive Müll (der schwach radioaktive nicht) muß in Glas eingeschmolzen und so eingeschmolzen gelagert werden, um das Entweichen in das Grundwassser zu unterbinden. Kein Salzstock ist sicher genug. Bei Radioaktivität darf der Spruch »aus den Augen – aus dem Sinn« nicht verfangen.
Für die Zukunft müssen wir mir Kernkraftwerken noch eine Weile leben.
Bis die Fusionstechnologie zur Verfügung steht, braucht es noch Zeit. Ich halte sie für deutlich sicherer als die Kernspaltung.
Wasserstoff ist die Energiewährung der Zukunft. Letztlich wird dies Währung aber nur durch Spaltung von Wasser zu gewinnen sein, heißt: im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, in denen Energie drinsteckt, steckt in Wasser keine Energie, ich muß Energie reintun, um Wasserstoff zu erhalten. Ich bezeichne Wasserstoff als Energiewährung, weil er sich transportieren läßt. Dieser Wasserstoff muß aber zuerst hergestellt werden.
Eine interessante und meiner Meinung nach zuwenig beachtete Figur in diesen Gedankenspielen ist Ludwig Bölkow. (Die Älteren werden sich vielleicht noch an Messerschmitt–Bölkow–Blohm erinnern, kurz: MBB, ging später in der DASA auf, und die wurde ein Teil von EADS.) Bölkow entwickelte die Messerschmitt Me 262 mit, das erste Militärflugzeug mit Strahltriebwerken. Nach dem Krieg baute er das erste glasfaserverstärkte Segelflugzeug, die Fs 24 Phönix, damals ein absolutes Novum. 1983 gründete er in Ottobrunn die Ludwig-Bölkow-Stiftung, deren Aufgabe es ist, sich um die ökolische Umsetzung von Technologie zu kümmern. Einige Solarfirmen sind aus dieser Stiftung hervorgegangen. Die Stiftung lobt auch einen Technologie-Preis aus.
Das Energiekonzept von Ludwig Bölkow wird wohl auf der Seite der Solarinitiative München Land stimmig vorgestellt.

Noch einige Links:
SPIEGEL Online: Der Visionär
Institut für Ökologische Stadtentwicklung – Energie-Links
Wikipedia: Energiespeicher
H2Blog: Wassserstoff nachhaltig erzeugen
Simla e.V.: Energieträger im Vergleich (PP-Präsentation)
Solarserver: CDU-Parteiaustritt eines Photovoltaik-Unternehmers: Offener Brief an Bundeskanzlerin Merkel







Und wenn Umweltminister Röttgen meint, angesichts der Katastrophe in Japan müsse die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke neu überdacht werden, dann kann ich nur fragen, was passieren muß, bis CDU-Gehirne anlaufen. Vor Überhitzung jedenfalls brauchen wir da keine Angst zu haben.

Samstag, 12. März 2011

Was bei einer Kernschmelze passiert

bei der Tagesschau
bei Wikipedia
ausführliche Darstellung bei der Bürgerinitiative Umweltschutz (BIU) , Hannover
Artikel auf ZEIT-Online

Bild aus einer einfachen Darstellung der Geusschool

Die Saat für die nächste Krise…

Der Internationale Währungsfonds (IWF) kritisiert mit ungewöhnlich klaren Worten, dass das Finanzsystem jetzt noch anfälliger ist als vor der Finanzkrise.

»Ohne diplomatisches Geschwafel stellt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer nun bekannt gewordenen internen Studie das grandiose Scheitern der Regierungen im Rahmen der Finanzkrise fest.«

mehr bei Telepolis

Freitag, 11. März 2011

Way Home…


Jon & Vangelis - I'll Find My Way Home von albertulloamsn



Steve Winwood, Eric Clapton - Can't Find My Way Home