Freitag, 8. Juli 2011

Vor 65 Jahren: Die USA beginnen mit den ersten Atombombentests

Die Zerstörung eines Paradieses


Die Inseln des Bikini-Atolls liegen mitten im Pazifischen Ozean, fernab aller Schifffahrtslinien. Ihre Landfläche beträgt gerade einmal 6 km2. Bis 1946 lebten knapp 200 Menschen dort, die meisten auf der namensgebenden Hauptinsel. Dass der Name Bikini heute weltweit bekannt ist, liegt an zwei Ereignissen, die unmittelbar zusammenhängen: Vor 65 Jahren, am 1. Juli 1946 zündeten die USA auf Bikini zum ersten Mal eine Atombombe und wenige Tage später präsentierte der französische Modeschöpfer Louis Reard in Paris unter dem gleichen Namen einen zweiteiligen Badeanzug, den er in Anspielung auf die Vorgänge im Pazifik als »la premiere bombe an-atomique« bezeichnete, als erste anatomische Bombe. Dass sich die Menschen mehr über den freizügigen Badeanzug entrüsteten als über den Atombombenversuch, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zeitgeist jener Jahre.

Atompilz über Bikini nach einer Bombenzündung
Die Einwohner des Bikini-Atolls waren auf Nachbarinseln umgesiedelt worden, vor Ort waren stattdessen Zehntausende von Forschern, Technikern und Militärs, als die »Able« mit 23 kt Sprengkraft abgeworfen wurde. Sie war die erste von insgesamt 23 Atombomben, die in den nächsten zwölf Jahren auf dem Atoll zur Explosion gebracht wurden. Die Inseln sind bis heute nicht wieder besiedelt, allerdings sind sie auch kein Sperrgebiet mehr.
aus dem Brockhaus Tageskalender »Abenteuer Geschichte«


Der Einwand von Anonym (die ursprüngliche Überschrift lautete, wie im zitierten Kalenderblatt, »Die USA zünden die erste Atombombe«) ist völlig richtig, die Brockhaus-Tageskalender-Überschrift ist falsch. Gemeint ist der Beginn der Atomwaffentests. Ich zitiere im Folgenden Wikipedia-Einträge:

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Der erste Atombombentest fand am 16. Juli 1945 auf dem Gelände der White Sands Missile Range in der Nähe der Stadt Alamogordo (New Mexico, USA) unter dem Namen Trinity-Test (dt. Dreifaltigkeit) statt. [Kernwaffentest, Geschichte, Wikipedia]

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Am 6. August 1945, also 21 Tage nach dem ersten erfolgreichen Test bei Alamogordo, warf der Bomber Enola Gay die erste Atombombe (Sprengstoff: Uran-235), Little Boy genannt, über der Küstenstadt Hiroshima ab, wo sie um 8.15 Uhr Ortszeit in etwa 600 m Höhe über dem Boden detonierte. Rund 90.000 Menschen starben sofort, weitere 50.000 Menschen starben innerhalb von Tagen bis Wochen an der Strahlenkrankheit.
Am 9. August 1945 sollte der Bomber Bockscar die zweite Atombombe (Sprengstoff: Plutonium-239), Fat Man genannt, über Kokura abwerfen. Als dort auch nach drei Anflügen noch schlechte Sicht herrschte und der Treibstoff knapp wurde, wich der Kommandant auf das Alternativziel, die Küstenstadt Nagasaki, aus. Da auch dort die Wolkendecke zu dicht war, wurde das Stadtzentrum um mehrere Kilometer verfehlt. Weil zudem das Stadtgebiet hügeliger als das Hiroshimas ist, was die Ausbreitung der Druckwelle behinderte, waren dort weniger Opfer zu beklagen – obwohl Fat Mans Sprengkraft rund doppelt so stark war wie die von Little Boy. Dennoch kamen bei diesem Angriff 36.000 Menschen sofort ums Leben, weitere 40.000 Menschen wurden so stark verstrahlt, dass sie innerhalb von Tagen bis Wochen starben. [Kernwaffe, Einsatz gegen Hiroshima und Nagasaki, Wikipedia]
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Die Operation Crossroads [ dies ist die Testreihe, von der der Kalenderblatt-Artikel spricht, Anmerkung von mir ] war die zweite Kernwaffentestoperationder Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Sie umfasste zwei Nukleartests, Able und Baker, auf dem Bikini-Atoll im amerikanischen Treuhandgebiet Pazifische Inseln im Sommer 1946, jeder mit einem TNT-Äquivalent von 23 kT: Test Able war eine am 1. Juli 1946 von einer Boeing B-29 abgeworfene und in 158 Metern Höhe über der Lagune gezündete Mk.3-Implosionsbombe, Test Baker war eine Unterwasserzündung einer baugleichen Bombe in 27 Metern Tiefe und erfolgte am 25. Juli 1946.[1] Ein dritter geplanter Test, Charlie, sollte am 1. März 1947 in noch größerer Tiefe stattfinden, wurde jedoch abgesagt.[2]
Verlauf einer Kernwaffenexplosion 
An der Operation Crossroads waren insgesamt über 42.000 Soldaten, hauptsächlich Angehörige der US-Marine, und zivile Wissenschaftler beteiligt; darüber hinaus 149 Begleitschiffe und insgesamt 100 Zielschiffe sowie 156 Flugzeuge.[3] Die beiden Kernwaffentests waren die ersten Tests, die vor den Augen der Weltöffentlichkeit stattfanden. Über einhundert Reporter waren anwesend, ebenso militärische und wissenschaftliche Beobachter aus aller Welt, unter anderem aus der Sowjetunion.[4] [Operation Crossroads, Wikipedia; Bildnachweis der Animation: Kernwaffentest, Testorte, Wikipedia]
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Bei Wikipedia findet sich eine Liste bisheriger Kernwaffentests.


Für die Gruppe GTR hat Steve Howe ein Lied geschrieben, das später auch von Anderson, Bruford, Wakeman, Howe aufgeführt wurde, und zwar zu den britischen Kernwaffentests in Maralinga : Birthright (ursprünglich This World’s Big Enough)

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The song "Birthright" concerns the British nuclear tests at Maralinga and
incorporates some material originally written by Howe and Max Bacon for their post-GTR band Nerotrend. [Anderson Bruford Wakeman Howe_(album), Song notes, Wikipedia]
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birthright-ABWH [6:47]   Text (Songtexte.com)   
Hochgeladen am 22.04.2011
jon anderson
bill bruford
rick wakeman
steve howe


zuletzt aktualisiert am 20.05.2016