Freitag, 23. März 2012

Ich dachte, es sei ein Witz…

Auf der SPIEGEL-Online-Seite, auf welcher über die Vereidigung unseres neuen Bundespräsidenten Gauck berichtet wird, sah ich folgende Anzeige und dachte zuerst, es sei ein Witz:

Dem ist aber anscheinend nicht so.
Wie der Internet-Auftritt der beiden Wirtschaftsexperten berichtet: »Mit Professor Bert Rürup und Carsten Maschmeyer haben sich zwei renommierte Experten zusammengetan.«



Bert Rürup, SPD-Mitglied und Wirtschaftsberater, war 1999-2001 Mitglied im Expertenkreis des Bundesarbeitsministers zur Vorbereitung der Rentenreform 2001, seit 2000 Vorsitzender des Sozialbeirats für die Rentenversicherung. Seit 2002 hat er den Vorsitz in der Sachverständigenkommission zur Neuordnung der Besteuerung von Altersvorsorgeaufwendungen und Alterseinkommen und in der Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme, in den Medien auch als Rürup-Kommission bezeichnet. Ziel der Kommission war es, Konzepte für die Beitragsstabilität von Renten- und Krankenversicherung zu erarbeiten. Im März 2005 übernahm er den Vorsitz im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (auch Rat der Wirtschaftsweisen genannt).

Carsten Maschmeyer, seit 2009 mit der Schauspielerin Veronica Ferres liiert, baute die Finanzvertriebsgesellschaft AWD Holding AG auf und war bis zum 31. März 2009 ihr langjähriger Co-Vorstandsvorsitzender. Mit Bert Rürup gründete er 2010 die MaschmeyerRürup AG. Über seine dubiosen Geschäftspraktiken kann man überall im Internet lesen. Hier allein drei Nachrichten bei den lesenswerten Nachdenkseiten:
21.1.2011: „Maschmeyer: Die Unschuld vom Maschsee“ lief bei Panorama in der ARD
16.2.2011: Weitere Informationen zu Maschmeyer, AWD, Panorama, PR, etc.
10.3.2011: Was wusste Christian Wulff, heute Bundespräsident, von den Drückermethoden seines Freundes Maschmeyer? Fragen Sie ihn!

Hier, in der Nähe des Hannoverschen Zoos, befindet sich
das imposante Domizil der MaschmeyerRürup AG

Georg Schramm alias Lothar Dombrowski bei der GLS Bank [28:00]
Veröffentlicht am 15.07.2014
Der Kabarettist und GLS Bank-Kunde Georg Schramm hielt anlässlich des 40. Bank-Geburtstags der GLS Bank im Bochumer RuhrCongress am 13. Juni 2014 eine fulminante und kritische Rede über die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Konflikte.

Dienstag, 13. März 2012

»Wie sind Sie denn versichert?«

Zur besseren Versorgung von psychisch kranken Patienten wurde vor kurzem in Baden-Württemberg ein Facharztvertrag nach § 73 c SGB V für die Fachbereiche Psychotherapie, Neurologie und Psychiatrie abgeschlossen (siehe auch PP, Heft 11/2011). Unterschrieben haben die AOK Baden-Württemberg, die Bosch-BKK sowie der Medi-Verbund und Berufsverbände. Nun müssen Psychotherapeuten und Ärzte entscheiden, ob sie an dem „Psycho-Vertrag“ teilnehmen. Er verspricht in akuten Fällen einen Termin innerhalb von drei Tagen bei einem Psychotherapeuten. Um teilzunehmen, müssen Patienten sich in den Hausarztvertrag der AOK einschreiben, der auch eine Teilnahme in den Facharztverträgen Kardiologie und Gastroenterologie – soweit erforderlich – verbindlich nach sich zieht. Und sie müssen natürlich bei der AOK oder Bosch-BKK versichert sein.

Mögliche Szenarien für telefonische Kontaktaufnahmen:



Patient (P): Ich brauche eine Psychotherapie und habe eine Überweisung vom Hausarzt. Gibt es bei Ihnen auch so lange Wartezeiten?

Psychotherapeut (Psych): Wie sind Sie denn versichert?

P: Ich bin nicht privat versichert, wenn Sie das meinen.

Psych: Nein, in welcher gesetzlichen Kasse?

P: Ich bin in der TK. Macht das denn einen Unterschied?

Psych: Ja, denn bei der AOK gibt es einen Vertrag, mit dem Sie schneller einen Termin bekommen.

P: Na ja, ich bin aber mit der TK ansonsten sehr zufrieden.

Psych: Ja, also, ich bin verpflichtet, erst die Versicherten der AOK zu nehmen. Deswegen dauert es bei mir ziemlich lange. Da müssen Sie schon bis zu drei Monate bis zu einem Erstgespräch warten.

P: Und wenn ich in der AOK wäre?

Psych: Ja, dann könnten Sie an diesem Vertrag teilnehmen. Dann müsste ich Ihnen innerhalb von drei Tagen einen Termin geben, wenn es dringend ist.

P: Na ja, so dringend ist es nicht. Sagen Sie, bekommen Sie eigentlich mehr Geld, wenn Sie Leute in die AOK bringen?

Psych: Nein, aber für die Behandlung von Patienten der AOK.

P: Das ist doch dasselbe.

Ein anderer Patient:

P: Mich schickt der Soziale Dienst (SD) der Krankenkassen. Ich bin schon seit einer Woche krankgeschrieben, und es wird nicht besser.

Psych: Leider kann ich Ihnen da nicht helfen. Ich kann erst wieder Patienten in Behandlung nehmen, wenn die jetzigen Behandlungen abgeschlossen sind, das wird so in drei Monaten sein.

P: Die Frau vom SD hat gesagt, wenn Sie an dem AOK-Vertrag teilnehmen, dann müssen Sie mir einen Termin in drei Tagen geben.

Psych: Ich nehme aber nicht an dem Vertrag teil.

P: Ja, ich weiß, aber die Frau hat gemeint, ich soll Sie dazu überreden. Dann würde ich schneller einen Termin bekommen und Sie mehr Geld.

Psych: Das ist eine schwierige Frage. Sind Sie denn schon irgendwo eingeschrieben?

P: Nein, mein Hausarzt macht da auch nicht mit, aber den soll ich dann wechseln, hat die Frau vom SD gesagt.

Psych: Sind Sie denn mit Ihrem Hausarzt unzufrieden?


P: Nein, gar nicht. Der ist super, kommt nachts. Hat mich auch zu einem guten Kardiologen geschickt.

Psych: Ist denn Ihr Kardiologe im Facharztvertrag?

P: Keine Ahnung, aber warum ist das wichtig?

Psych: Wenn Sie sich in den Psycho-Facharztvertrag einschreiben, sind Sie auch für alle anderen Facharztverträge eingeschrieben.

P: Dürfen die sowas?

Psych: Offenbar.

P: Ja, und wenn ich mich einschreibe und dann einfach weiter zu einem gehe, der nicht im Vertrag ist?

Psych: Da müssen Sie mal die AOK fragen.

Und noch ein Patient: Ich habe eine Überweisung vom Hausarzt. Ich soll entweder eine Analyse oder eine tiefenpsychologische Therapie machen. Bin ich da bei Ihnen richtig?

Psych: Ja, das mache ich beides. In Vorgesprächen können wir klären, was für Sie das richtige ist.

P: Der Hausarzt hat mich gleich in diesen Psycho-Vertrag eingeschrieben, damit ich schneller einen Termin bekomme.

Psych: Dann muss ich Ihnen aber gleich sagen, dass eine Analyse in dem Vertrag nur bei bestimmten Diagnosen möglich ist.

P: Davon hat der Hausarzt nichts gesagt. Er meinte, dass ich jetzt schon so lange daran herummache, dass ich auch mit einer langen Therapie rechnen müsse. Ich bin 55 Jahre alt, und da hat sich viel angesammelt. Könnten Sie denn schon sagen, ob eine Analyse für mich infrage kommt?

Psych: Das geht so am Telefon natürlich nicht. Am besten, wir machen mal einen Termin aus und sehen dann weiter. In drei Wochen habe ich einen frei.

P: Der Hausarzt hat aber was von drei Tagen gesagt.

Psych: Das gilt nur für ganz akute Fälle.