Sonntag, 1. Januar 2012

Heute vor 100 Jahren: Proklamation der Republik China

Demokratie und Volkswohl in China

»Yuan Shikai läßt sich seinen Zopf abschneiden«,
Karikatur in »Le Petit Journal« vom 3. März 1912
Die Ereignisse der Revolution von 1911 hatten die Quing-Dynastie in höchste Bedrängnis gebracht und der Wille zur Modernisierung verbreitete sich überall in China. So rief der Revolutionsführer Sun Yat-Sen (1866-1925) am 1. Januar 1912 die Republik China aus und wurde ihr erster provisorischer Präsident. Im Februar 1912 dankten die Qing-Dynastie und der letzte Kaiser Pu Yi ab.

Sun Yat-Sens politische Vorstellungen beruhten auf den »Drei Prinzipien des Volkes«: Nationalismus, Demokratie und Volkswohl. Der jungen Republik fehlten aber die realen Mittel, vor allem die bewaffneten Streitkräfte, um ihre Macht zu festigen. Um einen Bürgerkrieg abzuwenden, trat Sun Yat-Sen im Februar 1912 zurück und machte den Weg für die Präsidentschaft des Militärführers Yuan Shikai frei. As erster offizieller Präsident der Republik China offenbarte er bald Alleinherrschaftsansprüche, ging gegen Reformpolitiker vor und rief sich 1915 selbst zum Kaiser aus. Damit hatte Yuan Shikai den Bogen jedoch überspannt: Er verlor die Unterstützung des Militärs und musste 1916 abdanken. Es folgte über ein Jahrzehnt der Bürgerkriege zwischen regionalen Militärführern.
Brockbaus - Abenteuer Geschichte 2012