Montag, 17. November 2014

Erich Kästner, Gedanken beim Überfahrenwerden

Gedanken beim Überfahrenwerden

Halt, mein Hut! Ist das das Ende?
Groß ist so ein Autobus.
Und wo hab' ich meine Hände?
Daß mir das passieren muß.

Arthur wohnt gleich in der Nähe.
Und es regnet. Hin ist hin.
Wenn mich Dorothee so sähe!
Gut, daß ich alleine bin.

Hab' ich die Theaterkarten,
als ich fortging, eingesteckt?
Pasternack wird auf mich warten.
Der Vertrag war fast perfekt.

Ist der Schreibtisch fest verschlossen?
Ohne mich macht Stern bankrott.
Gestern noch auf stolzen Rossen.
Morgen schon beim lieben Gott.

Bitte, nicht nach Hause bringen.
Dorothee erschrickt zu sehr.
Wer wird den Mephisto singen?
Na, ich hör' ihn ja nicht mehr.

Und ich hab' natürlich meinen
guten blauen Anzug an.
Anfangs wird sie furchtbar weinen.
Und dann kommt der nächste Mann.

Weitergehen! Das Gewimmel
hat doch wirklich keinen Sinn.
Hoffentlich gibt's keinen Himmel.
Denn da passe ich nicht hin.

Das Begräbnis erster Klasse,
mit Musik und echtem Sarg...
Dodo, aus der Sterbekasse
kriegst du zirka tausend Mark.

Andre würden gerne sterben.
Noch dazu bei voller Fahrt.
Nur die Möbel wirst du erben.
Hätt ich wenigstens gespart ...


„Ein Wunder eigener Art, dass seine Verse so anhaltend haftend sitzen in ihrem unverzichtbaren Witz und der Fähigkeit, das Schwere leicht zu sagen“ (Peter Rühmkorf). Jetzt sichern - Den schönen Leinenband mit Kästners Gedichten gibt’s nur noch bis zum 31.12.2014 bei ZweitausendeinsDann ist letztgültig Schluss. Leider.
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