Samstag, 22. November 2014

Unehrliche Banker

Für Bankangestellte gehört Unehrlichkeit zur eigenen Berufs-Identität. Das zeigt keine Krawall-Zeitung, sondern das renommierte Wissenschaftsmagazin Nature

Das Banksystem als das Rückgrat einer modernen Volkswirtschaft zu bezeichnen, ist gleich auf mehreren Ebenen richtig: Ohne Banken funktioniert die Arbeitsteilung der Wirtschaft nicht und gleichzeitig kann ein Bruch in dieser Wirbelsäule den kompletten Kreislauf ernsthaft schädigen. Wer die Skandale und Krisen der Finanzbranche in den letzten Jahren verfolgt hat, kann durchaus den Eindruck bekommen, dass hier Unehrlichkeit zu den Grundprinzipien gehört

Es wäre sicher dem einzelnen Mitarbeiter hinter dem Schalter gegenüber unfair, ihn oder sie mit dem Milliarden-Betrüger Jerôme Kerviel in einen Topf zu werfen. Aber angesichts der anscheinend fehlenden Lernfähigkeit des Systems kann man sich schon fragen, ob die Branche ein grundlegendes Problem hat. Genau diese Frage haben sich drei Wirtschaftswissenschaftler der Universität Zürich gestellt. Das Wissenschaftsmagazin Nature präsentiert jetzt ihre Erkenntnisse.

mehr:
- Unehrliche Banker (Matthias Gräbner, Telepolis, 20.11.2014)
Zitat:
Die Probanden hingegen, die in ihrer Bank-Identität steckten, berichteten zu 58,6 Prozent von erfolgreichen Würfen. Dabei erhöhte sich insbesondere der Anteil derer, die angeblich jedes Mal "Zahl" geworfen hatten. Ein Bankmitarbeiter, der sich seiner Rolle bewusst ist, tendiert demnach zu unehrlichem Verhalten. Die Forscher wiederholten ihren Versuch später mit Angestellten anderer Industrien und mit Studenten, denen sie bankspezifische Fragen stellten - derartige Unterschiede traten dabei nicht zu Tage.

Das liege offenbar, so die Forscher, an der Existenz einer Gruppennorm im Bankensektor. Im Normalfall hindert das Selbstbild eines ehrlichen Menschen Probanden auch unbeobachtet am Betrug. Dieses Selbstbild ist in der Banker-Rolle (und nur dort, "privat" sind Bankangestellte nicht unehrlicher als andere) offenbar abgeschwächt: sowohl in der Erwartung an sich selbst als auch in der Erwartung an das Gruppenverhalten.



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