Mittwoch, 10. Dezember 2014

Athen: Von anarchistischen Luftlandetruppen und anderen Surrealitäten

Ausschreitungen und Polizeigewalt zum Jahrestag der Ermordung des Schülers Alexis Grigoropoulo
"Aerometaferomenes monades tagmaton anarchikon" - übersetzt Luftlandetruppen der Anarchisten haben nach Ansicht des griechischen TV-Senders ANT1 in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Athener Innenstadt unsicher gemacht. Wie in jedem Jahr seit dem 6. Dezember 2008 wurde in Athen der Ermordung des fünfzehnjährigen Schülers Alexis Grigoropoulos gedacht (Athen brennt nicht).

Wie zu jedem Jahrestag wollte auch dieses Mal die Jugend des Landes ob der Perspektivlosigkeit und immer noch vorhandenen blinden Polizeigewalt ihre Wut in Demonstrationen zeigen. Dieses Jahr gab es einen weiteren Grund für Aufruhr. Der engste Freund Grigoropoulos, Nikos Romanos, befindet sich im Hungerstreik.

Nikos hatte an jenem denkwürdigen 6. Dezember seinen Namenstag zusammen mit seinen Freunden gefeiert, als es zum Zwischenfall mit der Polizei kam. Grigoropoulos starb buchstäblich in den Armen seines Freundes. Was folgte, ist die nahezu klischeehafte Entwicklung einer Verkettung ungünstiger Umstände und Entscheidungen. Der seinerzeit fünfzehnjährige Bub, ein Sprössling einer begüterten Familie, rutschte ab.

Romanos Großvater mütterlicherseits war vor Jahrzehnten Präsident einer Schriftstellervereinigung. Wegen Mordes an einem Kollegen wurde er in Haft genommen Die getrennten Eltern eint der gemeinsame Linksliberalismus. Sie zählen lieber zu den Intellektuellen, als zu den Reichen. Das zeigt sich zum Beispiel in der Tatsache, dass Romanos Vater mit einem einfachen Handy für 15 Euro telefoniert, während neben ihm in der Solidaritätsdemo der Anarchisten die vermummten Kids mit iPhones oder ähnlichen Smartphones neuester Generation hantieren.

mehr:
- Athen: Von anarchistischen Luftlandetruppen und anderen Surrealitäten (Wassilis Aswestopoulos, Telepolis, 09.12.2014)

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