Montag, 15. Juni 2015

Heute vor 43 Jahren – 15. Juni 1972: RAF-Terroristin Ulrike Meinhof verhaftet

Die Henne und das Ei: Wer ist hier krank im Kopf?


Vor 40 Jahren gab der Lehrer Fritz Rodewald der Polizei den entscheidenden Hinweis

Die Terroristin Ulrike Meinhof und ihr Begleiter Gerhard Müller wurden am 15. Juni 1972 von der Polizei in Hannover verhaftet. Damit waren wenige Wochen nach der blutigen Mai-Offensive der RAF die bekanntesten Mitglieder der Roten Armee Fraktion eingesperrt.

"Die festgenommenen Personen führten Pistolen des Kalibers neun Millimeter, eine Maschinenpistole, zwei selbst gefertigte Handgranaten, eine etwa viereinhalb Kilogramm schwere Bombe und zahlreiche gefüllte Magazine und diverse Munition mit sich."

Die Festnahme von Ulrike Meinhof und Gerhard Müller in Hannover-Langenhagen war für die Polizei ein großer Erfolg. Allerdings nicht in erster Linie wegen der gefundenen Waffen. Für die Sicherheitskräfte war von besonderer Bedeutung, dass Ulrike Meinhof durch einen Hinweis aus der Bevölkerung verhaftet werden konnte. Denn noch gab es den Mythos, dass die RAF über erhebliche Unterstützung in der Bevölkerung oder wenigstens in der Linken verfügte: die viel und heftig attackierten Sympathisanten. Öffentlich besonders scharf angegriffen worden war der Schriftsteller Heinrich Böll, der noch Anfang 1972 im "Spiegel" - besorgt darum, dass sie bei einer Festnahme erschossen werden könnte - Gnade für Ulrike Meinhof gefordert hatte:

"Will Ulrike Meinhof, dass es so kommt? Will sie Gnade oder wenigstens freies Geleit? Selbst wenn sie keines von beiden will: Einer muss es ihr anbieten. Dieser Prozess muss stattfinden, er muss der lebenden Meinhof gemacht werden. In Gegenwart der Weltöffentlichkeit."
siehe auch:
- Das Phänomen RAF (Annette Vowinckel, H-Soz-Kult, September 2004)

Ex-RAF-Terrorist Boock bei Anne Will 2 [2:33]

Hochgeladen am 22.11.2009

mehr:
- RAF-Terroristin Ulrike Meinhof verhaftet (Oliver Tolmein, Deutschlandradio Kultur, 15.06.2012)
siehe auch:
- Striptease und Ulrike Meinhof: Wie nahe doch die Gefühle beieinanderliegen… (Post, 08.12.2011)
- Klammer im Kopf (Jürgen Schneider, JungleWorld, 04.12.2002)
Zitat:
Peiffer stellte eine »Kausalität zwischen der Hirnveränderung und den realitätsverlustigen Terrorhandlungen« fest und schrieb weiter: »Aus fachärztlicher Sicht wären Hirnschäden des hier nachgewiesenen Ausmaßes und entsprechender Lokalisation unzweifelhaft Anlass gewesen, im Gerichtsverfahren Fragen nach der Zurechnungsfähigkeit zu stellen.«

Bogerts erklärte im November gegenüber der Presse: »Die Schuldfähigkeit Meinhofs war zu hinterfragen. Auf Grund des nicht zu entfernenden Tumors im mittleren Schläfenhirn, verbunden mit den Schädigungen durch den Eingriff 1962, lag nahe, dass ihre Psyche gestört war. Das Abgleiten in den Terror« sei, so der Magdeburger Professor weiter, »durch die Hirnerkrankung mit zu erklären«. Nach derzeitigem Kenntnisstand stehe zweifellos fest, dass eine derartige Hirnschädigung zu erheblichen psychischen Störungen und zu erhöhter pathologischer Aggressivität führe.

Bogerts knüpft an Bemühungen der Bundesanwaltschaft von 1973 an, Meinhof unter Zwangsnarkose neurologisch untersuchen zu lassen und dabei eine Szintigraphie durchzuführen. Damals sprach Bundesanwalt Zeis seine Absicht offen aus: »Wäre doch sehr peinlich, wenn sich herausstellte, dass alle diese Leute einer Verrückten nachgelaufen sind.« […]

Der italienische Terrorismusforscher Angelo Ventura gibt eine Erklärung, warum die Ursache »terroristischer Gewalt« gerne in psychischen Merkmalen lokalisiert wird: »Wenn der Terrorismus tatsächlich einzig ein Produkt von Dysfunktionen des sozialen und politischen Systems wäre, würde er aufgrund des kausalen Zusammenhangs von Ursache und Wirkung Züge des Fortschritts an sich tragen, das heißt eine Legitimation erhalten und quasi 'geadelt'.« (Stefan Seifert, Lotta Armata. Bewaffneter Kampf in Italien, 1991)
Öffentliche Proteste konnten die drohende Zwangsnarkose und Manipulation an Ulrike Meinhofs Gehirn verhindern.

mein Kommentar:
Leute, jetzt laßt mal die Kirche im Dorf! Die Gleichsetzung diagnostischer Maßnahmen mit »Manipulation« ist einfach unlogisch! Und sie zeigt, wie schnell gewisse Leute mit äußerst böswilligen Interpretationen bei der Hand sind.
Wenn jemand nach einer solch schweren Gehirnoperation nur noch mit der Waffe aus dem Haus geht (siehe meinen Post), spricht das für eine Persönlichkeitsveränderung. Deren Diagnose paßte den Linken damals wohl nicht in den Kram, hätte es doch deren politische Ziele möglicherweise infrage gestellt. Eine Gallionsfigur mit Verfolgungswahn ist schlecht für die politische Bewegung, die dahinter steht.
Die abwertende Äußerung von Bundesanwalt Zeis ist alles andere als deeskalierend.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß sich die gesamte extreme Linke damals verrannt hat.

Politik direkt | "Nichts bereut" - Der RAF Terrorist Christian Klar kommt frei [5:38]

Hochgeladen am 19.12.2008
Schuldig für neun Morde und elf Mordversuche - am 2. April 1985 wird der RAF- Terrorist Christian Klar von einem Stuttgarter Gericht verurteilt zu fünfmal "lebenslänglich" plus 15 Jahre. Das ist die höchste Strafe, die es jemals für Terroristen in Deutschland gegeben hat. In wenigen Tagen soll Christian Klar aus der Haft entlassen werden. So will es das Gesetz. Gutachter bescheinigen Klar, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgehe. Doch seine Taten hat er bis heute nicht bereut. Zudem weigert er sich, Hintergründe der Gewalttaten zu enthüllen. Das empört nicht nur die Angehörigen seiner Opfer. Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwaltes Buback, Michael Buback beklagt, seine Familie wird immer leiden, der Täter aber wird ins Leben entlassen.

- Dokumentation "Das geht anders" (Christian Klar, n-tv, 26.02.2007)



- Ulrike Meinhof - Die Biographie. Von Jutta Ditfurth. (Geschichtsforum.de, 06.10.2009)
- Ulrike Meinhof (SPIEGEL Online, Artikelsammlung)
- Baader-Meinhof: Klar oder krank (SPIEGEL Online, 27.08.1973)
Zitat:
Hermann Witter, 57, Professor für forensische Psychologie und Psychiatrie an der Saar-Universität in Homburg. Drei Wochen später fand die Kripo in der Garage des Mediziners -- zwischen Pkw und Öltank -- einen Benzinkanister samt Zeitzünder. […]
Als Professor Witter die Inhaftierte im Mai in der Anstalt Köln-Ossendorf aufsuchen wollte, empfing sie ihn schon beim Eintreten in die Zelle mit dem Schrei: "Mach, daß du rauskommst." Witter: "Ich habe Mitgefühl mit dieser Person, die sich in einer schrecklichen Situation befindet." […]
Zumindest noch 1966 klagte die spätere RAF-Genossin, sie sehe bei starker Ermüdung zuweilen Doppelbilder; auch wechselten bald nach der Operation Antriebsminderung mit euphorischem Antriebsschwung -- doch bleibt dabei völlig offen, ob solche Symptome auf den Tumor oder die Operation selber zurückgehen. […]

So sind Ulrike Meinhof Paragraph 51 Absatz 2 (verminderte Zurechnungsfähigkeit) und damit Strafmilderung so gut wie sicher -- ob ihre Anwälte und sie selber das wollen oder nicht.
- Albert Schmelzer, Vom Idealismus zum Terror – Ulrike Meinhof (Erziehungskunst.de, 1998, PDF)
Zitat:
In den 60er Jahren eskalierte der Krieg zwischen dem kommunistischen Norden Vietnams und dem von den USA protegierten Süden; immer massiver griff die Luftwaffe der Vereinigten Staaten in die Kämpfe ein, Angriffe gegen die Städte Nordvietnams wurden geflogen, die Deiche entlang des Roten Flusses bombar- diert. Der Terror gegen die Zivilbevölkerung löste weltweite Proteste aus, in Deutschland begann sich eine Außerparlamentarische Opposition zu formieren. Als der amerikanische Vizepräsident Hubert Humphrey im Frühjahr 1967 Deutschland besuchte, riefen die Studenten zu Demonstrationen auf; die »Kom- mune I«, eine revolutionäre Wohngemeinschaft, plante ein »Happening«: Hum- phrey sollte mit Pudding beworfen werden. Doch als die Gruppe ihr Vorhaben an einigen Bäumen im Grünewald ausprobierte, wurde sie entdeckt. Eine Welle der Empörung schwappte durch die Zeitungen, dabei wurde aus dem Puddingatten- tat unversehens ein Sprengstoffanschlag. »Bild« druckte eine fette Schlagzeile: »Geplant: Berlin – Bombenanschlag auf US-Vizepräsidenten.«
- Ulrike Meinhof 1934 – 1976 / Biografie (Dieter Wunderlich)
Zitat:
Ulrike Meinhof lehnte Brandstiftungen ab, weil die Menschen dadurch nicht über die Missstände aufgeklärt wurden, aber sie pflichtete dem Kommunarden Fritz Teufel bei, der gesagt hatte, es sei immer noch besser, ein Warenhaus anzuzünden, als ein Warenhaus zu betreiben, denn das Gesetz, das durch Brandstiftung gebrochen werde, schütze nicht Menschen, sondern das Eigentum von Leuten, die damit verantwortungslos umgingen.
- Kritik mit Methode? – Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik (Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2008, PDF)
- Die Väter als Komplizen ihrer mörderischen Kinder (Horst-Eberhard Richter, 30.03.2007)
Zitat:
Die soziale Reformbewegung der 70er Jahre sowie die Rebellion der RAF und ihrer Unterstützer haben eine Vorgeschichte in den Intergenerationen-Konflikten der 50er bis Mitte der 60er Jahre. Diese Vorgeschichte hatte mein Buch "Eltern, Kind und Neurose" behandelt, das erstmals 1963 erschien. Vom Anfang der 50er bis Anfang der 60er hatte ich es in einer Berliner Beratungs- und Forschungsstelle für seelische Störungen im Kinder- und Jugendalter mit Scharen von Kindern zu tun, denen Eltern unbewusst weitergaben, was sie aus Nazizeit und Krieg in ihrem Innern aus unverarbeiteten Konflikten angestaut hatten. Sie lebten mit Brüchen, mit unbewältigter Hörigkeit, mit Schuld und Traumen aus Flucht, und Verlusten. Und da waren Kinder mit psychosomatischen Symptomen oder Schulversagen, Unruhe, Jähzorn, Weglaufen, Klauen.
Die Eltern schwiegen, aber in den Symptomen der Kinder kam vieles von dem Verschwiegenen zum Vorschein. Die Kinder waren mit der geheimen Erwartung überfordert, die Eltern von Selbsthass zu befreien, ihr Scheitern durch Erfolge zu kompensieren, Partnerverluste zu ersetzen usw. Die Kinder benötigten unseren psychotherapeutischen Rückhalt. Die Eltern mussten lernen, sich mit ihren eigenen psychischen Lasten auseinanderzusetzen, anstatt sie weiterhin den dekompensierenden Kindern aufzubürden. Das war das Konzept unserer analytischen Familientherapie. […]

Selbst in verschiedenen Reform-Initiativen aktiv - wie in Obdachlosen-Arbeit, Eltern-Kind-Gruppen, Psychiatrie-Reform - lag ich in Dauerstreit mit den Militanten, die unser soziales Engagement als System-Unterwerfung diffamierten. Es war bedrückend, mit anzusehen, wie die Extremisten Ziel gesellschaftlicher Befreiung allmählich nur noch zur Rationalisierung eines mörderischen Hasses vorschoben. Als erfahrener Psychiater musste ich feststellen, dass die RAF in eine klassische paranoische Gruppen-Psychose hineinglitt. Jeder neue Mordanschlag schweißte sie enger zusammen.

Wie in ähnlichen fanatisierten Gruppen verboten sich jeder Selbstzweifel, jede kritische Reflexion. Die Auswahl von Objekten für Terroranschläge gerät außer Kontrolle. So wird Deutsche-Bank-Chef Herrhausen in dem Augenblick Mordopfer, als er ganz im Sinne der antiimperialistischen Doktrin der RAF Schuldenerlass für das verarmte Mexiko fordert. Der eindrucksvolle Dokumentarfilm von Andres Veiel hat diesen Hergang präzise nachgezeichnet.
- Filmheft der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (Bundeszentrale für politische Bildung)

Alfred Herrhausen 1989 (1_5).mp4 [10:49]

Hochgeladen am 13.04.2010 

Josef Ackermann bei "berlin direkt" [9:54]

Veröffentlicht am 14.01.2009
Interview mit Josef Ackermann vom 02.11.2008.

Gewinne der Deutschen Bank im November 2008 stehen im krassen Gegensatz zu den Verlusten, die im Januar 2009 mit 4,8 Mrd. Euro ausgewiesen wurden.

Josef Ackermann vertrat die Meinung: "Ich würde mich schämen, Gelder vom deutschen Steuerzahler anzunehmen".

Dafür wurde er von Kanzlerin Angela Merkel heftig kritisiert und zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass die Commerzbank unter den Rettungsschirm der BRD Zuflucht suchen wird.
Im Januar 2009 erhielt die Commerzbank insgesamt 18 Mrd. Kapitalstütze vom Staat und gab dafür 25% plus eine Aktien an den Staat ab. Euro Keuronfuih (Politprofiler) 

Schuldenerlass UNMÖGLICH: Josef Ackermann will nicht so enden wie Herrhausen [10:42]

Veröffentlicht am 15.05.2010
Herrhausen 1989 über Ost-West-Politik
http://www.youtube.com/view_play_list...

Herrhausen Attentat
http://www.youtube.com/view_play_list...
Josef Ackermann, der neue Heilige der EU-Bibel kennt seine Bestimmung - Schulden und Zinsen müssen auf Gedeih und Verderb zurück bezahlt werden. Er will nicht den gleichen Fehler wie Herrhausen begehen und sich für einen Schuldenerlass einsetzen.

Eine schnellere Überschuldung Deutschland beschleunigt den EU-Vereinungsprozess und garantiert eine schnelle Mitsprache der EU-Länder in deutschen Finanzangelegenheiten.

Die industrielle Leistung Deutschlands soll gleichmäßig in Europa aufgeteilt werden, das funktioniert nur über das Protektorat aus Brüssel und Angela Merkel kann ihre Pilatuspolitik weiter fortsetzen.


Die EURO-Stablisierungsgesetze sind aus deutscher Staatsbürger-Sicht inakzeptabel, aber trotzdem durchgesetzt worden, um die deutsche Demokratie zu schwächen und damit der deutschen Wirtschaft, die sich nicht an Staatsgrenzen hält zu übervorteilen.

Freiheit unter dem Verständnis der CDU ist Freiheit unter Aufgabe des Humanismus. Fälschlicher Weise verstehen wir Kapitalismus als Demokratie und erkennen nicht, dass dieses Geldsystem unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und jede Art der Regierungsform von Staaten beherrscht und erpresst - sogar der Kommunismus gehorcht diesem Geldsystem bedingungslose.

Die Politik ist nicht bereit das zu erkennen und wird wohl gerade deshalb vom Kapital so stark unterstützt, damit diese Menschen weiterhin an der Macht bleiben, denn sie kennen das Geheimnis der Geldentstehung nicht und wollen sie auch gar nicht kennen lernen.
Ein neues Geldsystem, das von Grund auf gerecht aufgebaut ist unter dieser politischen Führung nicht möglich, das gilt auch für den Rest der politischen Führungsriege. Jede ist darauf bedacht um die Vorherrschaft in diesem Geldsystem zu kämpfen und damit andere zu herrschen. Euro Keuronfuih (Politprofiler) 

Die RAF - Reportage deutsch über die RAF - Der Herbst des Terrors [1:24:46]

Veröffentlicht am 15.04.2013
Am Abend des 5. September 1977, kurz vor 17.30 Uhr, schießt ein gelber Mercedes rückwärts aus einer Einfahrt in die Kölner Vincent-Staatz-Straße und blockiert die Fahrbahn. Der Wagen des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer kann gerade noch eine Notbremsung machen. Die drei Personenschützer im nachfolgenden Mercedes fahren auf das Fahrzeug auf. Zeitgleich ziehen Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann, Willi-Peter Stoll und Stefan Wisniewski Maschinenpistolen aus einem Kinderwagen und eröffnen das Feuer auf die beiden ungepanzerten Autos. Die "Aktion Spindy" der RAF war in vollem Gange. Die Polizisten Brändle, Ulmer, Pieler und Schleyers Fahrer Marcisz sind nach wenigen Sekunden tot. Mindestens 119 Schüsse werden abgegeben. Hanns Martin Schleyer blieb unverletzt und wird entführt.

Andreas Baader - Gespräch mit seiner Mutter [8:04]

Hochgeladen am 22.08.2010
andreas baader - gespräch mit seiner mutter im juni 1977.
am 18. oktober 1977 starben andreas baader, gudrun ensslin und jan-carl raspe im hochsicherheitstrakt des gefängnisses stuttgart-stammheim, angeblich durch suizid.
irmgard möller überlebte schwer verletzt.

Die Baader Meinhof Gruppe vor Gericht - Dokumentation | Full Movie [1:42:28]

Veröffentlicht am 26.04.2012
Am 1. Juni 1972 werden die RAF-Terroristen Andreas Baader und Jan-Carl Raspe festgenommen. Wenig später fasst die Polizei auch Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Nach Jahren der Isolationshaft im eigens für RAF-Mitglieder neu erbauten Hochsicherheits-Gefängnis von Stuttgart-Stammheim beginnt am 21. Mai 1975 der Prozess gegen die Terroristen. Nachdem im Verlauf der Verhandlung viele Gesetzesänderungen erfolgen, um mit den scheinbar nicht kontrollierbaren Terroristen "kurzen Prozess" zu machen, lautet das Urteil am 28. April 1977 lebenslänglich für alle. Ulrike Meinhof ist zu diesem Zeitpunkt bereits fast ein Jahr tot - sie war am 9. Mai 1976 in ihrer Zelle erhängt gefunden worden, doch schnell wurden Zweifel an der Selbstmordversion laut. Nach der Befreiung der Geiseln einer entführten Lufthansa-Maschine in Mogadischu begehen auch ihre drei Gesinnungsgenossen am 18. Oktober 1977 in ihren Zellen kollektiven Selbstmord. Doch auch diese Todesfälle werden nie einwandfrei als Suizide nachgewiesen.

- Rezensionen: Horst-Eberhard Richter: Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft (Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen)
- Die Krise der Männlichkeit… (Interview mit Horst-Eberhard Richter, Hamburger Abendblatt, 01.11.2006) 
- Andere Globalisierung? – Horst-Eberhard Richter schreibt über die "Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft (Sandra Kluwe, Literaturkritik.de)
- Richter, Die Krise der Männlichkeit in der unerwachsenen Gesellschaft (Katholische Männerarbeit in Deutschland, 26.09.2012)
- H.-E. Richter "Wenn ich gestorben, verzweifelt nicht, denn ihr lebt" (Joachim Petrick, Freitag-Community, 21.12.2011)


Aber was hatte Freud statt der Illusionen zu bieten? Nur seinen traurigen Gott Logos, der, viel weniger mächtig als seine Vorgänger, von den großen Wünschen – «Menschenliebe und Einschränkung des Leidens» vermutlich nur einen kleinen Teil verwirklichen könnte, soweit die Natur, die «Ananke» es gestattete. Und das auch nur «sehr allmählich, erst in unabsehbarer Zukunft und für neue Menschenkinder». Denn «eine Entschädigung für uns, die wir schwer am Leben leiden, verspricht er nicht».
Eindringlich beschwört Freud den alten aufklärerischen Glauben an die Wissenschaft und damit an die Möglichkeit, durch sie etwas über die Realität der Welt zu erfahren, «wodurch wir unsere Macht steigern und wonach wir unser Leben einrichten können». Mochte er noch so oft betont haben, wie kraftlos der Intellekt im Vergleich zum Triebleben sei: «Aber es ist doch etwas Besonderes um diese Schwäche; die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat.» Am Ende, «nach unzählig oft wiederholten Abweisungen», würde man sie verstehen, das wollte er gern glauben. […]
Die Wissenschaft, die Analyse war ihm, wie in den Jahren des Großen Krieges, ein Trost, die einzige Rettungsmöglichkeit gegen die eigenen, ewigen Schmerzen, gegen das allgemeine Krebsgeschwür der Demagogie und des Massenwahns.
(Annette Meyhöfer, Eine Wissenschaft des Träumens, 2006)

Generation Burnout

Anders leben Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Was ist der Grund dafür, dass sich immer mehr Menschen überfordert fühlen und ausbrennen? Und wie ändern wir das?

Morgens, direkt nach dem Aufstehen, beschleicht Jörg (Name geändert) dieses ungute Gefühl. Deshalb zögert er es auch stets so weit hinaus wie möglich, das Bett zu verlassen. Statt vom Schlaf erholt fühlt er sich bereits jetzt gerädert und es kommen die ersten Zweifel auf, ob er den heutigen Tag überstehen kann. Einen Tag wie jeder andere. Ein Tag, an dem voraussichtlich nichts Unvorhergesehenes passieren wird, und der ihn doch in leichte Panik versetzt. Der Magen zieht sich zusammen und der Brustkorb fühlt sich wie zugeschnürt an. Jörg ist jetzt Mitte 30 und leidet seit gut zehn Jahren an einer Angststörung mit wiederkehrenden depressiven Phasen. Man merkt es ihm nicht an. Er geht arbeiten, ist etwas zurückhaltend, aber wirkt sonst ganz normal, was auch immer normal sein mag

So wie Jörg geht es Millionen Deutschen. Das Portal statista führt an, dass im vergangenen Jahr 26 Prozent der Menschen in Deutschland depressive Symptome gezeigt hätten und ein Viertel der Bevölkerung unter einer Angststörung leidet. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile zum zweitwichtigsten Grund für eine Arbeitsunfähigkeit avanciert. Depression wird schon als Volkskrankheit bezeichnet so wie ein Hexenschuss oder Sodbrennen.

Nie ging es uns besser und nie fühlten wir uns so schlecht
Trotz Hartz 4 war der Lebensstandard in Deutschland und westlichen Gesellschaften im Allgemeinen nie so hoch wie er heute ist. Individualität wird groß geschrieben, persönliche Entfaltung ist wichtig. 1968 war der Befreiungsschlag für das Individuum, alle sind wir jetzt freie Menschen. Wenn nun jeder so sein kann wie er will und das tun kann was er möchte, dann sollte es doch grundsätzlich nur noch tendenziell glückliche Menschen geben. Aber das wäre ein Trugschluss.

mehr:
- Generation Burnout (Sandro Abbate, Freitag-Community, 12.06.2015)
siehe auch:
- Freiheit bedeutet Kontrolle (Post, 19.04.2015)
- Wie wir die Macht über unser Leben zurückgewinnen (Post, 06.05.2015)
- Sind wir wie Roboter? (Post, 08.05.2015)
- David Foster Wallace: Das ist Wasser (Post, 12.05.2015)
- Nirwana im Kernspin (Post, 10.06.2015)
- Alan Watts: What is Zen Buddhism? (11.06.2015)
- Aufschieben bedeutet den Verbleib in der Komfort-Zone (Post, 12.06.2015)
- Das Glück als Lebenskunst (Post, 07.01.2015)

Warum Mitgefühl gut für die Wirtschaft ist

Die Buchmacher Meditation gehört heute zum Alltag vieler Manager. Aber der Buddhismus kann den Kapitalismus auf ganz andere Weise verändern als durch die Vereinnahmung seiner Profiteure

Trügerisch ist jenes Glück, das allein auf dem Kontostand basiert. Stets muss Nachschub her und so läuft sich der Mensch im kapitalistischen Hamsterrad die Fersen wund. Warum? Weil die Wirtschaftstheorie uns lange eintrichterte: Maximierung macht glücklich. Dafür dürften wir gegen uns und unsere Umwelt vorgehen.

Mittlerweile gesteht die Forschung dem Menschen zu, von Natur aus ein soziales und mitfühlendes Wesen zu sein. Wir sind gar nicht so egoistisch. Für diese Botschaft allein hätte es kein weiteres Buch gebraucht. Was Mitgefühl in der Wirtschaft. Ein bahnbrechender Forschungsbericht dennoch lesenswert macht, ist die Idee, den Fehlern unseres Wirtschaftssystems mit den Lehren des Buddhismus beizukommen.

Zwar ist im Silicon Valley und an der Wall Street die Vereinnahmung des Buddhismus für den Kapitalismus in vollem Gange: Beim Weltwirtschaftsforum in Davos meditierten die Manager und für Google sind spirituelle Praktiken Bestandteil einer Arbeitskultur, die Freiheit suggeriert und im Gegenteil Zeit, Raum und nun eben den Geist seiner Mitarbeiter vollständig usurpiert.

mehr:
- Warum Mitgefühl gut für die Wirtschaft ist (Nora Maria Zaremba, der Freitag, 10.06.2015)
Mitgefühl in der Wirtschaft. Ein bahnbrechender Forschungsbericht Tania Singer, Matthieu Ricard, Michael Wallossek (Übersetzung). Knaus 2015, 256 S., 16,99 €

Auch Landtage sind von Cyber-Attacken betroffen

Nach dem Hacker-Angriff auf den Bundestag stellt sich auch in den Ländern die Frage: Wie sicher sind die Computer-Systeme?

Nicht nur 15 Rechner im Bundestag, darunter der von Bundeskanzlerin Merkel, sind Opfer einer Cyber-Attacke geworden – auch die Landesparlamente kämpfen regelmäßig mit Hacker-Angriffen. Allerdings fallen diese bei weitem nicht so massiv aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. IT-Experten in den Ländern gehen unterschiedliche Wege, um die Systeme zu schützen.

Auf das Computernetzwerk des Landtags von Nordrhein-Westfalen werden nach Angaben eines Sprechers fast jeden Tag Angriffe gestartet. Dazu zählen allerdings auch Spam-Mails. Im August 2014 fand ein Virenscanner auf einem Landtagsrechner der Piratenfraktion eine Späh-Software. Dabei handelte es sich nach Angaben eines Sprechers der Piraten um ein Programm, das Passwörter herunterladen kann.

In Niedersachsen registriert das Innenministerium eine Zunahme gezielter und professionalisierter Angriffe auf das Netz der Landesverwaltung, wie eine Sprecherin sagte. Die Verwaltung hatte erst im vorigen Herbst auf mehreren tausend Rechnern mit der Installation neuer Browser-Versionen von Mozilla (Firefox) und Google (Chrome) eine akute Sicherheitslücke geschlossen. Sie hätte es Angreifern potenziell ermöglicht, sichere Verbindungen mit anderen Websites vorzutäuschen.

mehr:
- Auch Landtage sind von Cyber-Attacken betroffen (heise News, 14.06.2015)