Sonntag, 8. Mai 2016

Woher die Europäer kommen

Paläogenetiker beweisen, dass heutige Europäer keine direkten Nachfahren der ersten anatomisch modernen Menschen sind, die vor 45.000 Jahren den Kontinent erreichten
Vor zehn Jahren herrschte in der Ur- und Frühgeschichte noch ein klares Bild der Geburt der Europäer: Der eigentliche Ur-Europäer war der Neandertaler, der bereits seit mehr als hunderttausend Jahren den Kontinent bevölkerte, als vor rund 40.000 Jahren die ersten Homo sapiens zuwanderten. Der Neandertaler überlebte das Zusammentreffen viele tausend Jahre lang, verschwand aber am Ende vollständig.

Der anatomisch moderne Mensch übernahm den Kontinent und vermischten sich in den Jahrtausenden danach mit einigen späteren Zuwanderern. Das war das Bild, dass sich aus den archäologischen Funden ergeben hatte, und 2006 galt es im Jubiläumsjahr des Homo neanderthalensis vor allem das überholte Bild in der Öffentlichkeit zu revidieren (vgl. Neues vom wilden Mann).

Aber dann kamen die Paläogenetiker und mischten alles auf, ihr Einblick ins Erbgut unserer Vorfahren wirbelt den menschlichen Stammbaum gehörig durcheinander. Jetzt legt eine große internationale Forschergruppe nach und zeigt, dass die ersten Einwanderer keine direkten Urahnen heutiger Europäer sind. Eine enge Verwandtschaft besteht dagegen mit den Menschen im Nahen Osten. David Reich, Professor an der Harvard Medical School, erklärt:

►Vor dieser Arbeit hatten wir nur einen statischen Blick auf die ersten 30 000 Jahre der Geschichte des modernen Menschen in Europa. Jetzt können wir damit beginnen zu sehen, wie die Menschen in dieser Periode gewandert sind und sich miteinander vermischt haben.◀︎

mehr:
- Woher die Europäer kommen (Andrea Naica-Loebell, Telepolis, 07.05.2016)
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Mama Afrika [41:51]

Veröffentlicht am 31.12.2012
Der genetische Stammbaum führt die Wissenschaftler zurück zum Ursprung. Fragen "Wer sind wir?" und "Woher kommen wir" erscheinen durch Analysen der mitochondrialen DNS in neuem Licht. Nach Erkenntnissen von Genforschern und Paläoanthropologen stammen alle Menschen von einer einzigen Frau ab. Die Urmutter lebte vor etwa 150000 Jahren in Ost-Afrika.

Die Abstammung der Menschen aller Kontinente lässt sich mit Hilfe moderner Genforschung bis auf eine genetische Urmutter zurückverfolgen, der die Wissenschaftler den Namen Eva gaben. Jeder Mensch auf der Erde weist in der DNS der Mitochondrien eine verwandtschaftliche Linie zu der Afrikanerin auf.

Die Desoxyribonukleinsäure als artspezifischer und individueller Bauplan des Lebens ist überwiegend im Zellkern lokalisiert. Ein prozentual geringer Anteil befindet sich aber auch in der Form eines einzelnen Ringes in den Mitochondrien des Zellplasmas. Die winzigen Organellen, die unter anderem die Energieversorgung der Zelle regeln, werden nur von den Müttern mit dem Plasma der Eizelle an die Nachkommen vererbt.

Die einfache, ringförmige DNS lässt sich wesentlich leichter analysieren als die Doppelhelix des Kerns. Erst Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entdeckten Wissenschaftler die Bedeutung der mitochondrialen DNS als Schlüssel zur Ahnengalerie. Je älter eine Abstammungslinie, desto variantenreicher und variabler zeigt sich das Erbgut.

Genanalysen von Menschen aller Kontinente haben ergeben, dass Afrikaner über einen weitaus greren Schatz in ihrem Erbgut verfügen. Aborigines, Asiaten, Europäer und Uramerikaner haben alle sehr ähnliche und weniger vielseitige DNS Sequenzen. Daraus lässt sich schließen, dass Afrikaner die genetisch älteste Menschenrasse darstellen. Vergleichende genetische Untersuchungen versetzen die Wissenschaftler sogar in die Lage, die Ausbreitung der Menschen in etwa siebentausend Generationen über den gesamten Erdball nachzuzeichnen. Von der Wiege des modernen Menschen in Afrika brach vor ungefähr 80000 Jahren eine Gruppe von Menschen auf in Richtung Yemen - der erste Schritt zur Besiedlung des Blauen Planeten durch den modernen Menschen.

Der Dokumentarfilm liefert Antworten auf Fragen nach der Abstammung des Menschen und der Ausbreitung des Homo sapiens auf der Erde.

Der Stammbaum der Menschheit (Dokumentation) [44:00]

Veröffentlicht am 26.04.2013
Der New Yorker Stadtteil Queens ist ein wahrer Schmelztiegel. Hier leben Menschen aus nahezu allen Kulturen der Welt. So unterschiedlich die Farbe ihrer Haut oder die Form ihrer Augen, so unterschiedlich sind auch ihre Religionen, Sprachen und Bräuche. Doch sind die Unterschiede tatsächlich so gravierend? Der Genetiker Dr. Spencer Wells und sein Team begeben sich auf eine spannende Entdeckungsreise. Ihr Ziel: die Rekonstruktion des genetischen Stammbaums der Menschheit.

siehe auch:
- Vom Werden und Vergehen des Neandertalers (Andrea Naica-Loebell, Telepolis, 27.03.2016)
- Urahnen-Gene (Andrea Naica-Loebell, Telepolis, 05.12.2013)


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