Samstag, 9. Juli 2016

Konstruktion von semantischen Kampfbegriffen – Die ganz neue Unübersichtlichkeit - Teil 2

Fragt man Daniele Ganser, warum er sich mit dem Rechtsextremisten Hoffmann zu einem Gespräch trifft, dann erhält man zunächst die für Deutschland vielleicht verblüffende Antwort, dass man in der Schweiz diese Abgrenzung zu Personen so nicht kenne. Außerdem sei er Historiker und habe zu dem Thema des Gesprächs (das Oktoberfestattentat 1980 in München) gearbeitet, da hätten ihn natürlich die Aussagen Hoffmanns interessiert (ähnlich wie den Journalisten Olaf Sundermeyer, der Hoffmann zu einem Buch über "Rechte Gewalt" interviewte).
Das Gespräch kann man sich auf YouTube ansehen und von einer angeblichen "freundlichen" Zustimmung Gansers ist dort nichts zu sehen. Und der Schweizer erklärt auf Anfrage klar, er pflege keinen Kontakt zu Rechten und würde zum Beispiel nicht bei der NPD sprechen.

Aber Ganser ist aufgrund seiner Honorare und seiner sonstigen sozialen Lage nicht so "sozial verwundbar", dass er sich nicht selbst verteidigen könnte. Warum er hier ausführlicher thematisiert wird, hat mit einem über seine Person hinausgehenden Phänomen zu tun: Einem Umbruch in der Medienlandschaft. Und der Konstruktion von semantischen Kampfbegriffen.

Alternativmedien, das waren vor gut mehr als 30 Jahren meist schlecht gedruckte und in wenigen Exemplaren zirkulierende Blätter wie anfangs zum Beispiel das Münchner "Blatt". Heute findet das "Alternative" in unzähligen Blogs, Video-Portalen und Plattformen im Internet statt. Ein "Krisenzeichen", meint dazu der in Trier lehrende Politikwissenschaftler Markus Linden. In mehreren Zeitungsartikeln (z. B. NZZ oder SZ) konstatiert er die Entstehung internetbasierte "Teilöffentlichkeiten jenseits der traditionellen Medien", in denen sich gerne "Totalablehner" tummeln und sich eine "gegen die politische Klasse per se" gerichtete Rhetorik entfaltet.

mehr:
- Konstruktion von semantischen Kampfbegriffen (Rudolf Stumberger, Telepolis, 08.07.2016)

Täter, Attentäter, Einzeltäter: Rechtsterrorismus und NATO-Geheimarmee Gladio [1:21:27]

Veröffentlicht am 08.03.2014
Am 26. September 1980 riss eine Bombe am Haupteingang des Münchner Oktoberfestes 13 Menschen in den Tod, 211 weitere wurden verletzt. Der Anschlag gilt als der schwerste Terrorakt in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Von den Behörden wurde Gundolf Köhler als Alleintäter für das Attentat verantwortlich gemacht, bei dem er auch selbst starb. Köhler hatte Verbindungen zur neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann.

Doch stimmt die offizielle Geschichte? 2004 veröffentlichte der Historiker Daniele Ganser Forschungsergebnisse, die auf eine Verstrickung der NATO-Geheimarmee Gladio hindeuten.

COMPACT ist es gelungen, erstmals überhaupt Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der Wehrsportgruppe, und Daniele Ganser zu einem Streitgespräch vor die Kamera zu bitten.

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