Donnerstag, 7. Juli 2016

Die nebelige Banalität des Bösen: Donald Rumsfeld

Manche sagen, der 11. September 2001 sei ein einschneidendes historisches Datum wegen der al-Qaida-Anschläge auf das World Trade Center. Ich halte ein anderes Datum für mindestens genauso einschneidend: den 20. Januar 2001. An diesem Tag übernahm eine Kamarilla in den USA die Macht, um das Land und sein Auftreten in der Welt in einem Ausmaß zu verändern, wie es vorher undenkbar schien. An diesem Tag wurde George W. Bush als Präsident der USA vereidigt. In einer kleinen Artikelserie „Was macht eigentlich …“ trage ich zusammen, was die Protagonisten von damals heute treiben. Heute: George W. Bush und Donald Rumsfeld.
mehr:
- Was machen George W. Bush und Donald Rumsfeld heute? (Lutz Büge, Ybersinn, 23.12.2013)
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Nach einem Bericht des US-Senats war Rumsfeld verantwortlich für Folter und schwere Menschenrechtsverletzungen in Abu GhuraibGuantánamo und anderen US-Inhaftierungslagern. Durch seine Genehmigung „aggressiver Verhörtechniken“ 2002 verantworte Rumsfeld persönlich Folter wie Schlafentzug, das Entkleiden der Gefangenen oder der einschüchternde Einsatz von Hunden gegen Gefangene.[7]Von der malayischen Kuala Lumpur War Crimes Commission, welche nur symbolische Urteile ausspricht, wurde Donald Rumsfeld des Verbrechens der Folter sowie mehrerer Verstöße gegen internationales Recht und gegen die Genfer Konvention für schuldig befunden.[8]Die spanische Justiz untersucht erneut Folter-Vorwürfe gegen amerikanische Ex-Regierungsvertreter der Regierung G.W. Bush, darunter Donald Rumsfeld und Dick Cheney. Untersuchungen waren erstmals von dem ehemaligen Staatsanwalt und Richter Baltasar Garzón eingeleitet worden.[9][10]Der Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders wirft der von Rumsfeld vertretenen neokonservativen Politik vor, zu sehr auf Diktatoren und Feudalherrscher zu setzen und aus Fehlern, wie den 1953 von Kermit Roosevelt initiierten Sturz von Mohammed Mossadegh, nicht gelernt zu haben[11]:S. 12 ff.,[12] und mit dieser Politik erst die Grundlagen der Islamischen Revolution und des Islamischen Staates selbst geschaffen zu haben.[11]:S. 37 ff. [Donald Rumsfeld, Vorwürfe, Wikipedia]
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siehe auch:
- Doku "The Unknown Known": Rumsfeld, der Weglächler (Christoph von Marschall, Tagesspiegel, 01.07.2014)
Donald Rumsfeld Unknown Unknowns ! [0:34]

Hochgeladen am 07.08.2009
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Donald Rumsfeld sagte am 12. Februar 2002 auf einer Pressekonferenz:
„[T]here are known knowns; there are things we know we know. We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know. But there are also unknown unknowns – there are things we do not know we don't know.“
„Es gibt bekannte Bekannte, es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekannte Unbekannte gibt, das heißt, wir wissen, es gibt einige Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekannte Unbekannte - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.“
Damit vermied er es, (vgl. Begründung für den Irakkrieg) auf der damaligen Pressekonferenz das Fehlen von Beweisen anzusprechen, die die Regierung des Irak mit der Lieferung von Massenvernichtungswaffen an Terrorgruppen in Verbindung brachten. [There are known knowns, Verwendung, Wikipedia]
Rumsfeld wurde vorgeworfen, sich unverständlich oder falsch ausgedrückt zu haben, unter anderem von der britischen Interessengruppe Plain English Campaign, die sich als Sprachwächter für die Reinheit der englischen Sprache einsetzt.[7] Die Sprachgesellschaft vergab für dieses Zitat den „Foot in Mouth“-Preis für 2003 an Rumsfeld – mit dem Kommentar: „Wir glauben, wir wissen, was er meint. Aber wir wissen nicht, ob er es wirklich weiß“.[8]
Der Linguist Geoffrey Pullum bezeichnete das Zitat hingegen als „syntaktisch, semantisch, logisch und rhetorisch tadellos“.[9]ebenso sprachen sich etwa der konservative kanadische Kolumnist Mark Steyn und der australische Ökonom und Blogger John Quiggin für die Wendung aus.[10]
Der psychoanalytische Philosoph Slavoj Žižek extrapolierte aus diesen drei Kategorien eine vierte, das „unbekannte Bekannte“, welches wir uns willentlich weigern anzuerkennen, dass wir es kennen: „Wenn Rumsfeld glaubte, dass die wichtigsten Gefahren in der Konfrontation mit dem Irak die ‚unbekannten Unbekannten‘ waren, das heißt, die Bedrohungen durch Saddam, deren Natur wir nicht einmal ahnten, dann zeigt uns der Abu-Ghraib-Skandal, dass die größten Gefahren von den ‚unbekannt Bekannten‘ ausgehen - die verleugneten Überzeugungen, Vermutungen und obszönen Praktiken, von denen wir vorgeben sie nicht zu kennen, sogar wenn sie die Grundlage unserer öffentlichen Werte sind.“[11] Žižek baute auch die Ideen des „bekannten Unbekannten“ und des „unbekannten Bekannten“ in seinen Dokumentarfilm über „Die Realität des Virtuellen“ ein.
Den Soziologen Christopher Daase and Oliver Kessler sahen das kognitive Rahmenwerk von politischem Handeln (vgl. Framing (Kommunikationswissenschaft)) durch Rumsfeld richtig formuliert, es fehle nur eben das wichtige vierte Feld was wir nicht wissen wollen, das unbewusst bleibende beziehungsweise ausgeblendete Wissen.[12]  [There are known knowns, Reaktionen, Wikipedia] 
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siehe dazu:
- Ließ sich der britische Geheimdienst von Hollywoodfilm inspirieren? (Markus Kompa, Telepolis, 07.07.2016)
- "Krieg ist eine zu ernste Angelegenheit, um ihn auf der Grundlage von Spekulationen zu beginnen" [Interview mit dem ehemaligen Chef der UN-Waffeninspekteure im Irak, dem US-Amerikaner Scott Ritter in der Oktoberausgabe der Zeitschrift "konkret" (Heft 10/2002), gefunden bei embargos.de]

The Unknown Known: Die Donald Rumsfeld Story || Doku deutsch [1:34:06]


Veröffentlicht am 10.04.2016

Piet Klocke-Ruhe bewahren [6:03]

Veröffentlicht am 27.03.2013
Aus heutiger Perspektive bleibt von Arendts Prozessbericht aus Jerusalem und der anschließenden Kontroverse vor allem die Frage nach dem „Wesen“ Eichmanns und seiner Taten aktuell: War Eichmann ein fanatischer Antisemit und überzeugter Nationalsozialist, wie der israelische Staatsanwalt argumentierte? Oder war er letztlich ein Bürokrat, der im Rahmen eines Systems totaler Herrschaft einen grausamen „Verwaltungsmassenmord“ mit kühler Distanz ins Werk setzte? Mit dieser Grundfrage ist Arendts „Eichmann in Jerusalem“ bis heute ein Schlüsseltext für die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Spezifik der nationalsozialistischen Verbrechen und den Motiven der Täter. In neueren Forschungen wird zunehmend nahegelegt, dass die auf den ersten Blick gegensätzlichen Interpretationen nicht völlig unvereinbar sein müssen: Funktionseliten handeln keineswegs völlig emotionslos und innerlich unbeteiligt, sondern im Rahmen eigener Sinnkonzepte, die verbrecherische Taten legitim und notwendig erscheinen lassen können.17 [Kann das Böse banal sein, Peter Krause, Zeithistorische Forschungen, Archiv Heft 1/2009]
siehe auch:
- Film "Hannah Arendt": Ist das Böse wirklich banal? (Thomas Assheuer, ZON, 10.01.2013)
- Das Böse – Nur banal? (Klaus-Dietmar Henke, SPON, 03.09.2001)
- The Unknown Known and the Meaningless Language of Donald Rumsfeld (WindUpWire, 29.09.2014) Vom gleichen Verfasser:
We live in a world where some people have the intelligence and technology to go far below the surface of the ocean in a quest of discovery and enlightenment. And at the same time we live in a world where certain people, despite all data to the contrary, believe that Noah had dinosaurs on his ark. My brother asked me today, when I was telling him about this second story, “Why would people believe that?” I didn’t have an answer then or now. It’s not as simple as religion as there are plenty of religious scientists that know this is pure ignorance.

I mentioned recently that my writing output had declined recently due to the fact that I was working on several music projects. This is true. However, lately, the news has often left me feeling befuddled. (Befuddled is definitely a euphemism there.) Often I start to write and then just say, “Ah, fuck it!” When a daily scanning of articles leads you to things like Donald Trump for President and dinosaurs in cages, one can’t help but feel some threshold has been crossed. It’s hard to debate people that are existing in a different reality, one in which humans and dinosaurs romped the earth together.

Don’t get me wrong, ignorance has always been with us. There has not only always been ignorance, but the kind of of bold ignorance that we are seeing now. However, I can’t help but feel that this is the year that ignorance has gone mainstream. It’s not only bold, but almost celebratory.

I was also reading another interesting article with the creator of Mad Men, Matthew Weiner, about poetry. In it Weiner says the following: “Which is funny because all of the predictions not reading were wrong. People are reading plenty. They’re just not proud of it. Or using it to communicate.” There is definitely an anti-intellectual populism going on.

I know for a fact, having done research on it, that education has been distorted by big money. Science has particularly been under attack due to the unfortunate scientific fact that humans are causing global climate change. We also have an economy that often, though not always, rewards the lowest common denominator, as whatever makes the most money wins.
 [When Ignorance went Mainstream, WindUpWire, 07.07.2016]
- An Attempt to Have Secretary Rumsfeld and Others Indicted for War Crimes under the German Völkerstrafgesetzbuch (Jan Arno Hessbruegge, American Society of International Law, 08.12.2004)
Spain created an international uproar in 1998 when it demanded that the UK extradite exiled Chilean dictator Augusto Pinochet to stand trial in Spain for alleged human rights violations cornmitted years earlier in Chile. The UK declined to extradite Pinochet because of his declining health. Belgium brought charges against Rwandans for the genocide there in the 1990s, and later threataned U.S. officials, including Secretary of Defense Donald Rumsfeld, with prosecution for alleged war crimes in Iraq. Rumsfeld responded by threatening to move NATO Headquarters out of Brussels. Both countries have since reduced their aggressive stance, but Germany and France have recently considered cases arising out of U.S. actions at Abu Ghraib. See Rachel Kerr, "Prosecuting War Crimes: Trials and Tribulations, The International Journal of Human Rights, Vol. 10, No. 1, March 2006, p. 79; Adam Zagorin, "Exclusive: Charges Sought Against Rumsfeld Over Prison Abuse." Time, November 10, 2006, available from www.time.com/time/printout/08816,1557842,00.html; Paul Chevigny, "The Limitations of Universal Jurisdiction." Global Policy Forum, March 2006, available from www. globalpolicy.org/. [J. Boone Bartholomees, Jr. [Editor], The U.S. Army War College Guide to National Security Issues: , National Security Policy and Strategy, Fußnote 32, GoogleBooks]
- The Banality of Evil: Rumsfeld Edition (Bette Noir, rumproast, 26.03.2014)
- Stärkung der Internationalen Kommission gegen Straffreiheit (Nicole Schönau, Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, Datum unbekannt)
- Noch ein wenig USA und Kriegsstimmung in Europa (Post, 28.10.2014)
- Die Auseinandersetzung um die Krim – nicht nur der Osten, auch der Westen muss seine Argumente erneuern. (Beate Taufer, Anderwelt, 02.01.2015)
- Eichmann im Weißen Haus? (Jochen Stöckmann, Deutschlandradio Kultur, 29.10.2005)
Zitat: Ob allerdings aus dem rhetorischen Aufeinandertreffen der philosophischen Theorie und einer meist nur noch machtpolitischen Praxis auch Richtungsänderungen resultieren, bleibt dahingestellt.
Warum es auf der Toilette nur am Anfang stinkt (Telepolis, 21.06.2014)

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