Mittwoch, 8. Juni 2016

Kritik der globalen Ausbeutung: "Wie viele Sklaven halten Sie?" – oder Der Preis der Moral

Was ist von der Kritik der globalen Ausbeutung ausgerechnet von einer Professorin für "Supply Chain Management" zu halten?

Eine scharfe Anklage der Ausbeutung durch global agierende Konzerne kommt derzeit ausgerechnet von einer BWL-Professorin für "Supply Chain Management", also jenem ehemals "Logistik" genannten Fach, das Konzernen die Lieferketten organisiert: von den billigsten Arbeitsmärkten im Süden, wo Menschen als Sklaven oder in an Sklaverei grenzenden Verhältnissen schuften, hin zu uns, zu den Konsumenten im Norden. Für Prof. Evi Hartmann ist der moralische Konsument die Lösung: Wir alle sollten nur als sozialverträglich hergestellt gekennzeichnete Ware kaufen. Sie verweist vor allem auf Drei-Euro-Hemden von KiK als Beispiel boykottwürdiger Produkte, denn Fabrikdesaster bei KiK-Zulieferern in Bangladesch forderten Tausende von Opfern.

Gegen die Vermeidung solcher mittels Sklavenarbeit hergestellter Ware wäre eigentlich wenig einzuwenden, wenn diese Problemlösung über den Boykott nicht als Gegenmodell zur Einforderung von gesetzlichen Regelungen auftreten würde. Aber Evi Hartmann lehnt Globalisierungskritik von links strikt ab. In der Kurzbeschreibung vom Campus-Verlag, der das Buch verlegt hat, heißt es: "Unsere Wirtschaft macht uns alle zu Sklavenhaltern - das führt uns jedes Drei-Euro-T-Shirt und jede Reportage über die Sweatshops in der Dritten Welt vor Augen. Dennoch machen wir weiter mit. Wir können die Globalisierung nicht abschaffen, auch können wir die Spielregeln nicht ändern. Doch wir können anders spielen, zeigt die Expertin für globale Netzwerke."

Regeln nicht ändern heißt: Keine Reregulierung und stattdessen nur noch eine individuelle Lösung über den privaten Konsum? Damit tritt das Buch all jenen entgegen, die wie etwa Attac oder die Weltsozialforen eine Reregulierung des Welthandels und eine Durchsetzung der Menschenrechte auch gegen Konzerne fordern, um Kindersklaverei und andere menschenunwürdige Ausbeutung zurückzudrängen. Globalisierungskritik wird individualisiert und entpolitisiert und letztlich bleibt nur der Markt als Lösung: Firmen sollen moralisch werden, weil moralische Konsumenten ihre Produkte sonst nicht kaufen.

mehr:
- "Wie viele Sklaven halten Sie?" (Daniela Lobmueh, Telepolis, 07.06.2016)
Der «unpolitische» Freud war der Ansicht, daß der Zwang zur Kulturarbeit die «Beherrschung der Masse durch eine Minderheit» erforderte, «denn die Massen sind träge und uneinsichtig, sie lieben den Triebverzicht nicht».  […]
»In der Frage des Antisemitismus habe ich wenig Lust, Erklärungen zu suchen, verspüre eine starke Neigung, mich meinen Affekten zu überlassen, fühle mich in der ganz unwissenschaftlichen Einstellung bestärkt, dass die Menschen so durchschnittlich und im großen Ganzen doch elendes Gesindel sind.«  […] 
«Denn die Kindlein, sie hören es nicht gerne, wenn die angebotenen Neigung des Menschen zum Bösen, zu Aggressionen, Destruktion und damit auch zur Grausamkeit erwähnt wird.»  [aus: Annette Meyhöfer, Eine Wissenschaft des Träumens, Verlag Albrecht Knaus, München, 2006, S. 674f. (1. Freud-Zitat ohne Quellenangabe, 2. Freud-Zitat (zum Antisemitismus) aus Sigmund Freud–Arnold Zweig, Briefwechsel, 2. Dez. 1927, S. 11), 
3. Freud-Zitat ohne Quellenangabe,]
siehe auch:
- Kapitalismus: Wo beginnt Sklaverei? (Post, 01.06.2016)

Frankreich bis zum Hals im Wasser

Die französischen Gewerkschaften wollen das Land auch während der Fussball-Europameisterschaft lahmlegen. Die Stimmung im Lande ist schon jetzt katastrophal. Die Regierung weiss keinen Ausweg. 

Benzinmangel, Strassenblockaden, Angst vor Stromunterbrüchen und Verkehrsbehinderungen bei der Bahn und in der Luftfahrt wegen Streiks, das hätte den meisten in Frankreich schon als Grund zu Ärger oder Pessimismus gereicht. Dann wurde wegen des Hochwassers der Alltag noch komplizierter. Die Vorfreude auf die unmittelbar bevorstehende Fussball-EM ist den meisten verdorben, weil zu all dem auch noch die Bedrohung durch Terroranschläge und Hooligans hinzukommt. Die Feststimmung ist dahin. 

«Il ne manquait plus que ça!» (Das hat gerade noch gefehlt), so lautete am 1. Juni die kommentierende Überschrift der Zeitung «Le Parisien». Auf der Titelseite war dazu als Illustration ein Kind abgebildet, das mit seinen roten Gummistiefeln anscheinend ziellos durch die Fluten watet. Zwischen den Überschwemmungen in Mittelfrankreich und der Hauptstadt und der seit Wochen andauernden sozialen und politischen Krise wegen der Arbeitsmarktreform besteht natürlich überhaupt kein Zusammenhang. Dennoch wirkt sich die Unwetterkatastrophe auf das ohnehin schon schlechte Klima der Nation aus. Wenn der Fernsehmeteorologe mit besorgter Miene erklärt, über Frankreich habe sich «eine gewaltige Depression festgesetzt», die nicht so rasch einer Aufhellung Platz machen werde, liegt für die Zuschauer die Assoziation mit der niedergeschlagenen Stimmung auf der Hand.
mehr:
- Frankreich vor der EM: Bis zum Hals im Wasser (Rudolf Balmer, Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2016)

Atomkraftwerke und Tankstellen Proteste legen Frankreich vor der EM lahm [1:40]

Veröffentlicht am 27.05.2016
Rund zwei Wochen vor der EM in Frankreich wächst der Druck auf die Regierung. Die Proteste gegen die geplante Arbeitsmarktreform legen das Land lahm. Vor allem Öl-Raffinerien werden bestreikt.

Gewerkschaften schalten Frankreich den Strom ab [3:34]

Veröffentlicht am 26.05.2016
Die französische Regierung will die Wochenarbeitszeit radikal verlängern und den Kündigungsschutz lockern. Außerdem sollen Unternehmer aus den Tarifverträgen für die Branche aussteigen könne. Gegen ein entsprechendes Gesetz geht die französische Bevölkerung seit Monaten auf die Straße. Gestern haben sich die Arbeiter in den Atomkraftwerken den Streiks angeschlossen. Seit Montag werden bereits die Raffinerien blockiert. Didier Baur erklärt gegenüber RT: „Wir werden für Schwierigkeiten bei der Stromversorgung sorgen.“ Der Ingenieur John Large erläutert die Risiken. Mehr auf unserer Webseite: https://deutsch.rt.com/

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Philosoph Michel Onfray zu RT: „Frankreich ist in einer Patt-Situation und kurz vor dem Bürgerkrieg“ [4:53]

Veröffentlicht am 03.06.2016
Der französische Philosoph Michel Onfray diskutiert die Gründe für die massiven Proteste in Frankreich: „Frankreich ist beinahe bankrott, aber immer noch führt die Regierung Kriege.“ Zudem seien die Politiker austauschbar geworden. Unter Jugendlichen tritt die destruktive Haltung auf, dass die Bourgeosie alles zerstört. Also dürfe man selbst auch Dinge zerstören. Auch Michel Onfray wirft der Polizei vor, sie würde Hooliganismus dulden. Anna Baranova schaut zurück auf die unterschiedlichen Proteste in Frankreich während der letzten Monate. Mehr auf unserer Webseite: https://deutsch.rt.com/

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Frankreich im Ausnahmezustand [HD] [47:30]
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Live: Proteste in Paris gegen Abbau der Arbeitsrechte in Frankreich eskalieren - RT-Crew mittendrin [1:17:37]

Live übertragen am 31.03.2016
Mehr auf unserer Webseite: https://deutsch.rt.com/

Heute findet erneut ein Protest gegen den Abbau der Arbeitsrechte in Frankreich statt. Die Lage vor Ort ist sehr angespannt. Es kommt immerwieder zu Tränengasbeschuss durch die Polizei und Zusammenstößen mit Demonstranten.

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siehe auch:
- Gewalt durch Polizei: "Jeder filmt jeden. Das ist ziemlich destabilisierend" (Thomas Pany, Telepolis, 07.06.2016)