Samstag, 29. Juli 2017

Verspätete Filmempfehlung: Toni Erdmann – Empfindsamkeit vs. Humankapital im Neoliberalismus

Unfassbar komisch, tieftragisch und in Cannes zu Recht vom Publikum gefeiert: Maren Ades großer Film "Toni Erdmann". 

Die Heldinnen und Helden der Regisseurin Maren Ade passen einfach nicht in diese Welt. Sie leben in ihren romantischen Fantasien und können sich nicht entscheiden. Sie sind weich und verletzlich und manchmal auch sehr, sehr peinlich. Wenn die Träumer mit der Realität zusammenstoßen, blutet – wie beim jungen Architekten in Alle Anderen (2009) – schnell mal der Kopf. Noch schlimmer ergeht es der schwäbelnden Lehrerin Melanie Pröschle in Der Wald vor lauter Bäumen (2003). Sehnsüchtig schwärmt sie von der innigen Gemeinschaft und begegnet doch nur den Insassen der anonymen Gesellschaft, fremden Nachbarn, kackfrechen Schülern und herrischen Vorgesetzten. Die Romantikerin lebt in der verkehrten Welt. Sie bettelt um Anerkennung und erntet Verachtung. Sie träumt vom Himmel und landet in der Hölle.
mehr:
- Toni Erdmann: Wer lacht, der lebt noch (Thomas Assheuer, ZON, 21.07.2016)
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TONI ERDMANN | Trailer & Filmclips deutsch german [HD] {3:43}

Veröffentlicht am 08.07.2016
http://youtube.com/vipmagazin | "Toni Erdmann" (Trailer deutsch german) | Kinostart: 14.07.2016

Offizieller deutscher Kino-Trailer zu dem Film "Toni Erdmann".

Originaltitel: Toni Erdmann
Filmdrama, DE 2016
Filmverleih: NFP Filmverleih
Filmlänge: 162 Minuten
Kinostart (DE): 14.07.2016

Schauspieler/Darsteller: Peter Simonischek, Sandra Hüller, Michael Wittenborn, Thomas Loibl, Trystan Pütter, Hadewych Minis u.a.
Regisseur: Maren Ade

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Winfried, 65, ist ein Musiklehrer mit ausgeprägtem Hang zum Scherzen, gespielt von Peter Simonischek, der mit seinem alten Hund zusammenlebt, und er ist auch "Toni Erdmann". Seine Tochter Ines - gespielt von Sandra Hüller - ist eine Karrierefrau, die um die Welt reist, um Firmen zu optimieren. Vater und Tochter könnten also nicht unterschiedlicher sein: Er, der gefühlvolle Idealist, sie, die rationale Unternehmensberaterin, die bei einem großen Outsourcing Projekt in Rumänien aufsteigen will und sich in einer Männerdomäne behaupten muss.

Da Winfried zu Hause also nicht viel von seiner Tochter sieht, beschließt er, sie nach dem Tod seines Hundes spontan zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie in der Lobby ihrer Firma. Ines bemüht sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und schleppt ihren Vater in seinen alten Jeans mit zu Businessempfängen und Massageterminen. Doch der Besuch führt nicht zu einer Annäherung. Winfried nervt seine Tochter mit lauen Witzen und der unterschwelligen Kritik an ihrem leistungsorientierten Leben zwischen Meetings, Hotelbars und unzähligen E-Mails. Vater und Tochter stecken in einer Sackgasse, und es kommt zum Eklat zwischen den beiden.

Doch statt wie angekündigt Bukarest zu verlassen, überrascht Winfried Ines mit einer radikalen Verwandlung in Toni Erdmann, sein schillerndes Alter Ego. Mit schiefem Gebiss, schlechtem Anzug und Perücke ist Toni wilder und mutiger als Winfried und nimmt kein Blatt vor den Mund. Toni mischt sich in Ines’ Berufsleben ein mit der Behauptung, der Coach ihres Chefs zu sein, und begleitet sie bei beruflichen Terminen. Überraschend lässt Ines sich auf sein Angebot ein, und Vater und Tochter machen eine verblüffende Entdeckung: 
Je härter sie aneinander geraten, desto näher kommen sie sich.

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Alle Angaben ohne Gewähr.
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siehe auch:
- Toni Erdmann (Michael Meyns, Filmstarts.de, Datum unbekannt, beachte auch die Kommentare)
- Toni Erdmann (Axel Timo Purr, ArteChoc, Datum unbekannt)
- Cannes-Triumph "Toni Erdmann": Schutzengel mit hässlicher Perücke (Hannah Pilarczyk, SPON, 14.05.2016)
- "Toni Erdmann" auf dem Filmfest München: Es endet in einer famosen Nacktparty (David Steinitz, Süddeutsche Zeitung, 23.06.2016)
- Filmkritik zu "Toni Erdmann" – Nacktparty und Sperma-Törtchen (Anke Westphal, Berliner Zeitung, 12.07.2016)
- Film "Toni Erdmann" im Kino: Vaters Furzkissen und die Karriere der Tochter (Christiane Peitz, Tagesspiegel, 12.07.2016)
- Video-Filmkritik – Jetzt mach mir hier aber mal bitte keine Zähne (Dietmar Dath, ZON, 13.07.2016)
- «Toni Erdmann» – Der Widerspenstigen Zähmung (Christina Tilmann, Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2016)
- Ehrungen für Maren Ade "Toni Erdmann": Film des Jahres für internationale Kritiker (SPON, 02.12.2016)
dazu: Auszeichnungen (Toni Erdmann, Wikipedia)
- Kino-Sensation 2016: „Toni Erdmann“ ist ein guter Film – mehr aber nicht (Rüdiger Suchsland, Rolling Stone, 30.12.2016)


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