Freitag, 20. Oktober 2017

Es wird nicht besser, wenn wir rechtes Denken wie die Pest behandeln

Buchmesse Wir stehen vor einem Kulturkampf. Er wird nicht zu gewinnen sein, wenn wir rechtes Denken wie die Pest behandeln 

Wie gehen wir mit der erstarkten Rechten um? Eine häufig gewählte Methode ist die verweigerte Auseinandersetzung: der Ausschluss. Den rechten Intellektuellen soll „kein Forum“ gegeben werden. Peinlich wird darauf geachtet, sie nicht „aufzuwerten“, ihr Denken nicht zu „normalisieren“. Dem gegenüber steht der liberale Anspruch, kontroverse Ansichten öffentlich zu diskutieren. Das wurde auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse exemplarisch klar. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Messeleitung bemühten gleich beide Strategien. Sie verteidigten die Präsenz rechter Verlage und inszenierten sich als Spitze des Protests gegen dieselben. Man wolle niemanden ausschließen, verkündete Buchmesse-Direktor Juergen Boos, sondern eine Plattform für Diskussionen bieten. Zur gleichen Zeit demonstrierte der Geschäftsführer des Börsenvereins vor dem Stand des rechten Antaios-Verlags und markierte ihn damit als demokratiegefährdend. Für entsprechende Aufklärung sollte ein schräg gegenüber platzierter Stand der Amadeu Antonio Stiftung sorgen, die gegen Rassismus und Rechtsextremismus arbeitet. 

Ein ungewöhnliches Verhalten für einen Gastgeber. Ethisch zweifelhaft noch dazu. Immerhin identifizieren sich Antaios-Verleger Götz Kubitschek und seine Frau Ellen Kositza mit Sophie Scholl und dem nationalkonservativen Widerstand gegen das Naziregime. Die in ihrem neurechten Milieu kursierenden Ideen haben vielerlei Quellen – auch viele antidemokratische. Ihre Dämonisierung als vermeintliche Hitler-Wiedergänger ist jedoch unredlich. Die Einladung der Amadeu Antonio Stiftung wirke auf ihn so, als habe man dem Verlag einen Exorzisten an die Seite stellen wollen, sagte Per Leo, Mitautor des Buchs Mit Rechten reden. Das sei „eine rein magische Beschwörung“, bei der sich die Rechten ins Fäustchen lachten. In der Tat: Auf diese Weise verschaffte man dem Kleinverlag eine Öffentlichkeit, von der dieser davor nur hatte träumen können. Der „Schachzug gegen Rechtsextreme“, wie die Aktion auf den Online-Seiten des Hessischen Rundfunks genannt wurde, setzte eher Börsenverein und Messeleitung selbst schachmatt. Deutliche Kritik ernteten sie aus der eigenen Branche.
mehr:
- Es ist nicht ansteckend (Thomas Wagner, der Freitag 42/2017)
Die einzige Art, gegen die Pest zu kämpfen, ist die Ehrlichkeit. 
[Albert Camus, Die Pest]
siehe auch:
- FRANKFURTER BUCHMESSE - Meinungsfreiheit ist nicht nur ein Recht der Linken (Alexander Grau, Cicero, 21.10.2017)
- Sind Rechte dumm und haben Linke einen erhobenen Zeigefinger? (Florian Rötzer, Telepolis, 20.10.2017)
Rutsch ohne Erdrutsch (Franz Schandl, der Freitag 42/2017)
- Bundestagswahl-»Trance« 2017: Boxen gegen den hypnotischen Nebel der alternativlosen Beliebigkeit (Post 15.08.2017)
- Journalismus als Echokammer (Post, 30.03.2017)
- »Unwort des Jahres« – Die Lufthoheit über meinem Gehirn (Post, 14.06.2016)
- Denken ist gefährlich, wenn es aus dem Ruder läuft (Post, 06.11.2015)


Dr. Norbert Bolz und Katrin Göring Eckardt Sarrazin Debatte {4:07}

ducmau48
Am ??? veröffentlicht 
Gegenüberstellung zweier Meinungen

Klartext vom Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz: "Medien verschweigen, {12:07 – Start bei 3:01 »Was kann man dem Volk zumuten?«}

klar sehen
Am 04.05.2017 veröffentlicht 
Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz bei Peter Hahne im ZDF zum Thema: Medien zwischen Gefühl und Fakten
„Medien verschweigen, klären nicht über die Wirklichkeit auf, die Bürger werden für dumm verkauft bzw. gehalten, die Arroganz der Journalisten und Politiker!!  


siehe auch:
- Prof. Norbert Bolz übersieht bei einer messerscharfen Diagnose der Mainstreamkrankheiten einen Tumor (Die Propagandaschau, 10.05.2017)

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