Donnerstag, 30. November 2017

USA und Russland im Medienkrieg

Regierungen wollen zunehmend den Bürgern vorgeben, welche Informationen wahr oder falsch bzw. Fake News sind

Es war zu erwarten, dass der russische Präsident Wladimir Putin das schnell durch die Duma und das Oberhaus praktisch einstimmig gepeitschte Gesetz in Kraft setzen wird, mit dem ausländische Medien gezwungen werden können, sich als ausländische Agenten registrieren zu müssen. Das ist schlicht eine Reaktion auf das US-Justizministerium, das die staatlichen russischen Medien RT und Sputnik nach einem Gesetz aus dem Zweiten Weltkrieg gezwungen hat, sich als ausländische Agenten zu registrieren. Zudem trat Google nach und kündigte an, die russischen Staatsmedien im Ranking herunterzusetzen, wenn sie Falschmeldungen verbreiten.

In den USA wurde schon gesagt, dass es mit der Registrierung als ausländischer Agent nicht um Zensur gehe. Das ist allerdings nur halbrichtig, denn wenn sich die beiden russischen Sender nicht eingetragen hätten, hätten ihnen ihre Sendelizenz entzogen werden können. Jetzt gelten die Nachrichten als Propaganda und müssen die Sender ihre Finanzen offenlegen.

Russland hatte schon im Oktober gedroht, als die Anweisung zur Registrierung erfolgte, mit gleicher Münze zurückzuschlagen. Bislang mussten sich in Russland NGOs, die Gelder vom Ausland erhalten als ausländische Agenten registrieren, nicht aber Medien. Das dient der Stigmatisierung, was auch in Washington der Zweck war, die russischen Medien offiziell als ausländische Agenten zu firmieren.

Dass dies Moskau nicht einfach hinnimmt, ist angesichts der trotz Trump zunehmenden Spannungen zu erwarten gewesen. Seit gestern also können auch ausländische Sender in Russland als ausländische Agenten ausgewiesen werden. Betont wird auch in Russland, man wolle keine Zensur ausüben, sondern das Gesetz erlege nur ausländischen Medien zusätzliche Pflichten auf, für russische Medien verändert sich nichts. So müssen sich Medien selbst als ausländische Agenten bezeichnen und ihre Finanzen aufdecken.

Im Tit for Tat steigt man damit tiefer in den Medienkrieg ein, der seit den US-Präsidentschaftswahlen den offenen Konflikt mindestens so stark prägt wie das Wettrüsten auf beiden Seiten. Russland scheint nun nicht, wie schon angedroht, den privaten Sender CNN als ausländischen Agenten zu bezeichnen, aber das russische Justizministerium forderte die Regierungssender Voice of America und Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) auf, sich zusammen mit einigen lokalen, von RFE/RL betriebenen Sendern als ausländische Agenten zu registrieren.

Möglicherweise könnte auch die Deutsche Welle darunter fallen. Nach der amerikanischen Einladung zur Gegenreaktion hat nun Moskau freie Hand, welche Medien stigmatisiert werden. Moniert wird von russischer Seite denn auch, dass bislang nur russische Auslandsmedien, aber nicht die BBC, das chinesische CCTV, der französische Sender France-24 oder die Deutsche Welle registrieren lassen mussten.

mehr:
- Medien als "ausländische Agenten": USA und Russland im Medienkrieg (Florian Rötzer, Telepolis, 26.11.2017)

siehe Grundsätzliches:
Die Empfänger der Fördermaßnahmen aus den USA (Post, 29.10.2016)
NGOs im Great Game… Die National Endowment for Democracy (Post, 19.02.2016)
FARA und der Umgang mit NGOs (Post, 05.02.2016)

siehe auch:
Angst als Propaganda-Instrument: Böse ist’s, wenn’s die anderen tun! (Post, 13.08.2017)
Putin zu westlichen Dauerverdächtigungen – "Habt ihr alle euren Verstand verloren?" (Post, 05.06.2017)
Sprache, Narrative und Empfindlichkeiten im Konflikt mit Russland (Post, 24.04.2017)
Deutsche Presse im Propaganda-Taumel (Post, 15.10.2016)
West-Propaganda und Double-Binds (Post, 16.08.2016)
Der unerklärte 100jährige Krieg der US-amerikanischen Polit-Elite gegen Sowjetunion und Russland (Post, 06.07.2016)

Mittwoch, 29. November 2017

Dirk Pohlmann bringt es mal wieder auf den Punkt:
Das Schweigen der Wölfe

Seit einigen Tagen ist klar, wer das Schmutzdossier bezahlt hat, mit der die Anti-Putin-Hysterie in den USA angeheizt werden konnte. Sie erinnern sich? Die Dauerhits beim Chorheulen der Wölfe in Medienhausen? Putin hat die US Wahl gehackt! Putin hat den ehemaligen DIA-Chef Michael Flynn „umgedreht“! Donald Trump ist Putins erpressbarer Lakai, seit der Perversling sich in einem Hotel von Prostituierten vollpinkeln ließ, in einem Bett, in dem Barack Obama schon mal geschlafen hatte! Und Putin – hier setzt dunkles Raunen ein – hat möglicherweise-wahrscheinlich davon ein Video…
Das erklärt doch alles.

Diese Verschwörungstheorie war wesentlicher Inhalt einer Schmutz-Akte, die durch ständige „Berichterstattung“ in den realexistierenden Qualitätsmedien auf beiden Seiten des Atlantiks die Nachrichtenlage prägte. Die Schmutz-Akte hatte der ehemalige britische Geheimagent John Steele als kommerzielle Auftragsarbeit angefertigt. [1]

US-Medien meldeten, die Auftraggeber des ehemaligen MI-6 Agenten Steele seien republikanische Politiker der „Never Trump“- Fraktion gewesen.

Steeles „Erkenntnisse“ waren verschiedenen US-Medien vor der Wahl angeboten worden, aber kein Medium wollte sie veröffentlichen. Der Steele-Bericht wurde dann aber von John McCain an die US Geheimdienste weitergereicht. Die erste Presseveröffentlichung fand in der Internetpublikation Buzzfeed statt, zwei Monate nach der Wahl, aber 10 Tage vor dem Amtsantritt von Donald Trump. Sie war eine Art Kriegserklärung an Trump, wie sie übrigens auch Claus Kleber [2] und Elmar Thevessen [3], beide tief verflochten mit US-Thinktanks, bereits unmittelbar nach der Wahl abgegeben hatten, mit Worten, die es bis dahin in der US-Berichterstattung des ZDF nie gegeben hatte. Früher hätten solche Bemerkungen die Karriere beendet. Jetzt muss man offenbar austeilen, um weiter am Ball zu bleiben.
mehr:
- Das Schweigen der Wölfe (Dirk Pohlmann, free21/KenFM, 29.11.2017, PDF)

Mein Kommentar: 
Man beachte das Veröffentlichungsdatum!
In unserer Medienlandschaft sieht es so aus, als ob es diese Meldungen, auf die Pohlmann sich bezieht, nie gegeben hätte!

Vor 100 Jahren – 20. November bis 7. Dezember 1917: Schlacht von Cambrai

Panzer und Stoßtrupps an der Westfront 

Nach dem Zusammenbruch des russischen Zarenreichs konnte ein Teil der deutschen Truppen von der Ostfront abgezogen werden und die Westmächte wagten eine Offensive an der Westfront. Die Briten, die auf Tanks (Panzer) als neuen Waffentyp setzten und damit den Stellungskrieg in einen Bewegungskrieg verwandeln wollten, waren mit einer ersten Offensive im Mai 1917 in Flandern weitgehend erfolglos gewesen. Im November starteten sie daher einen Angriff auf den für den deutschen Nachschub wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Cambrai.
Ein gestrandeter Panzer mit Soldaten des britischen 1. Leicester-Regiments
während der Schlacht von Cambrai, 20.11.1917

Deutschen waren jedoch vorgewarnt und hatten sich eingegraben. Zwar nahmen die Briten in den ersten Tagen der Offensive 8000 Deutsche gefangen, doch folgte am 30. November der deutsche Gegenstoß mit selbstständig operierenden Stoßtrupps, gegen deren Beweglichkeit auch die Panzer relativ machtlos waren. Bis zum 6. Dezember nahmen die Deutschen ihrerseits 9000 Briten gefangen. Auch der Einsatz von Jagdfliegern auf beiden Seiten brachte keine Entscheidung. Am Ende der Schlacht um Cambrai mit insgesamt 90.000 Toten und Vermissten hatte sich der Frontverlauf kaum geändert. Das britische Oberkommando musste einsehen, dass die Kampfkraft der Deutschen noch nicht am Ende war.
 Harenberg -Abenteuer Geschichte 2017

The First Tank Battle in History {9:09}

Veröffentlicht am 26.01.2008
Felix
http://www.imdb.com/title/tt0481303/
The story of the first tank battle in history which took place in World War One.

Dienstag, 28. November 2017

Heute vor zehn Jahren – 28.11.2007: Fliegerin Elly Beinhorn stirbt mit 100 Jahren

Traumpaar der 1930er-Jahre 

Sie war ein Aushängeschild des NS-Regimes: Elly Beinhorn (* 1907) machte 1929 ihren Pilotenschein und wurde unter Protektion des legendären Fliegerasses Ernst Udet Kunstfliegerin. 1931 unternahm sie einen abenteuerlichen Flug nach Afrika. Eine Weltumrundung im Alleinflug (1932), ein Flug über den amerikanischen Kontinent (1934) und ein Rekordflug über zwei Kontinente in 24 Stunden (1935) machten sie zum Star. 
Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten begrüßt Elly Beinhorn
nach einem Flug durch den Vorderen Orient und Südasien, 1939
Im selben Jahr lernte sie den draufgängerischen Grand-Prix-Rennfahrer Bernd Rosemeyer (1909-1938) kennen und heiratete ihn 1936. Als Rosemeyer die Europameisterschaft gewann (1936), bejubelte die NS-Presse das Paar als »Helden des neuen Deutschland«, Doch im Januar 1938 verunglückte Rosemeyer auf der Reichsautobahn bei Darmstadt tödlich, als sein Wagen bei über 429 km/h von einer Böe erfasst und in einen Wald geschleudert wurde. Beinhorn stellte bis 1939 noch zahlreiche Flugrekorde auf, flog aber im Krieg keine Einsätze. Erst 1951 setzte sie sich wieder in ein Flugzeug. Sie verfasste einige Bücher über ihr Leben und arbeitete als Rundfunkmoderatorin. 1979 gab sie ihren Pilotenschein freiwillig ab. 

Was am 28. November noch geschah: 
1943: Auf der Konferenz von Teheran beraten Churchill, Roosevelt und Stalin erstmals über eine Nachkriegsordnung. 
 Harenberg - Abenteuer Geschichte 2017

[Doku] ZDF-History - Elly Beinhorn - Die Dokumentation [HD] {43:51}

Veröffentlicht am 12.03.2017
MüllerMann
"Offenes Cockpit, eine Karte von Afrika - und eine Flasche Cognac gegen die Kälte: Als Elly Beinhorn 1931 zu ihrem Alleinflug quer über den Kontinent aufbricht, ist sie in Deutschland noch völlig unbekannt. Zurück kommt die todesmutige Flugpionierin als Star. Es folgen weitere lebensgefährliche Rekordflüge, die sie noch berühmter machen, sie kann sich über Zeitungsreportagen und Buchverträge freuen. Doch das Eheglück mit dem vom NS-Regime protegierten Rennfahrer Bernd Rosemeyer währt nicht lange.
Im Januar 1938 verunglückt Rosemeyer tödlich bei einer Geschwindigkeits-Rekordfahrt. Der gemeinsame Sohn ist damals gerade elf Wochen alt. Im Exklusivinterview mit ""ZDF-History"" setzt Bernd Rosemeyer jr. sich mit dem Leben seiner eigenwilligen, stets ihre Grenzen auslotenden Eltern auseinander.
Die Dokumentation erzählt das abenteuerliche Leben des Vorzeigepaares, das zugleich bestrebt war, sich der Vereinnahmung durch das NS-Regime zu entziehen. Aufnahmen aus dem erstmals vollständig erschlossenen Privatfilmarchiv von Elly Beinhorn zeigen Wagnis und Magie ihrer Flugexpeditionen."

Mercedes Autounion Automobilrennfahrer Bernd Rosemeyer 1936 Best Color Footage {7:30}

Veröffentlicht am 24.02.2017
Deutsche Wehrmacht

The Big Three In Teheran (1943) {5:04}

Veröffentlicht am 13.04.2014
British Pathé
Full title reads: "THE BIG THREE IN TEHERAN".
Teheran, Iran (Persia).
Aerial view shots of the Hamadan and Iraqi mountains. Shot along street in Teheran taken from a car window. Several shots of Britain's Foreign Secretary Mr Anthony Eden chatting with several men in the grounds of the British legation in the Soviet Embassy in Teheran.
Exterior of Soviet Embassy. Various shots of the ceremony at the embassy at which Britain's Prime Minister Mr Winston Churchill presents the Sword of Stalingrad to Soviet Premier Joseph Visarionovich Stalin who after kissing it, passes it to Marshal Kliment Voroshilov. At the ceremony are Mr Eden and Soviet Foreign Minister Mr Vyacheslav Molotov.
Various shots of Mr Churchill posing for press on his 56th birthday. He puts on a Persian style hat. Mr Churchill in car leaving legation. Various shots of the Shah of Persia chatting to Mr Churchill. The Shah enters his car and leaves.
Various shots of Mr Churchill reviewing British and Indian soldiers in grounds of legation. They present him with small gifts for his birthday. The soldiers then gather round for Mr Churchill to thank them, then they give three cheers in return.
Various shots of the leaders posing outside the Russian Embassy. Seated are Stalin, American President Franklin Delano Roosevelt and Churchill. Military Chiefs are seen standing behind them. Mr Eden, Mr Molotov and Mr Averell Harriman are seen coming to stand behind. Churchill's daughter Sarah stands behind her father.
Air Marshal Sir Charles Portal, General Lord Alanbrooke and Admiral Cunningham leaving the Embassy. Mr Churchill and Mr Eden leaving the Embassy.
(Mute & Track Negs.)
FILM ID:1099.05
A VIDEO FROM BRITISH PATHÉ. EXPLORE OUR ONLINE CHANNEL, BRITISH PATHÉ TV. IT'S FULL OF GREAT DOCUMENTARIES, FASCINATING INTERVIEWS, AND CLASSIC MOVIES. http://www.britishpathe.tv/
FOR LICENSING ENQUIRIES VISIT http://www.britishpathe.com/

Von Skandal zu Skandal: Uber ist Ausgeburt des fiesen Kapitalismus

Das aggressive und dummdreiste Verhalten des Fahrtdienstvermittlers gehören zum Ekelhaftesten, was die Globalisierung hervorgebracht hat. Uber hat Verlogenheit zum Leitmotiv erhoben. Bei Bedarf vertuscht er sogar Datenklau.

Travis Kalanick und Donald Trump sind Brüder im Geiste. Dass der ehemalige Chef von Uber den US-Präsidenten unterstützte, wundert kein Stück. Kalanick ist wie Trump ein Zerstörer althergebrachter Regeln, der sich als Erneuerer ausgibt und keine Anstalten macht, sein aggressives und egomanisches Wesen zu verbergen. Auch er setzt auf Fäkalsprache, um Konkurrenten verächtlich zu machen. "Wir befinden uns in einer politischen Kampagne", hatte Kalanick vor drei Jahren verkündet, "in der der Kandidat Uber heißt und der Gegner ein Arschloch namens Taxi".

"Politische Kampagne" bedeutet bei Uber: Staatliche Vorgaben zu ignorieren und über intensive Lobbyarbeit zum Ziel zu kommen. "Uber baut in Berlin und Brüssel massiven Druck auf. Es handelt sich um die größte Lobbyorganisation aller Zeiten", zitierte die Zeitung "TZ" kürzlich den Chef des Münchner Taxiunternehmens Isar-Funk, Christian Hess. Zugekleistert wird die Strategie der Markteroberung mit Fortschrittsgeschwafel und Versprechen neuer Glückseligkeit auf dem Planeten. Das Unternehmen prognostizierte eine Million Arbeitsplätze bis 2020 - nur für Frauen. Da schreit jede Gleichstellungsbeauftragte vor Glück. Die Kurzformel von Uber lautet: mehr Jobs, mehr Umweltschutz, mehr Freiheit, mehr Parkplätze, mehr Chancen - und weniger Autos.

Wiederum garniert mit einem - für Uber-Verhältnisse bescheidenen - Versprechen, in den kommenden zwölf Monaten in Europa 40.000 zusätzliche Jobs zu schaffen, kündigte Kalanick im Januar 2015 "eine Partnerschaft mit EU-Städten" an. Damals gingen Taxifahrer auf die Barrikaden, weil Uber mit unfairen und - wie sich in diversen juristischen Entscheidungen herausstellte - gesetzeswidrigen Mitteln ihr Geschäft bedrohte. Kalanick wetterte gegen ein "geschütztes Monopol" der Taxi-Branche. "Aus Regeln, die Menschen schützen, wurden Regeln, die eine Industrie schützen."

mehr:
- Von Skandal zu Skandal: Uber ist Ausgeburt des fiesen Kapitalismus (Thomas Schmoll, n-tv, 26.11.2017)
Richter verschiebt Prozess "Ich traue den Uber-Anwälten nicht" (n-tv, 29.11.2017)

siehe auch:
- Fahrer ohne Versicherungen: Gericht verbietet Uber in Israel (n-tv, 27.11.2017)
Psychotricks zur Zeitkontrolle Wie Uber seine Fahrer ans Steuer fesselt (Diana Dittmer, n-tv, 04.04.2017)
- Milliardenverlust bei Uber: Das Übel des Knopfdruck-Kapitalismus (Stefan Schultz, SPON, 26.08.2016)
- Sharing Economy: Gutes Teilen, schlechtes Teilen (Nadine Oberhuber, ZON, 19.07.2016)
- Uber-Kapitalismus (Wolfgang Stieler, heise Technology Review, 22.10.2014)
aktualisiert am 04.12.2017

Montag, 27. November 2017

Wozu nutzen Geschlechtsidentitäten überhaupt?

Über das Gender-Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit der heutigen Ge-schlechtsangaben nachgedacht

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit der heutigen Geschlechtsangaben hat in den Diskussionsforen viel Unverständnis oder gar Verachtung auf sich gezogen: Zuhauf hagelte es Unterstellungen, das Gericht sei befangen gewesen, von Gendertheorikern unterwandert oder habe einen Vorschlag schlicht "abgenickt", ohne sich der Folgen bewusst zu sein.

Ich habe das Urteil gelesen, kommentiert und halte es für in sich schlüssig und nachvollziehbar, zudem in Übereinstimmung mit neueren ärztlichen und wissenschaftlichen Befunden (Abschied vom binären Geschlechtsmodell). Die wiederholt kolportierte Behauptung, damit gebe es jetzt ein "drittes Geschlecht", ist aber falsch.

mehr:
- Wozu nutzen Geschlechtsidentitäten überhaupt? (Stephan Schleim, Telepolis, 25.11.2017)
siehe auch:
- Realsatire: Nennen Sie mich Prosecco Hornscheidt (Post, 30.12.2014)
- Lann Hornscheidt: “Ich soll meiner Professur enthoben werden” (Post, 30.11.2014)

Geschlechtergerechtigkeit: Unser Hirn spricht Männersprache! {12:15}

Veröffentlicht am 23.10.2015
PULS Reportage
Mehr dazu auf http://www.deinpuls.de
Wir sagen „Bäcker“,“ Anwohner“, „Arzt“ und meine damit Männer UND Frauen. Eigentlich. Aber checkt unser Hirn das wirklich oder werden Frauen bei diesen Begriffen gewohnheitsmäßig vergessen? Falls ja - welche Auswirkungen hat das?
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Ukraine: Machtkampf in der "Volksrepublik Luhansk"

Es sieht so aus, als würde sich die "Republik Donezk" die "Republik Luhansk" einverleiben wollen, Moskau will den Konflikt als interne Angelegenheit sehen
Die Ukraine erlebt eine erneute Krisensituation. Ein Machtkampf in der sogenannten "Volksrepublik Luhansk" bzw. "Volksrepublik Lugansk" scheint vorerst zugunsten des dortigen "Innenministers" Igor Kornet ausgegangen zu sein. Wie die russische Zeitung Nowaja Gaseta am Donnerstag meldete, ist der bisherige "Gouverneur" des Gebietes, Igor Plonitzki, mit einem Autokonvoi Richtung Russland abgereist. Vermutlich wird er im Kreml um Beistand bitten - wenn er überhaupt sicher nach Moskau kommt, wie die Zeitung anmerkt.

In dem Gebiet der prorussischen Rebellen haben seit Dienstag nicht gekennzeichnete Bewaffnete die Stadt Luhansk unter Kontrolle gebracht. Sie waren mit Lastwagen und Panzerfahrzeugen in den Ort eingedrungen.

Die Kombattanten sind vermummt und tragen keine Hoheitszeichen. Dies erinnert an den Beginn der russischen Okkupation der Krim im Frühjahr 2014. Vermutlich als Kennzeichen einer "friedlichen" Absicht tragen sie weiße Armbinden. Nach Medienangaben sei der Konvoi aus der "Volksrepublik Donezk" gefahren, auch die OSZE bestätigte, dass der Konvoi aus dieser Richtung kam.

Die "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk haben sich im Frühjahr 2014 nach einer international nicht anerkannten Abstimmung von der Ukraine abgespalten, seitdem dauern Kämpfe mit der Ukraine an, die trotz internationaler Bemühungen nicht eingestellt wurden. Moskau beliefert diese Gebiete mit Waffen und Personal und weiteren Unterstützungen, ohne dies einzugestehen.

mehr:
- Ukraine: Machtkampf in der "Volksrepublik Luhansk" (Jens Mattern, Telepolis, 24.11.2017)

Putsch-Versuch in Lugansk .... Bewaffnete übernehmen Kontrolle von Regierungsgebäuden {1:26}

Veröffentlicht am 23.11.2017
HerrTeutates
Selbsternannter Präsident Igor Plotnizki spricht von "Putschversuch" Kiew/Moskau – Der selbsternannte Präsident von Luhansk in der Ostukraine hat einen Putschversuch in der prorussischen Separatistenregion angeprangert. Regionalführer Igor Plotnizki beschuldigte seinen ehemaligen Innenminister Igor Kornet in einer Videobotschaft am Mittwoch eines "bewaffneten Versuchs zur Machtergreifung" und kündigte rechtliche Gegenmaßnahmen an. Ein AFP-Reporter berichtete über mehrere gepanzerte Militärfahrzeuge vor dem Regierungssitz der selbsternannten "Republik Luhansk" und vor dem Haus des Innenministers. Am Dienstag hatten hunderte bewaffnete Männer in Militäruniformen ohne Hoheitsabzeichen die Zufahrtsstraße zum Parlament und dem Regierungssitz der selbsternannten Republik abgeriegelt. Der selbsternannte Präsident der Region Luhansk und sein früherer Innenminister hatten sich zuletzt einen Machtkampf geliefert. Am Montag hatte Regionalführer Plotnizki seinen Minister entlassen. Einen Tag später hatte Innenminister Kornet seine Entlassung über die Nachrichtenagentur der Separatisten dementiert. Der "Präsident" hatte ihm daraufhin vorgeworfen, sich an die Macht zu klammern und die Region damit zu destabilisieren. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte am Mittwoch in Moskau, Russland sei sich der Vorgänge in der Ostukraine bewusst. Er verweigerte zunächst jedoch jeglichen Kommentar.
Im Osten der Ukraine herrscht seit mehr als drei Jahren ein blutiger Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten. Dabei wurden bisher mehr als 10.000 Menschen getötet. Die ukrainische Regierung, die EU und die USA werfen Russland vor, die Separatisten militärisch zu unterstützen. Moskau weist die Vorwürfe zurück.(APA, AFP, 22.11.2017)

Putsch in der „volksrepublik lugansk“ in der ostukraine {5:10}

Veröffentlicht am 22.11.2017
Welshmale147
Putsch in der „volksrepublik lugansk“ in der ostukraine Grüne Männchen auf den Straßen der von prorussischen Truppen besetzen Stadt LuganskFoto: Staatsferns...


Berliner Flughafen-Lotto – es darf weiter gehofft werden

Bei einer nun erst 2021 erwarteten Eröffnung wären Teile der auf eine Eröffnung 2011 ausgelegten Technik bereits veraltet

Der Berliner Tagesspiegel ist nach eigenen Angaben an Dokumente des TÜV und der Brandenburger Bauaufsicht gelangt, die nahe legen, dass der neue Berliner BER-Flughafen, der eigentlich schon seit 2011 in Betrieb sein sollte, erst 2021 eröffnet wird. Bestätigt sich diese Terminspekulation, wäre das bereits die siebente Eröffnungsverschiebung des "Pannenprojekts", dessen geschätzte Kosten in der Zwischenzeit von 1 auf auf 6,6 Milliarden Euro stiegen.

Die neuen "systemischen Mängel", die der TÜV dem Tagesspiegel nach auf der Baustelle entdeckte, betreffen unter anderem den Brandschutz, der bereits bei vergangenen Verzögerungen als Hauptursache genannt wurde. Entrauchungssteuerung, Sprinkleranlagen, Brandmelder, elektroakustische Notwarnsysteme und Sicherheitsbeleuchtungen funktionieren vor allem im Bereich "Mainpier Nord" immer noch nicht zufriedenstellend.

mehr:
- Berlin: BER-Betreiber bestätigt Berichte über neue Mängel (Peter Mühlbauer, Telepolis, 24.11.2017)

Flughafen BER - oder Pleiten, Pech und Pannen - heuteplus | ZDF {2:21}

Veröffentlicht am 21.04.2016
ZDF
Seit mehr als 1400 Tagen ist der Flughafen nicht eröffnet. Im Oktober 2011 sollten die ersten Passagiere abheben. Was ist passiert, wie sehen die Perspektiven aus? Unser Grafikvideo zeigt es.

IM FOKUS: Flughafen BER - Der einfache Grundfehler {3:28}

Veröffentlicht am 10.03.2017
RT Deutsch
Der Flughafen Berlin-Brandenburg gilt als eine der bisher größten politischen Fehlleistungen. Die Baukammer Berlin fordert: „Lasst endlich Ingenieure ran!“. Wir haben uns mit dem Präsidenten der Berliner Kammer unterhalten.

Milliardenprojekt BER: Rundgang über den Pannenflughafen {12:53}

Veröffentlicht am 12.08.2017
spiegeltv
Der Flughafen Berlin-Brandenburg ist ein Superlativ in Sachen Negativrekorde. Seit knapp 4000 Tagen versuchten dort bislang vier Flughafen-Chefs für geschätzte 5,4 Milliarden Euro einen Airport zu bauen. Und richtig fertig ist er immer noch nicht.

Vortrag zum BER: Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa {1:37:45}

Veröffentlicht am 02.11.2017
Klaus Dornath
"Wann geht er (der BER) in Betrieb? Da müssen Sie auf ein Wunder hoffen." So Faulenbach da Costa am Ende seines Vortrages im Kino Union in Berlin Friedrichshagen.
Der bekannte Flughafenplaner beschreibt in einem kurzen Abriss die Geschichte des BER. Er kennt aus eigener Anschauung die Hintergründe für das Scheitern dieses Projekts und legt die Details schonungslos offen.

BER in der Zwickmühle BBB TV 23.11.2017 {15:15}

Veröffentlicht am 23.11.2017
Klaus Dornath
2.000 Tage Nichteröffnung des BER: Unser Beitrag zum Jubiläum.
Sonderausschüsse, Geschäftsberichte und Interviews mit Verantwortlichen ergeben ein verheerendes Bild der Führungsmannschaft des BER und der Politik.
Mit freundlicher Unterstützung von Volkswirt Dr. Frank Welskop.
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Samstag, 25. November 2017

Vor einem Jahr starb Fidel Castro: Unbesiegter Comandante

Vor einem Jahr starb Fidel Castro. In Kuba und Lateinamerika ist er auch heute noch lebendig
Am 25. November 2016 um 22.29 Uhr Ortszeit starb Fidel Castro Ruz im Alter von 90 Jahren. Mit dem Tod ihres Anführers werde auch die Kubanische Revolution untergehen, hatten deren Gegner seit dem Sieg der Rebellen im Januar 1959 gehofft. Doch der von den westlichen Medien dämonisierte Comandante en Jefe reagierte auf solche Phantasien stets gelassen. »Unsere Feinde sollten sich keine Illusionen machen, ich sterbe morgen und mein Einfluss mag zunehmen«, sagte er vor mehr als zehn Jahren. »Ich könnte es wie El Cid machen, den sie tot auf dem Pferd mit sich führten und so Schlachten gewannen«, fügte er unter Anspielung auf den in Spanien als Nationalheld verehrten kastilischen Ritter aus dem elften Jahrhundert hinzu.

Ein Jahr nach dem Ableben Castros scheint es, dass sich seine Erwartung bestätigt. »Yo soy Fidel« (Ich bin Fidel) skandierten Hunderttausende während der Trauerkundgebung am 29. November 2016 auf dem Platz der Revolution in Havanna. Heute ist Kuba gefordert, diese Aussage unter Beweis zu stellen.

mehr:
- Unbesiegter Comandante (Volker Hermsdorf, junge Welt, 25.11.2017)
siehe auch:
- "Fidel ist nicht tot" – Kubaner gedenken ihres Revolutionsführers (n-tv, 26.11.2017)

Fidel Castro - Freiheit oder Tod {1:21:55}

Veröffentlicht am 13.08.2016
Thomas Mann
Viel wurde bereits über Fidel Castro gesagt und geschrieben. Kaum einen lebenden Politiker umrangt solch ein Mythos wie den kubanischen Revolutionsführer und langjährigen Staatschef.

Freitag, 24. November 2017

Russland soll mal wieder… – ein Verdacht jagt den nächsten

Russland soll aktiv versucht haben, in die britische Stromversorgung einzudringen, berichtet ein Nachrichtendienst. Auch beim Brexit-Referendum hatte Moskau wohl seine Finger im Spiel.

Dass die amerikanische Präsidentenwahl aus Russland beeinflusst wurde, wird von den amerikanischen Nachrichtendiensten bestätigt. Auch russische Kampagnen vor den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden sind bekannt. Nun berichtet auch Großbritannien von direkten Attacken aus Russland. Wie Ciaran Martin, Chef des britischen National Cyber Security Centre, einer Abteilung des Nachrichtendienstes GCHQ, am Mittwoch in London sagte, sei Russland in die britische Stromversorgung eingedrungen. Ziel der Russen seien auch große britische Telekommunikationsfirmen gewesen, so Martin. Einige Angriffe auf britische Medien seien sogar erfolgreich gewesen und hätten deren Websites lahmgelegt.

mehr:
- ATTACKE AUF STROMVERSORGUNG: Russland startet Cyberangriffe gegen Großbritannien (Oliver Kühn, FAZ.net, 15.11.2017)

siehe auch:
- Russische Regierung wohl doch nicht hinter Hackerangriff auf US-Stromversorger (Martin Holland, Heise News, 03.01.2017)
Es dem Vortrag von Rainer Mausfeld: »Warum schweigen die Lämmer?«

Emmerson Mnangagwa: Sie nennen ihn Krokodil

Nach dem geplanten Militärputsch wird Emmerson Mnangagwa neuer Präsident Simbabwes. Wer ist der Mann, der jahrzehntelang Robert Mugabe stützte und ihn dann stürzte?

Die Nachricht, dass Robert Mugabe nach 37 Jahren Präsidentschaft endlich zurücktritt, führte zu einem Freudentaumel unter den Simbabwern, wortwörtlich. Die Menschen tanzten und feierten auf der Straße. Die Hoffnung auf einen Neuanfang für das Land ist groß. Viel zu lange haben die Menschen unter dem Tyrannen Mugabe, seiner Ehefrau und seinen Getreuen gelitten. Nun soll Emmerson Mnangagwa Simbabwe in die Zukunft führen. Aber wer ist dieser Mann? Und ist er die richtige Person für diese Aufgabe?

Emmerson Dambudzo Mnangagwa wurde am 15. September 1942 geboren – in dem Jahr, in dem sein Vorgänger Robert Mugabe 18 Jahre alt wurde. Und obwohl die beiden fast zwei Jahrzehnte trennen, brachte sie der Unabhängigkeitskampf zusammen und machte sie zu politischen Partnern. Wie kaum andere politische Führer sind die beiden durch eine extrem lange politische Zusammenarbeit miteinander verbunden. Am Ende allerdings endete diese Symbiose auf dramatische Weise. So viel steht fest: Emmerson Mnangagwa hat den Niedergang seines Vorgängers akribisch seit Jahren geplant. In dessen Schatten der Macht hat er auf den richtigen Moment gewartet, um dann zuzuschlagen. Mit seiner heutigen Wahl zum Präsidenten hat er damit eine Epoche beendet, die Simbabwe in eine tiefe Krise gestürzt hatte.

Mnangagwa wird in Simbabwe auch ED genannt. Er stammt aus einer Farmerfamilie, wie viele Männer seiner Generation. Sein Vater kämpfte gegen koloniale Gesetze und zog aus dem früheren Rhodesien ins heutige Sambia, wo er längere Zeit lebte. Die politischen Erfahrungen seiner Familie prägten auch den jungen Emmerson.

mehr:
- Emmerson Mnangagwa: Sie nennen ihn Krokodil (Joseph Maramba, ZON, 24.11.2017)

"Simbabwe: Chronik eines Untergangs."- Mit offenen Karten | ARTE

Veröffentlicht am 17.04.2017
der Wolpertinger.
Simbabwe liegt im südlichen Afrika und grenzt an Mosambik, Sambia, Botsuana und Südafrika. Die Hauptstadt des Landes ist Harare, es ist etwa 400.000 km2 groß und hat ungefähr 12 Millionen Einwohner. Die meisten Einwohner Simbabwes gehören zwei Volksgruppen an. 80 % sind Shona, ein Bantuvolk, 15 % sind Ndebele, die sich von den Zulu abgespalten haben. Dazu kommen Weiße, denn das Land war mehrere Jahrzehnte lang Teil einer britischen Kolonie.
Simbabwe war der südliche Teil einer Ende des 19. Jahrhunderts von Cecil Rhodes, dem Gründer der Bergbaugesellschaft De Beers, geschaffenen britischen Kolonie. Ihm verdankte die Kolonie auch ihren Namen: Rhodesien.
Als Großbritannien das Land 1980 in die Unabhängigkeit entließ, wurde aus Südrhodesien Simbabwe, was in der Sprache der Shona "Häuser aus Stein" bedeutet. Präsident wurde ein Held des Unabhängigkeitskampfes, Robert Mugabe. Der junge Staat erbte eine gute wirtschaftliche Situation.
Abgebaut wurden Gold, Kupfer, Eisen, Nickel und Chrom – 10 % der weltweiten Chromvorkommen sollen in Simbabwe lagern.Die Industrialisierung war in Simbabwe weiter fortgeschritten als in den meisten anderen afrikanischen Ländern, es hatte ein gut entwickeltes Verkehrsnetz und einen funktionierenden Finanzsektor. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit stieg der Lebensstandard der Bevölkerung deutlich an. Inzwischen hat sich die Situation allerdings grundlegend geändert.
Ende der neunziger Jahre beteiligte sich Simbabwe direkt am Krieg in der Demokratischen Republik Kongo. Mugabe unterstützte den neuen Präsidenten Laurent Désiré Kabila, lieferte ihm Waffen und Munition auf Kredit und entsandte Truppen. 2001 befanden sich 12.000 Soldaten aus Simbabwe in der Demokratischen Republik Kongo, was den Staatshaushalt des Landes weit über die Maßen beanspruchte. Die öffentliche Verschuldung stieg rapide an.
Ein weiterer Faktor für die Zuspitzung der Krise war die Landreform im Jahr 2000. In der Vergangenheit waren die fruchtbarsten Ackerflächen, die man hier sieht, stets von weißen Farmern bestellt worden. Im Jahr 2000 beschloss Mugabe dann die Verstaatlichung von fast 70 % dieser Ländereien, die etwa 4500 weißen Farmern gehörten.Das Land wurde an Anhänger des Regimes verschenkt, denen es in vielen Fällen an Kapital und Fachwissen mangelte und die deshalb nicht in der Lage waren, die Höfe zu betreiben und die Äcker zu bestellen. Die Tabakproduktion, bis dahin zum großen Teil für den Export bestimmt, ging zurück und die gesamte Agrarproduktion brach zusammen, wodurch 200.000 Landarbeiter ihre Arbeit verloren. Das gleiche geschah mit der Produktion von Mais, dem Hauptnahrungsmittel des Landes, und der von Weizen. 2007 waren 2 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Zu Beginn des Jahres 2009 sind es mehr als 5 Millionen, 45 % der Bevölkerung Simbabwes.
Die kostenlose Gesundheitsversorgung, die in der ersten Hälfte der achtziger Jahre eingerichtet worden war, ist besonders schwer betroffen: Etwa 80 % der Ärzte und Krankenschwestern haben das Land verlassen, die meisten von ihnen in Richtung Großbritannien. In den Krankenhäusern mangelt es an Personal, Medikamenten und Ausrüstung.2007 waren laut WHO 17 % der Erwachsenen HIV-infiziert. 14.000 Menschen sterben pro Monat an Aids, dadurch ist die Krankheit die erste Sterbeursache!
Dieser Mangel an Stabilität hat natürlich schwerwiegende Folgen.• Die schwindelerregende Inflationsrate führt dazu, dass man mehrere Milliarden Simbabwe-Dollar braucht, um drei Eier zu kaufen. Deshalb greifen die Simbabwer anstatt zu ihrer Währung zum Tauschhandel und bezahlen in natura oder in Fremdwährungen, vor allem mit südafrikanischen Rand. Der Mangel an Kraftstoff beeinträchtigt den Transportsektor. Die Touristen meiden inzwischen das Land, das früher sehr beliebt war, da es über eine reiche Tierwelt und bedeutende Sehenswürdigkeiten wie die Victoriafälle und die Ruinen Groß-Simbabwes verfügt. Außerdem sind natürlich die ausländischen Investoren verschwunden.
Wie war es möglich, dass Simbabwe, das in den neunziger Jahren noch als Modellstaat galt, unter Robert Mugabe in ein wirtschaftliches und politisches Chaos abglitt, das für ein sich nicht im Kriegszustand befindendes Land beispiellos ist?
Beitragslänge: 9.57 Minuten
Erstausstrahlung: Dezember 2008
Aktuelle News/Nachrichten zum Thema:
https://news.google.com/news/search/s...
Zur aktuellen Lage in Simbabwe: https://www.auswaertiges-amt.de/de/au...
Die Bevölkerungsuhr von Simbabwe: http://countrymeters.info/de/Zimbabwe
Reisen nach Simbabwe: https://wikitravel.org/de/Simbabwe
Original DVD/VOD in der ARTE-Boutique:
Quelle: ddc.arte,tv/de

Robert Mugabe, Wer mit Ungeheuern kämpft, Dokumentation deutsch, Doku 2015,HD {1:53:02}

Veröffentlicht am 30.05.2016
Frank Stanford
Robert Mugabe, Wer mit Ungeheuern kämpft, 2015 HD.

Frankreich: "Machtwort" des Premierministers gegen geschlechtergerechte Sprache

Edouard Philippe weist seine Mitarbeiter an, in offiziellen Schreiben die "inklusive Schreibweise" nicht zu verwenden

Lange Zeit konnten sich die Liebhaber der traditionellen französischen Schriftsprache beruhigt mit Proust oder auch zeitgenössischen literarischen Größen mit dem Gedanken schlafen legen, dass bestimmte Sprachregeln so bleiben, wie sie festgeschrieben sind. Die Vorstöße für "geschlechtergerechte Sprache" würden in Frankreich an den Wächtern der Académie française zerschellen.


Immerhin hatten es die beinharten Hüter geschafft, dass in Frankreich nicht "Computer" oder "digital" im Gespräch wie im journalistischen Gebrauch die gängigen Begriffe sind, sondern die französischen Formen "ordinateur" und "numérique". Sie konnten also gegen einen global verbreiteten Sprachgebrauch durchsetzen, dass die lebendige französische Sprache auf ihren Eigenheiten bestehen kann.


Nun kämpfen zwei Rigorismen, zwei Sprachpolizisten, miteinander, das macht den Konflikt in Frankreich besonders interessant: der Rigorismus der Académie française gegen den Rigorismus derjenigen, die Geschlechtergerechtigkeit in der französischen Sprache einfordern. Das Prinzip "Das Maskulin setzt sich gegen das Feminin durch" soll mit Alternativen außer Kraft gesetzt werden.

mehr:
- Frankreich: "Machtwort" des Premierministers gegen geschlechtergerechte Sprache (Thomas Pany, Telepolis, 21.11.2017)

Bangladesch: Hungerbeseitigung mit schweren Nebenwirkungen

Was aus einem Entwicklungsland wird, das 20 Jahre als Lieblingsschüler des Internationalen Währungsfonds galt
Auf der Straße kämpft sich hupend eine Blechlawine voran, während auf dem Bürgersteig Mensch den Menschen voran schiebt: "Es ist gut, in Kolkata zu sein. Hier kann ich mal durchatmen. Selbst der Fluss ist sauber, das Essen hat eine hohe Qualität und es gibt sogar eine Metro-Linie", sagt Herr Bishwas im Viertel BBG Bagh in Kolkata.

Mit dem Fluss meint Bishwas den Hugli, der eine Verschmutzung von bis zu 1,5 Millionen Kolibakterien pro Zentiliter aufweist - in Indien sind nur 500 erlaubt. Und da schwimmen noch Fische drin, die gefangen und auf dem Markt verkauft werden.

Auch so dörflich ist es hier nicht: Kolkata ist die zweitlauteste Stadt der Erde und es leben 24.000 Menschen auf einem Quadratkilometer - in Berlin sind es knapp 4000. Doch es gibt keinen Grund, den Psychiater zu rufen: Herr Bishwas kommt aus der Altstadt Dhakas, wo bis zu 135.000 Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen. Der Burigangafluss, einen Steinwurf entfernt, ist eine stinkende, schwarze Kloake - wie alle Flüsse der Hauptstadt Bangladeschs. Dafür sorgen nicht nur die Pharmaindustrie und die Ledergerbereien, sondern auch Tausende von kleinen Fabriken. In einigen werden von ungeschützter Menschenhand mit Chemikalien Plastikgüter hergestellt, in anderen Gummisandalen – und in weiteren von Kinderhand Luftballons in giftigen Laugen gefärbt.

Schon jetzt wissen wir, dass die 18-Millionen-Metropole Dhaka wegen der Nebenwirkungen seiner "Exportschlager" in 20 Jahren ohne Grundwasser dastehen wird – und trotzdem hört der Irrsinn nicht auf: Weiterhin strömen Menschen aus den ländlichen Gegenden des Landes in die Hauptstadt, vorwiegend aus dem Norden des Landes. Dort stehen die Felder entweder unter Wasser oder vertrocknen. Dafür verantwortlich ist jedoch nicht nur das sich verändernde Klima. In der Regenzeit öffnet der Nachbar Indien die Schleusen der gestauten Flüsse, wie den Tista, die nach Bangladesch fließen. In der trockenen Zeit stoppen sie den Zulauf.

In Dhaka versuchen die Landbewohner dann einen Job in der etwa 4 Millionen Billigarbeiter starken Billig-Textilindustrie zu finden, was den Arbeitgebern im Streit mit den Gewerkschaften sehr gelegen kommt. Andere dagegen versuchen sich als Unternehmer, weil sie so mit bis zu drei Dollar am Tag doppelt so viel verdienen können wie als Näher oder Näherin: Menschen schmelzen über kleinen Feuern das Zink der gesammelten Zinkkohle-Batterien heraus, um es für etwas mehr als einen Dollar pro Kilo zu verkaufen. Sie hantieren mit verfaulten, chrombelasteten Lederresten, die sie zu Hühner-und Fischfutter verarbeiten, oder wühlen den ganzen Tag auf den zahlreichen Müllhalden der Metropole nach Plastikresten.

mehr:
- Bangladesch: Hungerbeseitigung mit schweren Nebenwirkungen (Gilbert Kolongo, Telepolis, 22.11.2017)
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Städte am Limit Dhaka Die Wassermetropole Reportage über Dhaka Teil 1 {14:45}

Veröffentlicht am 25.06.2013
Claudia Hermelins
Dhaka (bengalisch: ঢাকা, Ḍhākā; früher anglisierend Dakka, Dacca) ist die Hauptstadt Bangladeschs und mit 6.080.671 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 11.490.872 in der Agglomeration (Stand 1. Januar 2005) vor Chittagong und Khulna die größte Stadt des Landes. Sie ist auch die Hauptstadt der gleichnamigen Division (Verwaltungseinheit). Dhaka liegt an einem Seitenarm des Flusses Dhaleswari im Herzen der größten Jute-Anbauregion der Welt. Das umliegende Gebiet ist sehr dicht bevölkert und wird von starken Monsun-Überschwemmungen heimgesucht.

"Neues aus Bangladesch." - Mit offenen Karten | ARTE {12:12}

Veröffentlicht am 07.05.2017
der Wolpertinger.
Die Hauptstadt von Bangladesch ist Dhaka. Das Land hat eine Fläche von 144.000 km2. Das entspricht etwa einem Viertel der Fläche Frankreichs. Den größten Teil des Landes bildet ein Deltagebiet, das sich durch den Zusammenfluss zweier im Himalaja entspringender Flüsse gebildet hat: Ganges und Brahmaputra. Dank der von den beiden Flüssen angeschwemmten Sedimente ist das Delta eine der fruchtbarsten Regionen der Welt.
Die Verwaltungsgliederung des föderalen Staates entspricht in etwa der Verbreitung seiner wichtigsten Sprachen: Pandschabi, Paschtu, Sindhi und Belutschisch. Über 96 % der Pakistaner sind Muslime, 87 % davon Sunniten. Pakistan ist weltweit das Land mit der zweitgrößten muslimischen Bevölkerung, nach Indonesien und vor Indien.
Die Wirtschaft floriert: Bangladesch konnte in den letzten Jahren ein durchschn. Wachstum von 6,3 % aufweisen. Der Grund dafür ist in erster Linie der hohe Binnenkonsum, denn das Land hat 161 Millionen Einwohner. Bangladesch ist weltweit der am dichtesten besiedelte Flächenstaat: 1118 Bewohner je km2.
Der wichtigste Wachstumsfaktor ist die Textilindustrie. Sie ist der größte Industriesektor des Landes und macht allein 80 % des Exportvolumens aus.
Die geographische Lage des Landes ist insofern bemerkenswert, als es fast völlig von Indien umschlossen ist. Die Beziehungen zum großen Nachbarn sind zwar von historischen Differenzen geprägt, haben sich aber seit kurzem verbessert. v Bangladesch ist ein nur wenig bekanntes, aber komplexes Land. MIT OFFENEN KARTEN untersucht verschiedene Aspekte des südasiatischen Staates, dessen Wirtschaft sich ebenso rasant entwickelt wie seine Einwohnerzahl. Vor welchen Herausforderungen steht Bangladesch im 21. Jahrhundert vor allem angesichts des Klimawandels?v Mauern dieser Welt: http://www.faz.net/aktuell/politik/25...
Beitragslänge: 12.12 Minuten
Erstausstrahlung: März 2013
Video in französischer Sprache: https://youtu.be/a7tWPl9aR7Y
Literatur: http://ddc.arte.tv/zur-das-thema/neue...
Zur aktuellen Lage in Bangladesch: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aus...
Aktuelle Nachrichten/News aus Bangladesch: https://news.google.com/news/search/s...
Die Bevölkerungs- und Wirtschaftsuhr von Bangladesch:
Reisen nach Bangladesch: https://wikitravel.org/de/Bangladesch...
Spielfilme zum Thema
Original DVD/VOD in der ARTE-Boutique: http://boutique.arte.tv/f8514-dessous... Quelle: ddc.arte.tv/de
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Political correctness und die Schwierigkeit es allen recht zu machen

Eine Kunstausstellung in der Mensa der Universität Göttingen wurde kürzlich nach Sexismus-Vorwürfen abgehängt. Anlass für einige Überlegungen zur neuen Kunstfeindschaft, Hypersensibilität und Prüderie

Kulturvertreter fürchten nach ähnlichen Vorfällen um die Kunstfreiheit. Übertrieben? Vielleicht. Doch gewinnt die Vorstellung, jeder könne selbst entscheiden, was weg muss, offenbar an Boden. Nicht mehr Argumente sollen darüber entscheiden, was als sexistisch zu gelten hat, sondern die Gefühle der Betroffenen.

Hochsensibilität liegt gerade schwer im Trend. Die Google-Suchanfragen nach diesem Begriff sind seit 2012 deutlich emporgeschnellt. Auch das Interesse für Feminismus hat in diesem Zeitraum leicht zugenommen. In einem stetigen Abwärtstrend begriffen ist dagegen Antisemitismus. Einen außergewöhnlichen Verlauf nimmt die Sexismus-Kurve. Das Interesse an diesem Begriff ist durchgängig sehr niedrig, schnellt aber alle paar Jahre, immer wenn eine neue Anti-Sexismus-Kampagne die Medien beherrscht, für kurze Zeit zu steilen Gipfeln empor.

Angesichts der grassierenden #MeToo-Hysterie ("Sexismus") verwundert es daher nicht, wenn schon die Darstellung weiblicher Nippel und knapp bekleideter Hinterteile auf ein paar Bildern in der Göttinger Uni-Mensa geeignet ist, einen kollektiven Aufschrei auszulösen. Die von Marion Vina gezeichneten Bilder waren Teil der am 20. Oktober eröffneten Ausstellung "Geschmackssache" des Künstlerkollektivs "KomiTee".

mehr:
- Beim Sexismus und der Zensur soll das Ich entscheiden (Hans-Dieter Rieveler, Telepolis, 23.11.2017)
Gefunden in „Geschmackssache“ in Göttingen: Ausstellung sexistisch und antisemitisch?
( Christoph Oppermann, Britta Bielefeld, Göttinger Tageblatt, 06.11.2017)
Mensa in göttingen: studentenwerk hängt anzügliche bilder ab {2:30}

Veröffentlicht am 07.11.2017
dark555x
Mensa in göttingen: studentenwerk hängt anzügliche bilder ab
Dienstag, 07.11.2017 17:01 Uhr In Göttingen ist ein Streit darüber entbrannt, wie weit Kunst gehen...

siehe auch:
- Realität, Interpretationen und Koordinatensysteme (Post, 05.11.2017)
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Donnerstag, 23. November 2017

Heute vor 610 Jahren – 23. November 1407: Herzog Ludwig von Orléans wird ermordet

Frankreich versinkt im Chaos 

Während der Regierungszeit Karls VI. (1368-1422) geriet Frankreich an den Rand des Zusammenbruchs. Der zwölfjährige Knabe wurde 1380 unter der Regentschaft seiner drei machtgierigen Onkel König, gegen deren Regiment sich auch Hungerrevolten erhoben. Auch flammte der Hundertjährige Krieg mit England (1337-1453) wieder auf. Als sich beim König ab 1392 Anzeichen von Wahnsinn einstellten und er schließlich regierungsunfähig wurde, griffen Königin Isabeau und des Königs jüngerer Bruder Ludwig von Orleans (* 1372) gegen die vom Burgunderherzog geführten Onkel nach der Macht. 
Ludwig von Orléans wird in Paris von Schergen des Herzogs
Johann Ohnefurcht von Burgund ermordet,
Aquarell, Maître de la Chronique d’Angleterre, um 1470-80

Um 1400 standen sich daher, unterstützt von einzelnen Städten und Regionen, zwei Hofparteien in Feindschaft gegenüber: Die Armagnacs unter Herzog Ludwig und die Bourguignons unter Herzog Johann Ohnefurcht von Burgund. 1407 ließ Johann seinen Widersacher auf offener Straße niederstechen und die Tat von Pariser Professoren als »Tyrannenmord« rechtfertigen. Zwischen den Parteien brach offener Bürgerkrieg aus. Dies nutzte Englands König Heinrich V., um 1415 nach Frankreich überzusetzen. Bei Azincourt errang er einen glänzenden Sieg und besetzte die Normandie. Doch auch Johann Ohnefurcht ereilte sein Schicksal: Er wurde 1419 zu einer Unterredung auf die Brücke von Montereau gelockt und hinterrücks erstochen
 Harenberg - Abenteuer Geschichte 2017