Sonntag, 12. März 2017

George Soros und Viktor Organ: Geliebter Feind

George Soros wird vieles vorgeworfen: Einflussnahme im US-Wahlkampf und eine aktive Mobilisierung gegen die bestehende ungarische Politik und Präsident Viktor Orban. Jetzt will die ungarische Regierung Soros und sein Imperium „aus dem Land fegen“. Dabei hat Orban dem Milliardär einiges zu verdanken 

In letzter Zeit gab es in mehreren osteuropäischen Ländern und vor allem in der US-amerikanischen Alt-Right-Szene zahlreiche verbale Angriffe auf einen alten Mann aus Ungarn: den 86-Jährigen Milliardär George Soros. Seine Person, seine Open-Society-Stiftung, wie auch eine große Zahl der von ihm geförderten zivilgesellschaftlichen Organisationen wurden in vielen Ländern zu Feinden des Staates erklärt. In Russland ist die Open-Society-Stiftung als „unerwünscht“ eingestuft und dementsprechend verboten, in den Artikeln der Trump-nahen US-amerikanischen Breitbart News erscheint Soros als skrupelloser Intrigant, der mit allen Mitteln versucht hätte, Hillary Clinton zur Präsidentin zu machen, und in Mazedonien gibt es seit Januar eine neue Bürgerinitiative mit dem Namen Stop Operation Soros (SOS), die das Geld des Milliardärs vom Land fernzuhalten versucht. 
mehr: 
- George Soros und Viktor Organ: Geliebter Feind (Krisztian Simon, Cicero, 24.02.2017) 

Kriselnde Ideologien: Fakten vs. Narrative

Journalismus In Zeiten kriselnder Ideologien ist mit Fakten kein Staat mehr zu machen – mit Narrativen hingegen schon. Das allerdings haben bis dato nur rechte Medien begriffen

Donald Trump hat am Samstag die Behauptung in den Cyberspace erbrochen, Obama habe ihn im Monat vor der Wahl abhören lassen. Beweise für diese Behauptung blieb er allerdings schuldig. Tatsächlich war der einzige Beleg für die Story ein Breitbart-Artikel, der sich wiederum auf einen Artikel auf der Webseite Heat Street bezog, der "namentlich nicht genannte Quellen" zitierte.

Bevor wir zur Wahrheit kommen, müssen wir uns die Lügen ansehen. Denn die Lügen haben derzeit die Oberhand – und neue Untersuchungen von Wissenschaftlern der Columbia University zeigen, wie und warum. Die Forscher haben 1,3 Millionen Artikel analysiert, die im Vorfeld der US-Wahlen online erschienen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass es nicht das Internet als Technologie ist, das die Wahrheit fragmentiert oder Fake News und unverblümten Lügen den Vorzug gibt. Vielmehr kommt dieser Effekt durch die verdeckte Übernahme von Desinformation und Propagandastrategien politisch motivierter rechter Nachrichtenkanäle zustande.

Netzwerkanalysen zeigen, dass die großen, etablierten Medienhäuser – von der New York Times über die Washington Post bis zu CNN – in einer vollkommen anderen Welt leben als die der Nachrichten, die rechte Wähler konsumieren. Der Fixstern dieses "Alt-right"-Sonnensystems ist Breitbart, das von zahlreichen anderen Paranoia-Betreibern umkreist wird.

mehr:
- Eil, Eil, Eil: US-Präsident ist Lügner (Paul Mason, der Freitag, 09.03.2017)

Das Anti-CIA-Organizing-Manual

Wie die Studentenbewegung der 80er Jahre den Geheimdienst aus den Unis ekeln wollte
In den USA des Ronald Reagan organisierten vor allem die Studenten den Protest gegen das Establishment. Dies schmerzte die CIA vor allem deshalb, weil sie ihr Personal traditionell an den Universitäten rekrutierte. In einem nun freigegebenen Memo für den CIA-Direktor von 1986 ist ein Handbuch der Geheimdienstgegner für Subversion auf dem Campus enthalten, das nun ironischerweise die CIA selbst auf ihrem Server veröffentlicht.

Das Handbuch zur Organisation gegen die CIA beginnt mit einem kurzen Abriss über deren Geschichte, die nicht unwesentlich mit den Universitäten zusammenhing, wie man seit den Untersuchungsausschüssen Mitte der 1970er Jahre wusste. Allein das berüchtigte MKULTRA-Programm zur Forschung von Drogen involvierte 80 universitäre Einrichtungen, die oft nicht einmal wussten, wer ihr tatsächlicher Auftraggeber war. Die CIA infiltrierte und finanzierte auch die Nationale Studentenbewegung, die an 300 Colleges und Universitäten vertreten war. Dabei interessierte sich der Geheimdienst für organisierte ausländische Studenten und lenkte die Finanzierung für US-freundliche Studentenorganisationen in Lateinamerika. Universitäten wie etwa in Miami hatten auch als Tarnung für die Operationen gegen Kuba gedient.

Das Handbuch erinnerte auch an die Operation CHAOS aus den 1960er Jahren, als der Auslandsgeheimdienst im Inland systematisch 300.000 Kriegsgegner mit nachrichtendienstlichen Methoden ausspionierte, sowie an die Partnerschaft der CIA mit folternden Geheimdiensten wie dem iranischen SAVAK und Südafrika, deren Personal die CIA in den USA ausbildete. Die Autoren befürchteten, dass die von Reagan 1981 beschlossenen Kompetenzen die CIA in eine Art Gestapo verwandeln könne.

mehr:
- Das Anti-CIA-Organizing-Manual (Markus Kompa, Telepolis, 12.03.2017)

Operation CHAOS - Government Spying {2:32}

PressPlayObey
Veröffentlicht am 26.04.2013
Did you know the Federal Government was illegally spying on American citizens before the Patriot Act ? This video explains Operation CHAOS which was used to infiltrate and spy on Americans. I Will make more short informative videos like this explaining our dark history. Please Subscribe for future videos ! Thumbs up if you enjoyed it. Do you want to learn more about Operation CHAOS? Click on this link: http://www.aarclibrary.org/publib/chu... Follow me on Twitter: https://twitter.com/ObeyPressPlay


Griechenland: Aberwitzig postfaktisches Theater

Foto-Montage & angebliche Regie per Skype: Schauspielerin behauptet, sie habe Oscar-prämierten Regisseur für sich gewonnen - und kommt damit durch

Eine kuriose Meldung gibt es aus der griechischen Theaterwelt. Ohne Kenntnis und daraus resultierend wurden die Namen eines Oscar-nominierten Regisseurs aus Zypern und eines amerikanischen Star-Regisseurs darin verwickelt. Der gesamte Plot erscheint in Zeiten der weltweiten Vernetzung aberwitzig - ist jedoch real.

Nicht real ist hingegen, was die in Griechenland mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin und Politikerin Pemi Zouni bislang standfest behauptete. Die frühere Abgeordnete der PASOK hatte gegenüber der Michalis Cacoyiannis Stiftung behauptet, sie habe den Oscar-prämierten Regisseur Ang Lee als Regisseur für ihr Theaterstück "….und Julietta" gewonnen. Auf den entsprechenden Plakaten liest sich die Beteiligung Ang Lees durch das Layout des Plakats als "Ang Lee …..und Julietta". Die Stiftung des 2011 verstorbenen, mehrfach für den Oscar nominierten zypriotischen Regisseurs Michalis Cacoyiannis nahm das Stück in den Spielplan auf.
mehr:
- Griechenland: Aberwitzig postfaktisches Theater (Wassilis Aswestpoulos, Telepolis, 12.03.2017)

Ancient Greek Theatre {4:01}


Meaghan Cahill
Veröffentlicht am 11.03.2012
Project for drama class. (:

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An Introduction to Greek Theatre {6:53}

National Theatre Discover
Veröffentlicht am 11.01.2013
For background detail on Greek theatre productions at the National Theatre, see our online exhibit http://www.google.com/culturalinstitu... This film explores the defining aspects of Greek Theatre. The theatre of Ancient Greece flourished between 550 BC and 220 BC. A festival honouring the god Dionysus was held in Athens, out of which three dramatic genres emerged: tragedy, comedy and the satyr play. Western theatre has its roots in the theatre of Ancient Greece and the plays that originated there. This collection features video about Greek theatre and productions of Greek plays staged at the National Theatre. Featured in this film are experts Edith Hall, professor of Classics at Kings College, London, Laura Swift from the Open University, Dr Sean McElvoy from Varndean College, Brighton and actor Michael Grady-Hall from the cast of Antigone. This film includes performance footage from the 2012 National Theatre production of Antigone, directed by Polly Findlay, starring Christopher Eccleston as Creon and Jodie Whittaker in the title role. This film was made and directed by Chloe White for the National Theatre. Discover more about the art of making theatre with the National Theatre: http://www.nationaltheatre.org.uk/dis... Bookshop: http://www.nationaltheatre.org.uk/boo... Twitter: http://www.twitter.com/nationaltheatre Facebook: http://www.facebook.com/national.thea... iTunes: http://www.nationaltheatre.org.uk/itunes TES: http://www.tes.co.uk/nationaltheatre


Atommüll: Risiko wird sozialisiert

Bundesregierung gibt den Konzernen eine doppelte Absicherung, diese klagen dennoch weiter gegen den Atomausstieg 

Mit einer nahezu inhaltsleeren Meldung, die von vielen Zeitungen übernommen wurde, informiert die Nachrichtenagentur dpa am Donnerstagnachmittag, dass die Bundesregierung einen Vertrag mit den deutschen AKW-Betreibern abgeschlossen habe, der die Entsorgung des radioaktiven Mülls regeln soll.

Dieser wurde bisher nicht veröffentlicht, aber im Grunde wurde bereits alles im vergangenen Dezember mit einem kleinen, für die Unternehmen recht vorteilhaftem Gesetzespaket geregelt. Allerdings haben diese noch darauf bestanden, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit der Regierung abzuschließen.

Durch diesen sind auch künftige Regierungen und Parlamente gebunden, und die Grundlagen der Entsorgungen können nicht mehr ohne weiteres per Gesetz geändert werden. Insbesondere geht es den Unternehmen bei dem Vertrag um die Haftungsfrage, das heißt darum, dem Gesetzgeber die Möglichkeit zu nehmen, die Regelung mit anderen parlamentarischen Mehrheiten zu verschärfen.

Als Gegenleistung für den Vertrag, so hatten die Regierungsfraktionen und offensichtlich auch die Grünen gefordert – die Linkspartei wollte sich von vornherein nicht auf den Deal einlassen –, sollten die Konzerne auf ihre diversen Klagen gegen die Bundesregierung verzichten. Das ist allerdings nicht geschehen oder nur teilweise.

mehr:
- Atommüll: Risiko wird sozialisiert (Wolfgang Pomrehn, Telepolis, 11.03.2017)

siehe auch:
- Rückbau Atomkraftwerke: »Ein gigantischer Griff ins Klo« (Post, 29.07.2016)
- Die zehn schwersten atomaren Unfälle (Post, 25.03.2011)

Doku German Arte - Albtraum Atommüll {1:38:26}


Gilbert Ochsenkühn
Veröffentlicht am 23.07.2016
Dokumentation German Arte Albtraum Atommüll


BRICS: Vorreiter beim Klimaschutz

Wenn bisher darauf verwiesen wurde, dass Costa Rica durch seine Wasserkraft und Island durch seine Geothermie beinahe zu 100 % energetisch erneuerbar seien, wurde entgegengehalten: Das sind ja nur sehr kleine Länder und sie fallen weltpolitisch kaum ins Gewicht. Diese Argumentation ist heute nicht mehr zeitgemäß.

Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt, China mit 1.4 Milliarden Menschen und Indien mit 1.3 Milliarden, haben die Vorreiterrolle beim Klimaschutz und beim Ausbau der erneuerbaren Energien übernommen.

Als Chinas Premierminister 2012 verkündete, dass sein Land ab 2030 erstmals weniger Treibhausgase emittieren werde als vorher, galt schon diese Ankündigung als Sensation. Dass dann aber sein Land schon seit 2013 Jahr für Jahr weniger CO2 emittiert, ist die eigentlich gute Nachricht fürs Weltklima. Denn China ist als bevölkerungsreichstes Land der Welt auch der größte Klimaschädling. Aber trotz einem Wirtschaftswachstum von 6.7% im Jahr 2016 gingen die CO2-Emissionen im Reich der Mitte um satte 4.3% im gleichen Jahr zurück.

Anfang Januar 2017 erklärte China, dass über 100 bereits im Bau befindliche Kohlekraftwerke geschlossen werden. Allein im Jahr 2016, so berichtet die "Zeit", hat China dreiviertel so viele Solaranlagen gebaut, wie Deutschland insgesamt in den letzten 25 Jahren installiert hat. Bis 2020 will das Reich der Mitte nochmal 340 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investieren. Schon heute ist Solarenergie in China billiger als Strom aus Kohlekraft. Deutschland ist als früherer Wind- und Solarweltmeister schon lange abgehängt und hat in den letzten Jahren über 100.000 Arbeitsplätze in diesen Zukunftstechnologien verloren. Das ist der restriktiven Politik der Bundesregierung geschuldet. Ihr Motto: Kohlekraft ist wichtiger als die Zukunft.

Indiens Regierung will nicht hinter China zurückbleiben. Bis 2022 soll der Anteil der erneuerbaren Energien vervierfacht werden. Schon heute ist Solarstrom auch in Indien die preiswerteste Stromquelle. Deshalb will die indische Regierung bis 2026 alle Kohlekraftwerke abschalten.

Der Finanzdienstleister Bloomberg hat kürzlich errechnet, dass schon heute in 58 Entwicklungsländern Strom aus Sonne und Wind preiswerter ist als aus fossilen Rohstoffen. In zehn Jahren wird das in allen Ländern der Welt so sein.

mehr:
- Indien und China: Die neuen Vorreiter beim Klimaschutz (Franz Alt, Telepolis, 11.03.2017)

Beinaheunfall im Kernkraftwerk? Interessiert nicht!

Die Ursache einer im Januar bekannt gewordenen radioaktiven Wolke über Europa scheint auf kein Interesse zu stoßen 

Ende Januar wurde die Öffentlichkeit mit spärlichen Meldungen über eine radioaktive Wolke informiert. Sie enthalte Jod 131 in geringer Konzentration und verteile sich über ganz Europa, wie Strahlenmessungen in Finnland, dann in Frankreich, Spanien und schließlich auch in Deutschland gezeigt hätten.
mehr:
- Beinaheunfall in Norwegen (Detlef zum Winkel, Telepolis, 09.03.2017)

Trumps Mauer, Zement und IS: Politische Moral und Geschäft

Der Zementriese LafargeHolcim bewirbt sich für lukrative Aufträge, der französische Außenminister appelliert an die Verantwortlichkeit des Konzerns. Im Hintergrund schwärt ein Skandal um frühere Zahlungen an den IS
Trump macht es möglich. Der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault entdeckt die Moral. Er fordert den Zementriesen LafargeHolcim zum Nachdenken auf. Es sei unbedingt notwendig, dass das Unternehmen über seine eigenen wirtschaftlichen Interessen sehr genau nachdenke, belehrte Ayrault den französisch-schweizerischen Konzern in einem Gespräch mit dem Sender Franceinfo: Unternehmen hätten auch eine soziale und wirtschaftliche Verantwortung.

Der frühere Premierminister unter Hollande, seit Anfang vergangenen Jahres für die Außenpolitik zuständig, machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen den neuen US-Präsidenten und er wurde auch gegenüber LafargeHolcim deutlich: "Ich verurteile die Methoden von Herrn Trump, und was Lafarge betrifft, so appelliere ich an seine Verantwortlichkeit." Andere Kunden weltweit würden Larfages Geschäftsansinnen mit Verblüffung zur Kenntnis nehmen.

Auffällig ist, dass der gelernte Philologe den Konzern nur bei seinem französischen Namen ansprach. Der Zement-und Betonhersteller fusionierte 2014 mit dem Schweizer Baustoffhersteller Holcim und wird seither meist mit dem Doppelnamen LafargeHolcim erwähnt. Seinen Hauptsitz hat der weltgrößte Baustoffhersteller in der Schweiz. Herauszuhören ist auch eine subtile Drohung in den Anmerkungen Ayraults, welche auf die Konzernkunden abzielt.

mehr:
- Trumps Mauer, Zement und IS: Politische Moral und Geschäft (Thomas Pony, Telepolis, 10.03.2017)

Geschlechtsverkehrshäufigkeit unter Amerikanern nimmt ab

Trend wird auch in Großbritannien, Deutschland, Südkorea und Japan beobachtet 

Einer im Archives of Sexual Behavior erschienenen Studie zufolge hatten amerikanische Erwachsene 2013 deutlich weniger Sex als in den 1990er Jahren: Bei Verheirateten sank die Zahl der jährlichen Geschlechtsakte zwischen 1989 und 2014 von durchschnittlich 67 auf durchschnittlich 56. Bei den Singles blieb die Frequenz relativ gleich, aber da diese Gruppe weniger Sex hat als die der Verheirateten, trug ihr heute größerer Anteil an der Gesamtbevölkerung zum Rückgang der allgemeinen Frequenz bei.
mehr:
- Geschlechtsverkehrshäufigkeit unter Amerikanern nimmt ab (Peter Mühlbauer, Telepolis, 09.03.2017)

Deutschland: Selbstzweifel vs. Großartigkeit – oder beides…


Revolution in Deutschland?
Das wird nie etwas,
wenn diese Deutschen
einen Bahnhof stürmen wollen,
kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!
 
Wladimir Iljitsch Lenin



Sagt, ist noch ein Land außer Deutschland,
wo man
die Nase eher rümpfen lernt
als putzen?


Der Deutsche
erlebt keine Zeit so gern
als die Bedenkzeit.


Ich kenne die Deutschen:
sie wollen wie die
Metaphysiker alles von
vorn an wissen, recht
genau, im Großoktav, ohne
übertriebene Kürze und
mit einigen citatis.
Sie versehen ein Epigramm
mit einer Vorrede und
ein Liebesmadrigal mit einem
Sachregister - sie bestimmen
den Zephir mit einer
Windrose - und das Herz
eines Mädchens mit einem
Kegelschnitt - sie bezeichnen
alles mit Fraktur wie
Kaufleute, und beweisen alles
wie Juristen - ihre Gehirn-
häute sind lebendige
Rechenhäute, ihre Beine
geheime Meßstangen und
Schrittzähler - sie
zerschneiden den Schleier
der neun Musen und setzen
auf die Herzen dieser
Mädchen Tasterzirkel und in
ihre Köpfe Visierstäbe.
Der Deutsche fügt sich unter
allen zivilisierten Völkern
am leichtesten und
dauerhaftesten der Regierung,
unter der er ist,
und ist am leichtesten
von Neuerungssucht
und Widersetztlichkeit
gegen die eingeführte
Ordnung entfernt.

Die lieben Deutschen
kenn' ich schon;
erst schweigen sie, dann
mäkeln sie, dann beseitigen,
dann bestehlen
und verschweigen sie.


Scheltet mir nicht die
Deutschen! Wenn sie auch
Träumer sind, so haben
doch manche unter
ihnen so schöne Träume
geträumt, daß ich sie
kaum vertauschen möchte
gegen die wachende Wirklichkeit unserer Nach-
barn. Wenn einst, was
Gott verhüte, in der ganzen
Welt die Freiheit
verschwunden ist, so
wird ein deutscher Träumer
sie in seinen Träumen
wieder entdecken.


Selbst im Fall einer
Revolution würden die
Deutschen sich nur
Steuerfreiheit, nie Gedanken-
freiheit zu erkämpfen suchen.


Wir denken gut
und reden schlecht, reden
viel und tun wenig, tun
manches und vollbringen
nichts. Aber unsre
Gleichgültigkeit gegen
Handlungen entspringt nicht
aus unserer Vorliebe für
Worte, sondern umgekehrt,
unsere Vorliebe für Worte
entspringt aus Scheu
vor Handlungen.
Die keuschen Deutschen
wenden ihre Augen weg vor
jeder nackten Tat.


Wer unter Deutschen
zu leben hat, leidet sehr an
der berüchtigten Grauheit
ihres Lebens und ihrer Sinne,
an der Formlosigkeit,
dem Stumpf- und Dumpf-
sinne, an der Plumpheit
im zarteren Verkehre, noch
mehr an der Scheelsucht
und einer gewissen Versteckt-
heit und Unreinlichkeit
des Charakters;
es schmerzt und beleidigt
ihn die eingewurzelte
Lust am Falschen und
Unechten, am übel Nach-
gemachten, an der
Übersetzung des guten
Ausländischen in ein
schlechtes Einheimisches.


Wir haben die Vaterlands-
liebe kennengelernt
als ein Gefühl, das nur beim
Schmettern der
Trompeten mächtig wirkt.

Der Hang zur Selbstkritik,
der oft bis zum Selbstekel, zur
Selbstverfluchung ging,
ist kerndeutsch, aber ewig
unbegreiflich wird
bleiben, wie ein so zur
Selbsterkenntnis angelegtes
Volk zugleich den
Gedanken der Weltherrschaft
fassen konnte.


Nie geraten die Deutschen
so außer sich, wie
wenn sie zu sich kommen
wollen.


Deutschland, unsere Heimat,
hat sich in ein Volk
von 2 Millionen Spitzeln und
80 Millionen Bespitzelten
verwandelt. Sein
Leben besteht in dem Prozeß,
der ihm gemacht wird. Es
besteht nur aus Schuldigen.


Die Deutschen kommen
immer zu spät. Sie sind spät
wie die Musik, die immer
von allen Künsten die letzte
ist, einen Weltzustand
auszudrücken - wenn dieser
Weltzustand schon im
Vergehen begriffen ist. Sie
sind auch abstrakt und
mystisch wie diese ihnen
teuerste Kunst -
beides bis zum Verbrechen.
Ihre Verbrechen, sage ich,
gehörten nicht notwendig
zu ihrem verspäteten
Ausbeutungsunternehmen;
sie waren ein Hinzu-
kommendes, ein Luxus, den
sie sich leisteten
aus theoretischer Anlage, zu
Ehren einer Ideologie, des
Rassenphantasmas. Klänge es
nicht wie abscheuliche
Beschönigung, so möchte
man sagen, sie hätten ihre
Verbrechen aus weltfremdem
Idealismus begangen.


Ein Deutscher
ist ein Mensch, der keine
Lüge aussprechen kann, ohne
sie selbst zu glauben.


Deutschland ist kein
Modell, es ist ein Grenz-
und Sonderfall.