Dienstag, 9. Mai 2017

Egal wie bescheuert wir sind, wir sind das Volk!

Rettungshelfer eilen zu einer Reihe von Unfällen bei Schwabach. Doch dann ist kein Durchkommen: Anstatt eine Rettungsgasse zu bilden, haben viele Autofahrer ihr Fahrzeug verlassen, um "zu gucken". Die Polizei ist entsetzt: Es geht um Menschenleben.

Auf der Autobahn A6 in Bayern sind die Einsatzkräfte am Vormittag kurz vorm Verzweifeln: Sie wurden zu verschiedenen Auffahrunfällen gerufen, doch kommen erst gar nicht zum Unfallort durch. Dicht an dicht stehen Lastwagen auf der rechten Spur. Sie müssen erst umrangiert werden, damit wenigstens im Ansatz eine Rettungsgasse gebildet werden kann.

Einige Auto sind verlassen. Die Fahrer haben sich mit ihren Handys zur Unfallstelle begeben, um Schnappschüsse von einem Getränkelaster zu machen, dessen Ladung - vor allem Getränke-Dosen - sich quer über die Fahrbahn verteilt hat. Bei der Unfallserie in der Nähe von Schwabach in Mittelfranken wird der Fahrer eines Kleintransporters schwer verletzt und muss mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden.

mehr:
- Unfallserie auf A6 in Bayern: Dutzende Gaffer blockieren Rettungskräfte (n-tv, 08.05.2017)

siehe auch:
- Wanderer wollen nicht von Helikopter gerettet werden (n24, 03.05.2017)
Rettungskräfte schauen Lkw-Fahrer beim Crash zu (n24, 05.05.2017)
- Wegen gestrichener Flüge - Passagiere prügeln sich an US-Flughafen (SPON, 09.05.2017)
- "Naked Attraction" – "Gucke mal, ein beschnittener Penis" (Verena Maria Dittrich, n-tv, 09.05.2017)
- Seelenlose Architektur – Zürich verschandelt sich selbst (Roman Hollenstein, Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2017)

siehe auch:
- Deutsche Leitkultur – Wir sind viel zu zurückhaltend (Jörg Bong, SPON, 07.05.2017)

natürlich darf auch DAS deutsche Qualitätsblättchen nicht fehlen:
- Streit um Bild-Aufnahmen: Grönemeyer ringt mit Reportern vor Gericht (n-tv, 10.05.2017)

und auch nicht der Feminismus:
- Stilkolumne: Hehre Motive (Tillmann Prüfer, ZON, 10.05.2017)
Damenmode unterstützte die Vorstellung vom "schwachen Geschlecht". Die Zeiten sind vorbei. Heute tragen Frauen ihre politischen Forderungen als Druck auf dem T-Shirt.
- Busenblitzer war gestern: "Underboob" ist der neueste Trend (n-tv, 09.05.2017)
Diese Busenblitzer sind kein Versehen. Konnte man bisher nicht genug V-Ausschnitt tragen, um Einblick zu gewähren, trägt die modische Frau von heute ja nun bauchfrei. Dabei kann es dann zum neuen Look des "Underboob" kommen, also dem Dekolleté von unten.
Busenblitzer ziehen immer. Das war bei Janet Jacksons Nippelgate-Auftritt 2004 so und ist heute nicht anders. Nur wird die Brust heute nicht mehr vermeintlich versehentlich entblößt, sondern mit voller Absicht: Underboob heißt der Trend, der die Promi-Welt im Sturm erobert hat. Unter XXXS-Oberteilen oder Mini-Bikinis blitzt der untere Teil der Brust hervor, am besten inszeniert auf einem von unten geschossenen Instagram-Foto.

Ins Rollen gebracht haben den Trend, den es bei sexy Fotoshootings übrigens schon länger gab, die Meister der Sex-sells-Inszenierung: die Kardashian-Jenner-Schwestern. Kim Kardashian posierte schon im letzten Sommer mit Underboob - nicht zu verwechseln mit ihrem unübersehbaren Pracht-Hinterteil - und auch die Schwestern Kendall, Kylie, Khloé und Kourtney machten schnell mit. Andere Stars und Blogger ließen sich die garantierte Aufmerksamkeit natürlich nicht entgehen, zerschnitten ihre T-Shirts auf Mikrogröße und hielten ihre halbe Brust in die Kameras.
 
Sex sells, Häme auch:
- Wie die Sexvideos einer Frau gegen ihren Willen viral gingen – und sie sich dann umbrachte (Barbara Bachmann, Krautreporter, 14.05.2017)

siehe aber auch: 
- Ehrenamt: Alt macht neu (Astrid Geisler, ZON, 12.05.2017)
- Diese Fußballerinnen haben bei einem Turnier alle Jungs weggebolzt (Anna Christin Koch, ze.tt, 12.05.2017)
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