Mittwoch, 7. Juni 2017

Dylan’s Nobelpreisrede: »Songs wollen gesungen, nicht gelesen werden.«

Er hat es getan, und aus den Worten von Sara Danius, der Vorsitzenden des Auswahlgremiums für die Vergabe des Literaturnobelpreises, spricht vor allem Erleichterung. Das Abenteuer Dylan neige sich für die schwedische Akademie nun allmählich dem Ende zu. 

Ein paar Tage vor Ablauf der ihm gesetzten Frist hat Bob Dylan seine Nobelpreisrede eingereicht. Sie ist die obligatorische Gegenleistung für die Verleihung des Literaturnobelpreises, deren Zeremonie Dylan im vergangenen Dezember ferngeblieben war. Ein wochenlanges Rätselraten über die Motive dieses eher schwach begründeten Fernbleibens war die Folge.

mehr:
- Kommentar: Bob Dylan, der Literaturnobelpreis und das poetische Ende eines Abenteuers (Harry Nutt, Berliner Zeitung, 06.06.2017)

siehe auch:
- Bob Dylan reichte Nobelpreis-Rede ein (Paul Mucke, hearZone, 06.06.2017)
Literaturnobelpreis: Lektion in Geradeaushaftigkeit (Jan Kedves, Süddeutsche Zeitung, 06.06.2017)
- Bob Dylan (Heinrich Detering, Reclam, Leseprobe, PDF)

Bob Dylan 2016 Nobel Lecture in Literature {27:02}

Veröffentlicht am 05.06.2017
Bob Dylan received the 2016 Nobel Prize in Literature "for having created new poetic expressions within the great American song tradition".

siehe auch:
- 42 Dinge, die wir von Bob Dylan über das Leben gelernt haben. (Markus Brandstetter, RollingStone, 18.12.2013)
Zu Ding 3 (»Ich folge Gott. Wenn meine Jünger also mir folgen, folgen sie indirekt auch Gott. Es gibt keinen Song, den ich nicht von Gott erhalten hätte.«)
folgender Auszug aus der englischen Wikipedia:

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A theme of "Life Seeker" is the search for God.[2][4] Anderson has stated that the lyrics:
Mother life hold firmly onto meSpread my knowledge higher than the dayRelease as much as only you can show
refer to "the point within yourself that knows you," which we call "God."[4] The lyrics accept the fact that "no matter how much you want to get clearer visions of what you're up to, you're only going to get a certain amount."[4] [Starship_Trooper, Lyrics and music, Wikipedia, abgerufen am 07.06.2017]
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»Jon Anderson is the only man I know who is single-handedly trying to save this planet by living on a totally different one.«  [Rick Wakeman über Jon Anderson in: The creation and the conduit – Muirsical Conversation with Jon Anderson, FabricationsHQ, Mai 2012]

Mein Schnellkurs in moralischem Höhenflug

Biel ist eine Arbeiterstadt in der Westschweiz mit 54.000 Einwohnern, für deutsche Verhältnisse ein Provinzstädtchen. Das sahen auch die deutschen Medien so, als herauskam, dass die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel dort eine Aufenthaltsgenehmigung hat, weil ihre Lebenspartnerin in dieser Stadt lebt. Der „Spiegel“ nannte Biel ein Städtchen, die „Süddeutsche“ ein Dorf. Weltweit berühmt sind hingegen die beiden Uhrenmarken Rolex und Swatch, die in Biel ihren Sitz haben. Biel hat die höchste Sozialquote in der Schweiz (über 11Prozent) und jeder fünfte Jugendliche bezieht staatliche Unterstützung. Selbstredend ist Biel auch eine linke Stadt mit einer linken Regierung und hat auch ein Stadtparlament, das in der föderalen Schweiz relativ viele Kompetenzen besitzt.

Wenn im eher beschaulichen Bieler Stadtrat Weltpolitik gemacht wird, getreu nach dem Motto „Global denken, lokal handeln“, ist aber jeweils für Stimmung gesorgt. Das war schon in der letzten Legislatur so, als die grüne Stadträtin Lena Frank den Gemeinderat dazu verpflichten wollte, sich gegen das Freihandelsabkommen TTIP einzusetzen. Der leicht genervte Stadtpräsident, ein Sozialdemokrat, versuchte damals vergeblich, seine Genossinnen zu überzeugen, dass hier Kompetenzen überschätzt werden.

Aber eben, was ist schon eine Diskussion über die Sanierung der Abwasserleitung im einem Stadtquartier gegen eine Debatte über die Globalisierung und den Raubtierkapitalismus? Es gehe darum, so die grüne Stadträtin, ein Zeichen zu setzen. Nun, seit sich US-Präsident Donald Trump zu den Globalisierungsgegnern gesellte, haben die weltweiten Demonstrationen aufgehört und auch unsere Exekutive wird in nächster Zukunft kaum mehr aufgefordert werden, sich gegen den Freihandel zu wehren. Denn wer will schon neben so einem Verbündeten marschieren?

mehr:
- Mein Schnellkurs in moralischem Höhenflug (Alain Pichard, Achgut.com, 07.06.2017)