Dass geistige Arbeit zu mentaler Erschöpfung führt, ist jedem bekannt. Kann sie aber auch die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen? Die bisher einzige Veröffentlichung dazu: Ein Angelo Mosso hatte 1981 beobachtet, dass zwei Professoren nach langen Vorlesungen körperlich geschwächt waren. Die Fragestellung griffen jetzt Wissenschaftler in Wales auf.
Sie ließen 16 Probanden ein Ergometer bis zur Erschöpfung treten, nachdem sie entweder 90 min lang eine anspruchsvolle kognitive Aufgabe bearbeitet oder aber nur in Unterhaltungsbüchern geblättert hatten.
Nach geistiger Anstrengung empfanden die Probanden eine mentale Erschöpfung; zudem machten sie aber auch auf dem Fahrradergometer schneller schlapp als die Kontrollen. Dabei waren kardiorespiratorische und muskelenergetische Parameter unbeeinflusst; auch die Motivation zum Treten war nicht vermindert. Vielmehr empfanden sie die ergometrische Belastung als anstrengenderals die Kontrollen.
Offenbar gibt es neurokognitive Querverbindungen zwischen den Regelkreisen für mentale und physische Aktivität. Ihre Erforschung könnte u. a. auch fruchtbar sein für das Verständnis chronischer Fatigue-Syndrome.
Marcora SM et at: Mental fatigue impairs physical performance in humans. J Appl Physiol 106 (2009) 857-864
Praxis-Depesche 10/2009