Die Transfusion von Blut und Blutprodukten gehört heute zu den häufigsten, wichtigsten und auch sichersten Therapiemaßnahmen der modernen Medizin. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als vier Millionen Übertragungen vorgenommen. Der Weg zu dieser medizinischen Routine war lang und opferreich. Erst vor gut 100 Jahren stieg die Chance der Patienten, eine Transfusion zu überleben, deutlich an.
Doktor Simon Bernheim bei der Tansfusion von Ziegenblut, Gemälde von Jules Adler, 1892 © Radio France |
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde trotz verheerender Folgen immer wieder versucht, Tierblut, meist von Schafen oder Ziegen, auf den Menschen zu übertragen. Die erste Transfusion von Mensch zu Mensch führte der Engländer James Blundell 1818 durch. Ab 1825 setzte er das Verfahren auch bei Frauen ein, die nach der Geburt eines Kindes zu verbluten drohten. Meist wurde direkt von Schlagader zu Schlagader übertragen. Das Risiko für die Patienten blieb hoch, ein Drittel starb während oder nach Bluttransfusionen. Eine wissenschaftliche Grund lage erhielt die Maßnahme erst mit der Arbeit von Karl Landsteiner, der 1901 das ABO-System der Blutgruppen entdeckte. Die erste Blutbank wurde 1919 in den USA eingerichtet.
James Blundell (1790-1878)
• englischer Physiologe und Geburtshelfer
• gilt als Vater der modernen Transfusionsmedizin
• inwieweit seine Transfusionen tatsächlich lebensrettend waren, ist umstritten
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2015