Der kurze Traum vom eigenen Staat
Seit Jahrhunderten träumen die kulturell eigenständigen Kurden, die heute in Gebieten der Türkei, des Irak, des Iran und Syriens leben, von einem eigenen Staat. Als im Zweiten Weltkrieg Briten und Sowjets Teile des Iran besetzten, schien die Verwirklichung des Traums näher zu rücken, zumal die Sowjets die Kurden zur Bildung eigener politischer Organisationen ermutigten. Und so rief der Kurdenpräsident Qazi Mohammed (1900-1947) heute vor 70 Jahren in Mahabad im Nordwesten des Irans die »Republik Kurdistan« unter sowjetischem Schutz aus. Sie erhielt Zuzug von 3000 entschlossenen Kurdenkriegern aus dem irakischen Exil unter Führung von Mustafa Barzani (1903-1979), der zum General der neuen Republik aufstieg.
Bewaffnete kurdische Rebellen in Aserbeidschan, 1940er Jahre |
Mit Energie und Enthusiasmus arbeitete die Republik eine Verfassung und umfangreiche Bildungsmaßnahmen aus. Doch der Rückzug der Sowjets im Rahmen der Nachkriegsordnung ermöglichte das Vordringen der iranischen Armee von Schah Reza Pahlewi, die den Kurdenstaat bis zum 16. Dezember 1946 blutig niederschlug. Qazi Mohammed und seine Minister wurden Ende März 1947 in Mahabad öffentlich gehenkt, Barzani gelang die Flucht in die Sowjetunion. Die Republik Kurdistan ist bis heute das idealisierte Vorbild der politischen Kurdenorganisationen.
Harenberg – Abenteuer Geschichte 2016