Erfahrungen aus der Schweiz, die auch deutschen Lehrern nicht ganz unbekannt sein dürften.
Es geschah während einer Stadtführung in La Chaux de Fonds. Die Führerin mühte sich redlich ab, den Anwesenden die phänomenale Städtestruktur der Uhrenmetropole im Jura zu erklären. Etwa die Hälfte der 20 SchülerInnen hörte interessiert zu oder tat wenigstens so, andere liessen ihre Augen auf die vielen Uhren schweifen, die ihnen anzeigten, dass die Führung noch über eine halbe Stunde dauern sollte. Zwei Mädchen hörten nicht zu, sie redeten miteinander, zwei andere lachten laut, weil sie bemerkten, dass einer ihrer Kollegen plötzlich nicht mehr anwesend war.
Eine von Ihnen griff zum Hörer, um den Vermissten aufzuspüren. Lautes „Aha“, Wegerklärungen, saloppe Sprüche und ein Gekichere waren die Folge. Die Städteführerin musste dies bemerken, fuhr aber tapfer weiter. Der Klassenlehrer blickte zurück, verzog aber keine Miene. Am Schluss sollten die vier Mädchen nach einem freien Ausgang sagen, dass es eine doofe Stadt gewesen sei. Man habe einen Coiffeursalon gesucht, nicht einmal das gäbe es an diesem komischen Ort. Und eine meinte, Stadtführungen interessierten sie eh nicht.
Man könnte dieses Ereignis abbuchen unter dem beliebten Thema der ach so unmotivierten heutigen Schülergeneration. Die Krux ist allerdings, dass es sich bei dieser Gruppe nicht um eine Oberstufenklasse mit einem peinlich berührten Klassenlehrer handelte, sondern um einen Kollegiumsausflug. Die vier SchülerInnen waren allesamt Lehrkräfte, darunter eine Geschichtslehrerin, der Klassenlehrer war der Schulleiter.
mehr:
- Die Nöte der Lehrer: Nieten oder Helden des Alltags? (Alain Pichard, Achgut.com, 24.02.2017)
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