Nach rund 500 Jahren türkischer Herrschaft in ihrem Land begehrten die Griechen ab 1821 auf. Viele europäische Staaten unterstützten ihren Freiheitskampf, darunter auch die Könige Bayerns. Als die unabhängigen Griechen 1831 nach einem Staatsoberhaupt suchten, war der 16-jährige Bayernprinz Otto von Wittelsbach (1815-1867) zur Stelle. Im Februar 1833 wurde er als Otto I. König der Hellenen. Der junge Regent brachte aus Bayern einen Stab fähiger Verwaltungsexperten mit, die alle wichtigen Posten im Land besetzten. Sie drängten die zerstrittenen Griechen, für deren Mentalität sie kein Verständnis aufbrachten, zur Seite. Auch das Militär wurde von Bayern und anderen Ausländern geführt.
Der schwärmerische, vom deutschen Idealismus geprägte König gründete 1837 in Athen die Ottonische Universität – die heutige Nationale und Kapodistria-Universität – als erste neuzeitliche Universität des östlichen Mittelmeerraums. Sie hatte anfangs vier Fakultäten (heute sechs): Theologie, Jura, Medizin und Kunst. Weitere Großprojekte des Königs belasteten den Haushalt schwer und führten zum Staatsbankrott. Die weitgehend von der politischen Gestaltung ausgeschlossenen Griechen erhoben sich 1843 gegen die »Fremdherrschaft«. Ein zweiter Volksaufstand 1862 trieb den König außer Landes, Otto I. zog sich enttäuscht nach Bamberg zurück. Die Athener Universität hat heute mehr als 50.000 Studenten.
Harenberg - Abenteuer Geschichte 2017
Die Bayern in Griechenland {26:10}
Veröffentlicht am 19.04.2014
Spurensuche einer deutsch-griechischen, bisher kaum bekannte Beziehung