Einerseits glauben viele, sie hätten alles erkannt und wüssten bescheid. Andererseits jedoch jammern sie und bleiben in ihrer Opfer-Täter-Dynamik verfangen.
Manfred, 1,98 Meter groß, 115 Kilogramm muskelbepackt, klar definiert, ist hellwach. Er weiß noch genau, wo er am Abend zuvor sein Militärgewehr hingehangen hat. Er steht auf und fühlt den Sand unter seinen Füßen. Auch den Hubschrauber seiner Spezialeinheit, der zu Erkundungsflügen gerade abgehoben hat, hört er. Er sieht aus seinem Zelt den Sonnenaufgang. Plötzlich hört er Feuergefecht, Rufe, Schreie, Maschinengewehrsalven! Der Feind ist im Lager eingebrochen, durchfährt es ihn. Eine Bombe kracht! Rauch und Sand, Körperteile fliegen umher. In seinem Zelt ein feindlicher Soldat, rennt auf ihn zu, umpackt seinen Hals entriegelt eine Handgranate und … . In diesem Moment wird Manfred wach. Er hört Schreie, spürt ein Ziehen und ein Schlagen auf seinem Rücken, sieht sein Messer, das bereit ist zuzustechen. Jetzt, jetzt will er mit aller Wucht auf die unter ihm liegende Gestalt einstechen, da hört und sieht er es. Langsam erkennt er sie. Er liegt auf seiner Frau, ihr tränendurchnässtes Gesicht, ihr Ohgott, Nein!, Manfred, bitte nicht nimmt er wie in Trance wahr. Da spürt er, dass seine kleine Tochter völlig verzweifelt an seinem Hals hängt und ihn ebenfalls anfleht, nicht zuzustechen. In diesem Augenblick wirft er sein Messer seitwärts weg, rollt wimmernd aus seinem Bett und schreit weinend sich die Kehle aus seinem Leib. Im selben Moment zieht er seine Pistole aus dem Halfter, die auf seinem Rücken befestigt ist und hält sich den Lauf vor die Schläfe. Papi, hört er fast wie aus mehreren Kilometern entfernt in seinem Kopf, Paaapppiiii, dann fällt er zur Seite, in einen tiefen Schlaf hinein.
mehr:- Tagesdosis 19.6.2019 – Zeitbomben der Gesellschaft (Kommentar von Rüdiger Lenz)
siehe auch:
- Die Sünden der Väter 1 (Post, 19.01.2014)
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