Kommentar von Kollegin Neumann zu untenstehendem Link:
Bundesärztekammerpräsident Hoppe will rationieren. So weit so gut. Aber dass dies derart ignorant, gedankenlos auf Stammtischniveau geschieht, ist eine Schande:
„Wunschmedizin ist, wenn man beim Genuss von Speisen und Getränken keine Abstriche machen will, aber Medikamente braucht, damit die Magenschleimhaut das auch verträgt. Da muss man dann ehrlich sein und dem Patienten sagen, dass er das selbst bezahlen oder auf Alkohol und fettes Essen verzichten muss.'"...Bei zu hohen Cholesterinwerten kann man auch eine Diät machen. Medikamente sind nur in Ausnahmefällen nötig. Die Menschen müssen bei der Erhaltung ihrer Gesundheit mitwirken, damit das System möglichst wenig in Anspruch genommen wird.“
So spricht ein Angehöriger der oberen Schicht, der anscheinend noch nie was davon gehört hat, dass Alkohol und Übergewicht zum Beispiel schicht- und bildungsabhängig ist oder mit längerer Arbeitslosigkeit korreliert – das ist ja so einfach, das als Willenssache hinzustellen! Das ist schick, das gibt Missfelder-Applaus vom Stammtisch (genau da!) Wenn (laut Robert-Koch-Institut) lediglich 8.2% der 11-15-jährigen Jungen aus wohlhabenden Familien Übergewicht haben, aber 15,8 % derselben Altersgruppen aus armen Verhältnissen, dann sollte man das Maul nicht zu sehr aufreißen (Bei den Mädchen ist das Verhältnis 3.7% zu 9,4%. Wenn man mit 1 Dollar 250 Kalorien an Karotten aber 1200 Kalorien an Keksen kaufen kann, wenn die Morbiditätsquote bei länger als 12 Monaten arbeitslosen Männern bei 59,7% liegt, bei den Erwerbstätigen bei 27,7% und, und und…. dann sollte ein Ärztekammerpräsident mal sein Auge auf den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit legen und nicht von Diät schwadronieren. Aber – wie titelt Bettina Schmidt in ihr sehr lesenswertes Buch:
Eigenverantwortung haben immer die andern.
Da fällt mir ein, dass immer noch niemand mein Referat „Gesundheit – soziale Ungleichheit – Eigenverantwortung“ abgerufen hat….
Zum Interview mit Hoppe bei FR-Online
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