Die Morde von Iguala „Ya me cansé!" - „Ich bin es leid“, so der mexikanische Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam auf einer Pressekonferenz
„Ya me cansé!" - „Ich bin es leid“, mit diesen Worten beendete der mexikanische Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam letzten Freitag eine Pressekonferenz auf der er die Geständnisse von drei Mitgliedern der „Guerreros Unidos“ präsentierte. In mehreren Videos berichteten die mutmaßlichen Mörder wie sie am 26. September 2014 43 Studenten auf einer Müllkippe töteten, verbrannten und die Reste anschließend in einem Fluss entsorgten. Zuvor waren die Studenten eines Lehrerseminars aus Ayotzinapa nach einer Spendenaktion von der Polizei auf Befehl des Bürgermeisters von Iguala, José Luis Abarca, festgenommen und an die Mitglieder der Drogenmafia übergeben worden. Die Studenten waren auf dem Weg nach Iguala wo sie an einer Demonstration gegen die Frau des Bürgermeisters teilnehmen wollten. María de los Ángeles Pineda Villa wollte ihre Kandidatur für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr bekannt geben. Das Ehepaar war eng mit dem im Bundesstaat Guerrero herrschenden Drogenkartell verbandelt. Beide wurden letzte Woche auf ihrer Flucht in Mexiko Stadt verhaftet.
Wer die Pressekonferenz verfolgte, dem stockte der Atem. Karam berichtete entsetzliche Details der Morde. Schon während des Transports sind mindestens 15 Studenten gestorben. Sie seien „erstickt“ berichtete einer der Verhafteten. Mit erhobenen Händen mussten die Lebenden an einer Müllkippe aussteigen. Dort wurden sie getötet. Die Leichen wurden dann unter alten Autoreifen und Holz gestapelt, mit Benzin übergossen und verbrannt. Am nächsten Tag verpackten die Schergen die sterblichen Überreste in schwarze Beutel und warfen sie in den Fluss San Juan. Zwei dieser Beutel wurden gefunden. Auf der Müllkippe fanden Gerichtsmediziner Asche, Zähne und Patronenhülsen. Diese Überreste sollen jetzt unter anderem an der Universität in Innsbruck untersucht werden.
mehr:
- Mexiko, ein Land der Schande (Goggo Gensch, Nutzerbeitrag, der Freitag, 11.11.2014)
siehe auch
- Krieg ohne Kriegserklärung in Mexiko (Ralf Streck, Telepolis, 12.11.2014)
Die Entführung und vermutliche bestialische Ermordung von 43 Studenten wirft ein Schlaglicht auf einen Krieg in einem Land, das sich immer stärker zum "failed state" entwickelt
Mit der vierstündigen Blockade des Flughafens der Touristenstadt Acapulco wurde am Montag erneut der geballte Unmut über das Verschwinden von 43 Studenten deutlich. Gestern wurde der Sitz der Partido Revolucionario Institucional (PRI) in Chilpancingo, der Hauptstadt von Guerrero, angegriffen und in Brand gesetzt. Es kam zu Straßenschlachten mit der Polizei. Die PRI ist die Partei des Präsidenten Enrique Peña Nieto. Die Studenten waren am 26. September entführt worden und alles deutet darauf hin, dass sie bestialisch ermordet wurden. Hinter dem Vorgang steht ein Geflecht aus korrupten Politikern und Drogenkartellen. Der Vorgang zeigt, dass die Drogenmafia immer tiefer in zivile Bereiche vordringt und nun auch linke Aktivisten hinrichtet, die für soziale Verbesserungen eintreten. Immer klarer wird, dass der 2006 ausgerufene "Krieg gegen die Drogen" gescheitert ist, der schon mehr als 100.000 Tote gefordert hat.
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