Kurze weiße Haare, Bart, leicht gebräuntes Gesicht, sportliche Figur, beige Shorts, blauer Pulli und Flip-Flops an den Füßen – so sitzt der amerikanische Physiker Doyne Farmer, 62, Anfang Juni in seinem Büro in der University of Oxford in England.
Dieser freundlich lächelnde Professor in Surferklamotten soll der Erfinder des Hochfrequenzhandels an den internationalen Finanzmärkten sein? Die umstrittenen Methoden der „Flash Boys“, die mit ihren ultraschnellen Hochleistungsrechnern den Börsenhandel weltweit beherrschen, sorgen derzeit aufgrund des gleichnamigen Buches des amerikanischen Erfolgsautors Michael Lewis für Gesprächsstoff in den Finanzmetropolen weltweit. Kritiker machen das High-Frequency-Trading (HFT) für die zunehmende Instabilität der Märkte verantwortlich. Manche vergleichen den Hochfrequenzhandel sogar mit einer Atombombe.
Bei dem Vergleich muss Farmer grinsen, schließlich begann seine akademische Laufbahn Anfang der achtziger Jahre als Oppenheimer-Stipendiat am National Laboratory in Los Alamos, dem Ort, wo unter der Leitung von Robert Oppenheimer im Zweiten Weltkrieg die amerikanische Atombombe entwickelt wurde.
Aber was hat die Atombombe mit dem Hochfrequenzhandel von Wertpapieren zu tun? Glaubt man Michael Lewis: Jede Menge, weil der computergestützte Handel gefährliche Kettenreaktionen an den Märkten auslösen kann. Der Grund dafür sind die zwei wichtigsten Komponenten des Hochfrequenzhandels: Algorithmen und ultraschnelle Datenverbindungen.
mehr:
- Hochfrequenzhandel – Wie die Chaostheorie die Finanzwelt beherrscht (Til Knipper, Cicero, 02.10.2014)