Donnerstag, 18. Dezember 2014

Zum 25. Todestag von Samuel Beckett

Zum 25. Todestag Vor 25 Jahren, am 22.12.1989, ist Samuel Beckett in Paris gestorben. Eine biografische Erinnerung
Als er zwanzig Jahre zuvor, 1969, den Literaturnobelpreis erhielt, war das für ihn eine Katastrophe, die er kommen sah. Er floh mit seiner Frau Suzanne nach Tunesien. Er akzeptiert zwar die Ehre, zur Verleihung aber kam er nicht.

„Erfolg oder Misserfolg in der Öffentlichkeit haben mir nie viel bedeutet; tatsächlich fühle ich mich im letzteren weit eher zu Hause – ich habe seinen belebenden Hauch mein ganzes Schriftstellerleben lang geatmet, bis auf die letzten paar Jahre. Glücklich sind jene Autoren, von denen man nicht einmal weiß, ob sie wirklich gelebt haben.“
Samuel Barclay Beckett wird am 13. April 1906, einem Karfreitag, in Foxrock bei Dublin geboren. Vielleicht, sicher ist das nicht. Auf der Geburtsurkunde steht 13. Mai. Vermutlich hat sein Vater William versehentlich das falsche Datum eintragen lassen. Die Mutter Mary jedenfalls feiert ihren Sam immer am 13. April.

„Man kann wohl sagen, dass ich eine glückliche Kindheit verlebt habe, obwohl ich zum Glücklichsein nicht sehr begabt war. Meine Eltern haben all das getan, wodurch man eine Kindheit glücklich machen kann. Aber ich habe mich oft recht allein gefühlt.“

mehr:
- Lippen Schweigen (Goggo Gensch, Nutzerbeitrag, der Freitag, 17.12.2014)
Zitat:
Samuel Beckett spürt, dass er mit seinen Romanen an einem Endpunkt angelangt ist. Noch radikaler, noch reduzierter zu schreiben ist ihm kaum möglich. 1948 verfasst er in nur vier Monaten ein Theaterstück das völlig neue Perspektiven öffnen wird: „Warten auf Godot“. Es wird eines der wesentlichsten Stücke des zwanzigsten Jahrhunderts, eine Komödie genauso wie eine Tragödie. Kaum Bühne, kaum Handlung, karge Sprache. Was Samuel Beckett Anfang der fünfziger Jahre auf die Bühne bringt, ist Theater gegen alle Regeln. Man wartet. Auf Godot. Zwei Akte lang. Doch Godot kommt nicht. Man wartet. Das Warten wird zum Selbstzweck, zum Lebensinhalt. Warten wir nicht alle – immer und immer wieder ? Roger Blin bringt das Stück am 5. Januar 1953 zur Uraufführung. Das Wort Godot ging in die Umgangssprache ein. Von jedem den man nichts tuend herumstehen sah, sagten die Leute, ah er wartet auf Godot. In wenigen Jahren wird das Stück zu einem Welterfolg. Es gibt unzählige Deutungsversuche. Eine Warnung vor der Atombombe. Zwei Fellachen, die auf die Bodenreform warten. Die Frage nach Gott. Die Antwort des Autors ist karg wie sein Stück:

„Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen.“


Über Samuel Becketts "Warten auf Godot" [7:54]

Veröffentlicht am 28.06.2013
Mit Horst Bollmann, Roger Blin, Walter Boehlich, Alec Reid, Werner Spies und Peter Hall. Ausschnitte aus dem zweiteiligen Portrait über Samuel Beckett "Samuel Beckett - Ein Portrait". Hier in voller Länge: https://www.youtube.com/watch?v=ubCVw...

[…] „Nein, ich bedauere nichts, ich bedauere nur, geboren zu sein. Sterben ist eine so lange, mühselige Sache.“

Erfolgreiche Cyber-Attacke auf deutsches Stahlwerk

Bei einem bislang unbekannten Angriff beschädigten die Angreifer einen Hochofen schwer. Doch neben den gezielten Angriffen auf Industrieanlagen bilanziert das BSI auch eine steigende Gefahr für Endanwender.

Mindestens eine Millionen Infektionen durch Schadprogramme im Monat bilanziert das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in seinem Zusammenfassung der IT-Sicherheitslage in Deutschland. Doch die eigentliche Überraschung ist eine recht konkrete Beschreibung eines bislang unbekannten Angriffs auf ein deutsches Stahlwerk.

In der kurzen Beschreibung macht das BSI keine genaueren Aussagen über die Art des Stahlwerks oder um welche Anlage es sich genau handelt. Die Angreifer sollen über Spear-Phishing gezielt das Büronetz des Werks infiltriert und sich von da aus zu den Steueranlagen vorgehangelt haben. Als sie Zugriff zum Produktionsnetz hatten, haben sie die Steuerkomponenten des Werks manipuliert. Laut BSI scheint der Angriff erfolgreich gewesen zu sein: "Die Ausfälle führten dazu, dass ein Hochofen nicht geregelt heruntergefahren werden konnte und sich in einem undefinierten Zustand befand. Die Folge waren massive Beschädigungen der Anlage."

mehr:
- BSI-Sicherheitsbericht: Erfolgreiche Cyber-Attacke auf deutsches Stahlwerk (Heise Security, 17.12.2014)

Drewermann: "Wer für den Frieden ist, ist gegen Gewalt"

Eugen Drewermann über die Ukraine-Krise, Pazifismus und die Diskussion um den "Friedenswinter"
Soll man hingehen oder nicht? Der Aufruf zu den bundesweiten "Friedenswinter"-Demos, ein Zusammenschluss der klassischen linken Friedensbewegung und der Montagsmahnwachen, hatte viele ratlos gemacht.

Die einen warnten vor einer rechten Unterwanderung einer linken Bewegung. Sie vermissten eine wirkliche Abgrenzung nach rechts und sahen sich im Anschluss auch bestätigt. Die anderen sagten: Wir alle wollen Frieden und fanden den auch auf der Demo bestätigt. Auch Telepolis-Autoren kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen (Pro: "Grüß Gott, Herr Gauck" und contra: Friedenscocktail aus Berlin)

Der katholische Kirchenrebell und Pazifist Eugen Drewermann hatte sich von den Diskussionen im Vorfeld nicht beirren lassen. Er war einer der Hauptredner auf der Berliner Ausgabe der Friedenswinter-Demo am Wochenende. Wortgewaltig hat er eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise angemahnt, die Nato als Kriegsarmee kritisiert und vor der Kulisse des Bundespräsidialamts den Theologen Gauck als Kriegstreiber gegeißelt.

mehr:
- "Wer für den Frieden ist, ist gegen Gewalt" (Stefan Mey, Telepolis, 18.12.2014)

Endlich: Polen fällt um und will Waffen liefern

Komorowski will Ukraine Waffen liefern
Der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko verkündete gestern bei seinem Staatsbesuch in Polen, er habe sich "entschieden, sein Land auf den Pfad der Integration in das euro-atlantische Sicherheitsbündnis zurückzuführen". Deshalb wolle er gleich nach seiner Heimreise dafür sorgen, dass das ukrainische Parlament beschließt, nicht länger eine Teilnahme an der Organisation der blockfreien Staaten anzustreben, wo die Ukraine derzeit Beobachterstatus genießt.

Petroschenkos polnischer Amtskollege Bronisław Komorowski erklärte sich anlässlich des Staatsbesuchs trotz des Krieges in Donezk und Lugansk grundsätzlich zu Waffenlieferungen an das östliche Nachbarland bereit. Er, so Komorowski in diesem Zusammenhang wörtlich, "habe noch nicht gehört, dass es ein Waffenembargo gegen die Ukraine gebe".
Vorher hatte der ukrainische Verteidigungsratssekretär Alexander Turtschinow angekündigt, er wolle "eine der schlagkräftigsten Armeen Europas aufstellen", mit der die Halbinsel Krim "befreit" werden soll, deren Einwohner sich in einer Volksabstimmung im Frühjahr für eine Trennung von der Ukraine und einen Beitritt zur Russischen Föderation entschieden. Russland erwägt aktuell, Atomraketen auf dieser Halbinsel zu stationieren.

mehr:
- Poroschenko in Polen (Peter Mühlbauer, 18.12.2014)
Zitat:
In seiner Rede vor den polnischen Parlamentsabgeordneten betonte Poroschenko außerdem seinen festen Entschluss, bis spätestens 2020 einen Antrag auf Aufnahme der Ukraine in die EU zu stellen. Deren Kommisssionschef Jean-Claude Junker fordert von den Finanzministern der 28 Mitgliedsstaaten bereits jetzt weitere zwei Milliarden Euro Steuergeld, die nötig seien, um einen Zusammenbruch des Landes mit weitgehend konkurrenzunfähiger Wirtschaft abzuwenden.
Die zwei Milliarden Euro kommen zu den 1,6 dazu, die die EU unlängst nach Kiew überwies – und zu den 13,6 Milliarden Euro, die der Weltwährungsfonds IWF bereitstellen will. Nach dessen Berechnungen fehlen der ukrainischen Regierung aber auch nach Zahlung dieser Summe weitere 15 Milliarden Euro, bei denen offen ist, wo sie herkommen sollen.


Nochmal:
13,6 Milliarden Euro, die der IWF bereitstellen will,
15 Milliarden Euro fehlen nach IWF-Berechnungen der Ukraine außderdem,
1,6 Milliarden Euro hat die EU unlängst nach Kiew überwiesen,
2,0 Milliarden Euro fordert Junker von seinen EU-Kollegen für die Ukraine
dazu passen:
Massive Aufrüstung – Ukraine verdoppelt Militärausgaben (N24, 12.12.2014)
Ukraine – Kiew verdoppelt Militärausgaben (Frankfurter Rundschau, 12.12.2014)
Kiew will mächtigste Armee Europas (FAZ, 17.12.2014)
- Ukraine will "mächtigste Armee Europas" gründen – und benötigt 15 Milliarden Dollar in der Krise (Wirtschaftsblatt.at, 17.12.2014)
Besuch in Polen: Poroschenko will Ukraine nach Westen führen (SPIEGEL, 17.12.2014)
Wo Petro Poroschenko herkommt (der Freitag, 23.07.2014)

mein Kommentar:
Lieber Petro, schön, daß Du die Ukraine nach Westen führen willst. Aber Leute wie Dich will ich hier nicht haben.

17-Jähriger macht 72 Millionen Dollar an der Börse

Wenn eine mediale Wirklichkeitskonstruktion zerbricht
Bilden Medien die Wirklichkeit ab oder erzeugen sie Wirklichkeit? Die Frage ist alt und viel diskutiert, doch immer wieder, wenn bekannt wird, dass eine Nachricht sich als falsch herausstellt, wird klar, welche Bedeutung der Frage zukommt.

Am Montag ging eine Meldung um den Globus. Ein 17-jähriger New Yorker Schüler soll 72 Millionen US-Dollar an der Börse verdient haben. Nachdem ein US-amerikanisches Medium die Geschichte brachte, gab es in der Medienwelt kein Halten mehr: Mohammed Islam ist ein "US-Teenager und Börsenmillionär", ein "Finanz-Wunderkind", ein "Handelsexperte", ein "junger Mulitmillionär" oder ein "junger Wolf of Wall Street."

Das sind einige der Bezeichnungen, die Medien dem Schüler zuschrieben – was verständlich ist, so denn die Geschichte stimmen würde. Doch die Geschichte stimmt nicht. Gestern stellte sich heraus, dem 17-Jährigen ist eine Reporterin des New York Magazines auf den Leim gegangen. Das Geld, das er angeblich verdient haben wollte, war nur das Ergebnis einer Börsensimulation, also ein fiktiver Gewinn.

mehr:
- 17-Jähriger macht 72 Millionen Dollar an der Börse (Telepolis, 17.12.2014)

Adventsrätsel, das Achzehnte von vierundzwanzig


Das Erste wird mit Feingefühl geschlagen,
der rechte Zeitpunkt ist genau gewußt.

Das Zweite streichet man in Kindertagen,
lebendig oder tot mit gleicher Lust.

Das Ganze, doppelt durch die Welt getragen,
verstärkt dir, was du hören darfst und mußt.