Russland Wo Gangster zu Künstlern werden: Peter Pomerantsevs bitter-bizzare Chronik des Putinismus
So schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr verstehen sich Russland und der Westen, der Krieg in der Ostukraine hat eine tiefe Kluft aufgerissen. Zunehmend schrille nationalistische Töne sorgen in Russlands Medien dafür, dass Wladimir Putins Rückhalt in der Bevölkerung nicht schwindet. Der Kreml hat die Sender unter Kontrolle, der Versuch, die öffentliche Wahrnehmung zu verzerren, ist ein fester Bestandteil von Putins Regierungsstil, seit er vor 15 Jahren erstmals ins Präsidentenamt kam. Doch der Putinismus wurzelt tiefer. Wie das neue Buch von Peter Pomerantsev deutlich macht, liegen seine Ursprünge in den Wirren der postsowjetischen Umwälzungen.
Pomerantsev, als Sohn russischer Emigranten in Großbritannien geboren, hat als Fernsehproduzent in Moskau fast ein Jahrzehnt lang Dokumentarfilme und Reality-Shows fürs russische Publikum hergestellt. Er kehrte in den frühen Nullerjahren in das Land seiner Eltern zurück, mitten in einem großen Ölboom, der vielen Russen einen gewissen Wohlstand einbrachte – einigen wenigen sogar enormen Reichtum. Besonders in der Hauptstadt erblühten der Glamour und die Extravaganz. Pomerantsevs Nothing Is True and Everything Is Possible ist eine unterhaltsame, bisweilen auch trostlose Chronik jener Jahre.
mehr:
- Jenseits von jedem (Tony Wood, Freitag, 25.02.2015)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen