Als die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles (SPD), kurz vor der Verabschiedung des Rentenpakets der Bundesregierung im Mai 2014 im Bundestag eine Rede hielt, war sie voll des Eigenlobs. Die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren und die „Mütterrente“ in Höhe von 28,14 Euro im Westen und 25,74 Euro im Osten pro Kind und Monat sei ein Beleg dafür, „dass wir die Lebensleistung von Menschen in unserem Land anerkennen“, so Nahles.
Natürlich weiß die Ministerin, dass mit dieser „Rentenreform“ lediglich ein paar Wähler aus der Kernklientel der CDU/CSU und der SPD im Reißverschlussverfahren bedient wurden. Wobei die „Mütterrente“ vielen Frauen nichts oder kaum etwas bringt, da sie auf die Grundsicherung angerechnet wird. Und natürlich weiß Nahles auch, dass auf Deutschland ungebremst eine dramatische Welle der Altersarmut zurollt, denn die Zahlen liegen längst auf dem Tisch. Am Jahresende 2013 bezogen in Deutschland rund 499 000 Personen ab 65 Jahren Leistungen der Grundsicherung, weil ihre Rentenansprüche und ihr Vermögen nicht ausreichen, um das materielle Existenzminimum zu sichern. 2005 waren es 343 000 Menschen und alleine im Vergleich zu 2012 stieg die Anzahl der Grundsicherungsempfänger im Rentenalter um 7,4 Prozent. Bislang konzentriert sich die Altersarmut auf die Stadtstaaten. So beträgt der Anteil der Armutsrentner in der betreffenden Altersgruppe in Hamburg 6,8, in Bremen 5,9 und in Berlin 5,8 Prozent, während es im Bundesdurchschnitt „nur“ 2,1 Prozent sind. Allerdings liegen die realen Zahlen wohl noch wesentlich höher, da Sozialverbände unisono von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Zum einen nehmen viele Kleinstrentner ihre Ansprüche auf staatliche Grundsicherung nicht in Anspruch, sei es aus Unkenntnis oder aus Scham. Außerdem gehen mittlerweile über eine Million Senioren einer Erwerbstätigkeit nach, die meisten von ihnen aus nackter Not. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2001. Und Bezieher von Erwerbsminderungsrenten vor Erreichen des Rentenalters sind bei diesen Zahlen noch gar nicht berücksichtigt, in dieser Gruppe gibt es weitere 400 000 Grundsicherungsempfänger.
mehr:
- Prekär ins Rentenalter – Auf Deutschland rollt eine Welle der Altersarmut zu - (Rainer Balcerowiak, Hintergrund, 13.04.2015)
meine Frage: Neusprech oder apokalyptische »German Angst«?
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