Der Historiker Daniele Ganser über den Kampf um Rohstoffe und Absatzmärkte und Auswege aus der Gewaltspirale
Daniele Ganser (Dr. phil.) ist Schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel.
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► Herr Ganser, Sie sind nicht nur Friedensforscher und NATO-Kritiker, Sie vertreten auch die Auffassung, Energie und Frieden seien miteinander "vernetzt" und haben vor einiger Zeit eine Studie zum Thema "Europa im Erdölrausch" publiziert. Was hat Frieden mit Energie und hat Europa mit Rauschzuständen gemein?
Daniele Ganser: Wir brauchen jeden Tag weltweit 90 Millionen Fass Erdöl. Das entspricht 45 Supertankern. Das ist eine ganze Menge. Die EU braucht täglich 15 Millionen Fass, die USA verbrauchen sogar 20 Millionen Fass. Wir sind also als Weltgemeinschaft hochgradig süchtig nach Erdöl. Zudem brauchen wir viel Erdgas, weltweit täglich 9 Milliarden Kubikmeter. Natürlich versuchen wir in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz mit der Energiewende die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern zu reduzieren, das halte ich für richtig und wichtig. Aber derzeit sind wir noch stark in einer fossilen Welt. Und weil die Ressourcen nicht gleichmäßig verteilt sind, führt das mitunter zu militärischen Konflikten.
mehr:
- Die Welt im Erdölrausch (Jens Wernicke, Telepolis, 10.06.2015)
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