Die Wertpapierkäufe der Zentralbanken sind nicht etwa „neutral“, sondern sie ziehen Umverteilungswirkungen nach sich. Wer bekommt eigentlich das neue Geld, das die Europäische Zentralbank (EZB) in Umlauf bringt?
Die Antwort lautet: Die Verkäufer der Wertpapiere, die die EZB kauft. Und wer sind die Verkäufer dieser Papiere? Es sind vorwiegend Banken aus dem In- und Ausland, aber auch Nichtbanken (hierzu zählen zum Beispiel Versicherungen oder Hedgefonds), die zuvor ihre Papiere an Banken verkaufen, die diese dann an die EZB weiterverkaufen. Für die Verkäufer ist das ein profitables Geschäft: Die Käufe der EZB sorgen schließlich für hohe Kurse, die man andernfalls, ohne die EZB-Käufe, im Markt nicht erzielen könnte. Wenn Investoren zudem noch wissen, welche Papiere die EZB wann kauft, und es ihnen gelingt, die Papiere im Vorfeld zu noch niedrigeren Kursen zu kaufen, lässt sich der Gewinn natürlich weiter erhöhen. Wertpapierkäufe können auch die Geldmenge M1 erhöhen. Unter der „Überschussliquidität“ werden hier die Guthaben der Banken verstanden, die die Mindestreservehaltung übersteigen. Das Ausweiten der Geldmenge ist niemals neutral. Die Erstempfänger des neuen Geldes sind die Gewinner, die Spätempfänger – beziehungsweise die, die nichts von der neuen Geldmenge abbekommen – sind die Verlierer. Das liegt daran, dass die Erstempfänger mit dem neuen Geld noch zu unveränderten Preisen kaufen können. Wird das neue Geld ausgegeben, verbreitet es sich nach und nach in der Volkswirtschaft.
mehr:
- Das neue Geld der EZB – Das Umverteilungskarussell (Eigentümlich frei, 26.07.2015)
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