Die NATO ist verunsichert angesichts einer neuartigen Bedrohung aus Russland. Diese neue Art des Krieges wird "hybride Kriegsführung" genannt. "Propaganda, verdeckte Aktionen, schließlich bewaffnete Auseinandersetzungen, in denen so genannte Separatisten oder Soldaten ohne Hoheitsabzeichen angreifen - auf der Krim hat Russland damit erstmals zugeschlagen", weiß der SWR im Februar 2015 zu berichten. Die Welt kann davon erzählen, dass die NATO sogar "unzureichend auf solche Konflikte vorbereitet" ist. Und Matthias Nass von der Zeit kann als mental vollständig embedded aus den "Gegenstrategien" der NATO berichten: "Fassungslos verfolgt die Nato das Geschehen". Fassungslos macht jedoch lediglich die Berichterstattung darüber.
Zwar erkennt Nass immerhin, dass "der Westen die einzelnen Elemente des 'hybrid warfare' in seinem Repertoire" hat, aber es wäre nicht die Zeit, wenn nicht sofort relativiert würde: "Was heute anders ist, was die hybride Kriegsführung so gefährlich macht, ist die Schnelligkeit, mit der ein Konflikt in der digitalisierten Welt eskalieren kann."
Das Offensichtliche aber ist von Nass nicht zu vernehmen. Denn das, was den Unterschied "heute" ausmacht, ist, dass nicht die NATO, eine Koalition von Willigen, oder nur die USA die Eskalationsdynamik bestimmen, sondern dass dieses Mal Russland interveniert. Neu ist daran allerdings gar nichts, lediglich der Protagonist hat sich geändert. Und während es dem Westen vollkommen egal ist, wenn die eigenen oder zumindest "befreundete" Truppen irgendwo einfallen, fallen Qualitätsjournalisten aus allen Wolken, wenn Russland das Vorgehen kopiert. Ebenso wie es absurd ist anzunehmen, die USA bzw. die NATO würden nicht in der Ukraine agieren, ist es abwegig zu glauben, Russland würde dort nicht intervenieren.
mehr:
- Hybride Kriegsführung, verdeckte Operationen und geheime Kriege (Sascha Pomrenke, Telepolis, 25.07.2015)
siehe auch:
- Westliche Werte, geheime Kriege und parapolitische Strukturen (Telepolis)
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