US-Militärs sollen Berichte frisiert haben, um den Kampf gegen den IS im Irak als erfolgreicher darzustellen. Kein Wunder, sie profitieren selbst am meisten vom Krieg.
Dass Kriege selten so verlaufen, wie sich das Politiker und Militärs erhofft haben, ist eine Binse. Sie sind unberechenbar. Besonders dann, wenn sie gegen Akteure geführt werden, die sich zwar Staat nennen, aber von Grenzen und Regeln eher nichts halten. So wie die IS-Dschihadisten im Irak und in Syrien. Man mag sich dabei nicht gern vollends verzetteln und jahrelang in diesem Chaos mitmischen. Deshalb schickt man lieber keine Bodentruppen, sondern Kampfjets. Lieber noch Drohnen. Und wenn jemand fragt, wie erfolgreich der Einsatz ist, werden die Offiziellen fast immer sagen: Läuft ganz hervorragend, dieser Krieg.
Die Gründe dafür sind so vielfältig wie menschlich. Warum ohne Not den eigenen Misserfolg zugeben? Sowieso muss ja nicht alles an die Öffentlichkeit. Das ist die eine Seite. Die andere Seite der Kriegsdiagnose ist: Wenigstens wer das Sagen hat, sollte ein realistisches Bild der Lage haben. Und hier wird die Schönfärberei gefährlich. Der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministeriums geht jetzt genau einem solchen Verdacht nach.
Er hat Ermittlungen aufgenommen, weil es den Vorwurf gibt, dass oben (vielleicht sogar ganz oben bei Präsident Barack Obama) nicht immer richtig ankommt, was unten in Erfahrung gebracht und analysiert wird.
Da saßen, so hat es die New York Times erfahren, kluge Köpfe in der Defense Intelligence Agency (DIA) und zogen ihre Schlüsse aus den Informationen, die sie über den Einsatz im Irak zur Verfügung hatten. Bis die Erkenntnisse des militärischen Nachrichtendienstes der Politik vorliegen, gehen sie für gewöhnlich durch viele Hände. In diesem Fall war die entscheidende Station Centcom, das zentrale Kommandozentrum der US-Streitkräfte, auch zuständig für den Nahen Osten, also für den Kampf gegen den IS. Dort sollen die Berichte frisiert worden sein, bevor sie an Politiker weitergereicht wurden. Oben kam dann die Einschätzung der Erfolge im Irak offenbar deutlich optimistischer an als sie unten noch gemeint war.
mehr:
- US-Militär: Läuft ganz hervorragend, dieser Krieg (Carsten Luther, DIE ZEIT Online, 27.08.2015)
siehe auch:
- Geheimdienstberichte über Inherent Resolve verschönt? (Florian Rötzer, Telepolis, 26.08.2015)
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