Die Deutschen projizieren ihre Kriegsschuld immer nur auf die Russen, sagt der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel. Das hat Folgen für die Wahrnehmung der Ukrainekrise. In dem Gesprächsband „Der Russland-Reflex“ seziert er das Verhältnis der Deutschen zu Russland. Ein Buchauszug
Karl Schlögel: In Deutschland gab es bis vor kurzem kein Bewusstsein davon, dass die Ukraine überhaupt existiert. Wenn es ein bleibendes Ergebnis der Ereignisse des Jahres 2014 gibt, dann ist es das Wissen, das Fuß gefasst hat, dass es einen Staat, eine Nation namens Ukraine gibt, die nicht eine Provinz Russlands ist. Vor einem Jahr konnte man in Talkshows unwidersprochen behaupten, „die Russen“ in der Ukraine würden unterdrückt. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es russischsprachige Ukrainer gibt, dass die Ukraine ein zweisprachiges Land ist und von einer Diskriminierung des Russischen nicht die Rede sein kann.
mehr:
- Ukraine-Krise: Was die Russlandversteher nicht verstehen (Irina Scherbakowa, Karl Schlögel, Cicero, 16.10.2015, bachte auch die weiterführenden Links und die Kommentare!)
siehe auch:
- Ukraine 7 – Der Sprachen- bzw. ethnische Konflikt als Teil des Ukraine-Konfliktes (03.05.2014, zuletzt aktualisiert am 27.09.2014)
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