Medienkontrolleure und -psychologen plädieren für ein "feinfühliges Aufsichtsverhalten" angesichts zunehmender Online-Propaganda und Lügenpresse-Vorwürfen. Der "harte Kern der Trolle" dürfe nicht gefüttert werden.
Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt, hat angesichts immer wieder hochkochender Debatten über Hass, Propaganda und Desinformation im Internet zu relativer Gelassenheit gemahnt. Gerade er als Medienkontrolleur frage sich angesichts der lautstarken Beschwerden über eine "Lügenpresse", ob an den Vorwürfen etwas dran sein könne, erklärte Fasco am Mittwoch auf einer Veranstaltung des Grimme-Instituts in Berlin.
Kein Kontrolle der Medienanstalten
Eine direkte Kontrolle der Medienanstalten über Telemedien sei rechtlich nicht vorgesehen, führte Fasco aus. Man könne Kritik üben, aber insgesamt sei im Netz ein "feinfühliges Aufsichtsverhalten" gefragt. Wenn die Aufseher schwarze Schafe unter den Informationsanbietern etwa mithilfe der Länderbehörde jugendschutz.net "zu packen" suchten, seien diese schnell im Ausland. Auf Fehlentwicklungen einzugehen sei so "manchmal Sisyphosarbeit".
Am wichtigsten ist es laut Fasco, jungen Menschen beizubringen, mit der schnelllebigen neuen Medienwelt umzugehen. Es müsse erkennbar werden, "wer hinter diesen Dingen steht und was steuert". Faktenchecks etwa von Öffentlich-Rechtlichen dürften nicht schaden, aber auch den Privaten "können wir nicht nur erlauben, viel, viel Geld zu verdienen", ohne sie an ihre ethische Verantwortung zu erinnern. Weghören gehe nicht: "Unsere Demokratie muss und kann einiges aushalten."
mehr:
- "Lügenpresse": Aktionismus hilft nicht gegen Desinformation im Netz, sagen Experten (heise Online, 28.01.2016)
siehe auch:
- Endlich wird über die Medienberichterstattung geredet – Aber wie? (Post, 21.01.2016)
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