Der Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes trifft auf hartnäckige Verständnisbarrieren
Das Armutskonzept des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes führt immer wieder zu Verwirrung, auch in den sogenannten Qualitätsmedien. Arm ist, wer weniger als 60% des Medianeinkommens zur Verfügung hat. Die inhaltliche Begründung der Verbände für dieses Konzept ist einfach: Armut bedeutet in jeder Gesellschaft etwas anderes. Deshalb braucht es eine relative Definition.
Dazu s.a. das Telepolis-Gespräch mit Ulrich Schneider, dem Vorsitzenden des Paritätischen Wohlfahtsverbands: "Soziale Ungleichheit wird als Gesellschaftselixier gepriesen".
Die Grenze von 60% des Medianeinkommens hat sich bewährt. Unterhalb dieser Marge ist keine kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft möglich. Dieses Konzept benötigt etwas Hintergrundwissen und Nachdenken, damit es verständlich wird. Der Bericht hat sich in diesem Jahr bemüht, diesem Bedürfnis gerecht zu werden und ein ausführliches Kapitel vorangestellt, in dem die Methodik vorgestellt und erklärt wird. Doch das fruchtet nicht bei allen, es gibt auch in diesem Jahr hartnäckige Verständnisbarrieren. Ich will im Folgenden versuchen, einige dieser Blockaden zu lösen. Guido Kleinhubbert hat auf Spiegel-Online den Armutsbericht einer unsäglichen Polemik unterzogen. Wer über Armut in Deutschland redet, betreibt das Geschäft der Rechtsradikalen, da er Ressentiments schürt! Bettina Hammer hat auf Telepolis alles politisch Notwendige dazu formuliert (Pssst, nicht über die Armut in Deutschland reden, bitte!). Ich kann mich also auf die methodischen Bemerkungen von Guido Kleinhubbert konzentrieren.
mehr:
- Was ist Armut? Probleme mit der Prozentrechnung (Christoph Stein, Telepolis, 09.03.2016)
siehe auch:
- Sozialverband: Der gefährliche Blues vom bitterarmen Deutschland (Guido Kleinhubbert, SPON, 23.02.2016)
- Deutschland: Die oberen zehn Prozent besitzen 52 Prozent des Vermögens (SPON, 25.01.2016)
- Erbschaftsteuer: Deutschland lässt sich Milliarden entgehen (Nicolai Kwasniewski, SPON, 19.01.2016)
- Globalisierungstheoretikerin Saskia Sassen (Post, 10.03.2016)
- Maschmeyer: Schmarotzer mit Heiligenschein (Post, 04.03.2016)
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