Der militärische Kommandostab soll Nachrichten, die nicht seinem Bild vom Kampf gegen den IS entsprechen, unterdrückt oder schön gefärbt haben
Wie umgehen mit Informationen, die gegen die eigene politische Linie laufen? Eine besondere politische Relevanz bekommt eine affirmativ ausgerichtete Kultur, wenn es militärische Kommandostäbe gibt, die nur bestimmte Informationen zulassen. Der US-Vorgängerregierung unter George W. Bush wurde nachgewiesen, dass sie bei der Vorbereitung des Irak-Krieges Geheimdienst-Informationen manipuliert hat, bzw. ihren Plänen gegenlaufende Einschätzungen unter den Tisch fallen ließ.
Nun hat die Obama-Regierung ein ähnliches Problem, mit dem Zentralkommando der Streitkräfte, kurz Centcom. Allerdings mit dem großen Unterschied gegenüber der Vorgängerregierung, dass sich der Skandal über manipulierte oder zurückgehaltene Geheimdienstinformationen bisher ganz auf die militärische Führungsebene im Centcom konzentriert und das Weiße Haus davon bislang in der Öffentlichkeit noch verschont wird. Es kommt nicht als aktiver Mitspieler vor.
Der Konflikt spielt sich vielmehr zwischen den Militärs im Zentralkommando und den Zuträgern von Informationen ab, den so genannten Analysten, von denen 1.500 im Centcom-Hauptquartier in Tampa, Florida, arbeiten. Sie sind mit der DIA (Defense Intelligence Agency) verbunden und sollen dem Militärkommando mit Lage-Einschätzungen und Fakten über Entwicklungen in Kriegsgebieten zuarbeiten.
Im gegenwärtigen Machtkampf zwischen der militärischen Centcom-Führungsebene und den Analysten geht es um Informationen zum US-Krieg gegen den IS im Irak und in Syrien. Darum, wie etwa die syrische Opposition eingeschätzt wird. Oder wie es um die Möglichkeit steht, eine von den USA finanzierte und mit Waffen unterstützte Bodentruppe aus "moderaten Rebellen" aufzustellen. Wie die Resultate des Bombenkriegs gegen den IS, was etwa die Öleinnahmen der Dschihadisten betrifft, aussehen. Wie generell die US-Strategie im Kampf gegen den IS einzuschätzen ist, etc.
Bekannt ist mittlerweile, dass das 500 Millionen Dollar teure US-Programm zum Aufbau einer Bodentruppe aus syrischen Oppositionellen als peinliches Fiasko endete (US-Programm zur Ausbildung von syrischen Kämpfern gescheitert, Vom Pentagon ausgebildete syrische Kämpfer übergeben ihre Waffen an al-Nusra). Bemerkenswert ist, dass das Pentagon bis zuletzt daran festhielt, wie ein Bericht des US-Magazins Daily Beast noch einmal bestätigt.
Dies zeigt eine gewisse Hartnäckigkeit und Sturheit in der Verfolgung eigener Pläne und Vorstellungen an, die sich von der Realität auf dem Boden stark unterscheiden. 50 Analysten aus den obersten Rängen, die für Centcom arbeiteten, hatten dann im Oktober 2015 genug von dieser Haltung.
Sie beschwerten sich beim Generalinspekteur des Pentagon darüber, dass abweichende Geheimdienstinfos unterdrückt würden und gar manipuliert. Das militärische Kommando im Centcom würde nur passende Infos zulassen.
mehr:
- US-Centcom: Vorwürfe der manipulierten Geheimdienstinfos im Haus (Thomas Pany, Telepolis, 05.04.2016)
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