Geld stammte nicht von der CIA, sondern aus dem Marshallplan
Die USA unterstützen den Sozialdemokraten Willy Brandt 1950 mit Geld. Mit sehr viel Geld, für damalige Verhältnisse: Zu einer Zeit, als die Berliner SPD durch Mitgliedsbeiträge jährlich nur etwa 600.000 Mark einnahm, schob man ihm über Sonderbeilagen in der Zeitung Berliner Stadtblatt, deren Chefredakteur er damals war, 200.000 Mark zu. Weitere Zahlungen - zum Beispiel für Wahlkämpfe - können zwar noch nicht bewiesen werden, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie erfolgten.
Das hat der Historiker Scott Krause beim Aktenstudium im Berliner Landesarchiv herausgefunden und diese Erkenntnisse gestern in der Berliner Willy-Brandt-Stiftung der Öffentlichkeit präsentiert. Dort zeigte man sich bemüht, den Namensgeber weiter zu verteidigen:
Der stellvertretende Geschäftsführer Bernd Rother versuchte das mit dem Hinweis, die Annahme des Geldes habe ja nicht unbedingt bedeuten müssen, dass Brandt dafür auch das tat, was die Geldgeber wollten. Rother glaubt, dass Brandt das, was er später machte, auch vorher schon tun wollte und deshalb "nicht käuflich" gewesen sei. So etwas kann man glauben. Man muss es aber nicht.
Von gemeinsamen politischen Interessen der Amerikaner und Brandt "im Kontext des Kalten Krieges und der Demokratisierung Deutschlands" geht aber auch der Zahlungsentdecker Krause aus: Die Amerikaner hätten ganz allgemein die Demokratie in Westberlin stärken wollen und deshalb Leute gefördert, "die sich dafür engagierten". Das glaubt auch Rother, der die geheimen Geldzahlungen deshalb als "eine gute Sache" wertet, die "nicht allein [stand], sondern […] insgesamt den Aktivitäten der Amerikaner in Westberlin und der Bundesrepublik" entsprach.
mehr:
- USA sponsorten Willy Brandt (Peter Mühlbauer, Telepolis, 11.06.2016)
siehe auch:
- Egon Bahr: Drei Briefe und ein Staatsgeheimnis (Post, 27.05.2015)
- NGOs im Great Game… Die National Endowment for Democracy (Post, 19.02.2016)
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