Der türkische Präsident sieht sich als Weltvertreter aller Muslime, aber sein Geltungsanspruch stößt an Grenzen
Während sich an den europäischen Grenzen das Dilemma des Nationalstaats wiederholt, fragen sich viele derzeit besorgt: Was ist los mit Erdoğan? Dabei geht es nicht nur um das Verhältnis zwischen Türkei und Europäischer Gemeinschaft, sondern auch um Fragen der politischen und kulturellen Identität in Zeiten rasch fortschreitender Globalisierung.
Erdoğan, der in der Innenpolitik auf eine Generation orthodox-sunnitischer Gläubiger zurückgreifen kann – die türkische Journalistin Amberin Zaman nannte diese Riege seiner Anhänger mal die "Neo-Proletarier Erdoğan'scher Gesinnung" –, gebärdet sich außenpolitisch immer deutlicher schlicht dichotom: Da sind die Muslime – und die Feinde der Muslime.
Klar erkennbar geht Erdoğans Führungsanspruch inzwischen weit über sein Land hinaus, stößt aber international auch an Grenzen. Frustriert kehrte der Präsident Ende der Woche vorzeitig von der Trauerfeier für Muhammad Ali aus Amerika zurück, wo es ihm nicht gelang, sich als Weltvertreter aller Muslime zu profilieren.
mehr:
- Erdogans Traum (Arno Kleinebeckel, Telepolis, 14.06.2016)
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