Italien Hunderttausende von Sparern müssen mit unwiederbringlichen Verlusten rechnen
Zunächst hatten Italiens Geldhäuser die Weltfinanzkrise von 2008 gut überstanden. Keine Immobilienblase kam zum Platzen wie anderswo in Europa. Und mit dubiosen US-Papieren hatte man eher selten spekuliert. Seither jedoch hat sich ein Berg von faulen und dubiosen Krediten angehäuft, insgesamt für mehr als 360 Milliarden Euro, etwa ein Fünftel des Gesamtvolumens aller ausstehenden Bankkredite. Gut 200 Milliarden davon entfallen auf Privatschuldner, die de facto zahlungsunfähig sind.
Schon einmal geschröpft
Da derlei die Bilanz versaut, sind italienische Finanzinstitute wie anderswo sehr zögerlich mit dem Abschreiben ihrer nicht mehr einzulösenden Außenstände. Die dadurch verschleppte Krise führt dazu, dass die Bankaktien rapide fallen und immer mehr Häuser dabei scheitern, sich kurzfristige Überbrückungskredite zu besorgen – trotz des Billiggeldes der EZB.
In Brüssel kämpft Premier Renzi seit Wochen darum, mit Steuergeldern einspringen zu dürfen und das, bevor die neuen Bail-In-Regeln (siehe Info) greifen, wonach erst Aktionäre und Anleger bluten müssen, bevor der Staat etwas tun darf. Renzi will genau das: den Segen der EU für eine staatliche Hilfsaktion, um einen Volksaufstand wütender Kleinanleger zu vermeiden, die um Ersparnisse und Vermögen fürchten. Immerhin befindet sich mehr als ein Drittel der Bankanleihen in den Händen von Kleinsparern, von denen die meisten Papiere ihrer Lokalbank halten – kleine, regional verankerte Institute, vergleichbar den Raiffeisenkassen und Volksbanken in Deutschland. Dass gerade diese Häuser zu viele faule Kredite mitschleppen, ist seit einem Stresstest von 2014 wohlbekannt. Geschehen ist nichts, unter anderem deshalb nicht, weil diese Kategorie von Banken keiner EZB-Aufsicht unterliegt.
mehr:
- Die große Wut der kleinen Leute (Michael Kratke, der Freitag, 15.07.2016)
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