Journalismus In Zeiten kriselnder Ideologien ist mit Fakten kein Staat mehr zu machen – mit Narrativen hingegen schon. Das allerdings haben bis dato nur rechte Medien begriffen
Donald Trump hat am Samstag die Behauptung in den Cyberspace erbrochen, Obama habe ihn im Monat vor der Wahl abhören lassen. Beweise für diese Behauptung blieb er allerdings schuldig. Tatsächlich war der einzige Beleg für die Story ein Breitbart-Artikel, der sich wiederum auf einen Artikel auf der Webseite Heat Street bezog, der "namentlich nicht genannte Quellen" zitierte.
Bevor wir zur Wahrheit kommen, müssen wir uns die Lügen ansehen. Denn die Lügen haben derzeit die Oberhand – und neue Untersuchungen von Wissenschaftlern der Columbia University zeigen, wie und warum. Die Forscher haben 1,3 Millionen Artikel analysiert, die im Vorfeld der US-Wahlen online erschienen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass es nicht das Internet als Technologie ist, das die Wahrheit fragmentiert oder Fake News und unverblümten Lügen den Vorzug gibt. Vielmehr kommt dieser Effekt durch die verdeckte Übernahme von Desinformation und Propagandastrategien politisch motivierter rechter Nachrichtenkanäle zustande.
Netzwerkanalysen zeigen, dass die großen, etablierten Medienhäuser – von der New York Times über die Washington Post bis zu CNN – in einer vollkommen anderen Welt leben als die der Nachrichten, die rechte Wähler konsumieren. Der Fixstern dieses "Alt-right"-Sonnensystems ist Breitbart, das von zahlreichen anderen Paranoia-Betreibern umkreist wird.
mehr:
- Eil, Eil, Eil: US-Präsident ist Lügner (Paul Mason, der Freitag, 09.03.2017)
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