Streit ist der bessere Weg: Thomas Wagner plädiert für einen unverkrampften Umgang mit den „Neuen Rechten“.
Schon wieder ein Buch über die sogenannten Neuen Rechten. Kaum ein Thema wird derzeit auf dem Buchmarkt so häufig beackert, eher selten erfährt man dabei Neues. Thomas Wagner legt dagegen ein Werk vor, das sich in einem Punkt wohltuend unterscheidet und so zum Erkenntnisgewinn beiträgt: Er redet mit den Protagonisten der Szene, und er liest ihre Schriften, bevor er über sie schreibt. Das klingt banaler, als es ist, denn noch immer gilt in der Bundesrepublik der Bannfluch: Mit „Rechten“ spricht man nicht. Den jüngsten Eiertanz dazu führte ausgerechnet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ auf, das seine Bestsellerliste manipulierte, um seine Leser vor dem Buch „Finis Germania“ zu bewahren, geradezu so, als seien diese nicht zu einem selbständigen Urteil in der Lage.
Wagner, der als Autor unter anderem für „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Freitag“ und „Junge Welt“ arbeitet, nähert sich der Materie weitgehend unbefangen und geht noch einen Schritt weiter: 1968, so seine These, war nicht nur der Ursprung eines linksliberalen Gesellschaftsmodells, sondern auch der Neubeginn der politischen Rechten. Die pflegte fortan nicht nur das Feindbild der Achtundsechziger, sondern lernte zunehmend auch von deren Aktionsformen. So verabreden sich ihre Vertreter heute zu Sitzblockaden vor dem Eingang der CDU-Bundeszentrale, sie lassen Losungen („Sichere Grenzen – sichere Zukunft“) vom Brandenburger Tor herunter oder platzen spontan in Lesungen und Theateraufführungen. „Es ist wie ein Déjà-vu. Nur mit umgekehrten Vorzeichen“, schreibt Wagner. „Heute sind es nicht mehr elitäre Kulturkonservative, sondern egalitär gesinnte Linksliberale, die auf den alten Sponti-Trick hereinfallen.“
mehr:
- AfD und Pegida : Raus aus der Bunkermentalität (Stefan Locke, FAZ.net, 04.09.2017)
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