Die Psychologie betreffenden Posts habe ich in »Roths Psychoblog« eingestellt. Eine Liste der Musikvideos findet sich unter »Tornado’s Music Favourites« (siehe unter »Links«). Das Posten eines Videos schließt das Hinzufügen des Infotextes mit ein. (Ich bemühe mich, offensichtliche Werbung wegzulassen) Dieser gibt also nicht notwendigerweise meine Meinung wieder! Das verwendete Bild stammt aus Bob Dylan’s Video »Jokerman«. Ich speichere keine Daten!
Ideengeschichte Thomas Wagner spricht mit den neuen Rechtsintellektuellen. Sie knüpfen an den Geist von 1968 an
Als am Wochenende die amerikanische Neue Rechte, die Alt-Right-Bewegung und der Klu Klux Klan durch Charlottesville marschierten, skandierten sie: „You will not replace us!“ – „Ihr werdet uns nicht ersetzen.“ Da das Pronomen „you“ und das Nomen „jew“ akkustisch schwer zu differenzieren sind, konnte man auch hören: „Der Jude wird uns nicht ersetzen.“
Die Parole von der Ersetzung baut eine beunruhigende Brücke in die Alte Welt. Die Idee des „grand remplacement“ stammt von dem Franzosen Renaud Camus. Er geht davon aus, dass die europäischen Völker durch Masseneinwanderungen mit anderen „ausgetauscht“ werden sollen. Die Drahtzieher dieses gespenstischen Vorgangs beschreibt Blogger und Publizist Martin Sellner so: „Nationale und internationale Konzerne, die sich durch das Fehlen von Einwanderungsgrenzen eine Lohnkostenminderung und vom Abbau ethnokultureller Gemeinschaften eine Erleichterung ihres Wirtschaftstreibens erwarten.“ Aber auch Parteien auf Stimmenfang. Camus’ Buch ist eine Bibel der Neuen Rechten, es ist in Götz Kubitscheks Antaios-Verlag erschienen. Sellner ist der Kopf der österreichischen Identitären. mehr: - Kubitschek träumt (Mladen Gladić, der Freitag 33/2017)
Überwachung Die sächsische Justiz hat jahrelang Bürger abhören lassen. Ihr Vergehen: Sie haben sich gegen rechts engagiert. Man benutzte sie als Lockvögel
Es war so ähnlich wie früher im Stasi-Staat. Beamte in Zivil folgten Holger S. (Name geändert) mit ihrem Dienstwagen. Sie beobachteten ihn in der Freizeit. Sie machten Aufnahmen. „Ich habe ein Foto vorliegen, bei dem ich gerade meine Einkäufe in den Kofferraum meines Autos lege“, sagt S. konsterniert. Der Mann war einer der führenden Leute bei der „Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig“, einem bekannten örtlichen Fußballverein. Die Fans des Viertligisten gelten als links, als engagiert, manchmal eifernd. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Überwachung an. Sie ging offenbar davon aus, dass sie über die BSG Chemie Aktionen gegen Rechtsradikale und Neonazis ermitteln könnte.
Es war eine gigantische Abhörmaßnahme, die sich gegen 14 Leipziger richtete. Allein über Holger S. wurden 24.000 Seiten von Abschriften der Mitschnitte angelegt. Die Behörden wollten so nachweisen, dass der Beschattete einer kriminellen linken Vereinigung angehört habe. Die Gruppe soll in 16 konkreten Fällen Rechtsextreme angegriffen haben. „Die Personen wurden als Nazis beschimpft, verunglimpft und verprügelt“, hatte Oberstaatsanwalt Oliver Möller die Vorwürfe im Herbst, kurz nach Bekanntwerden der Überwachung, begründet. Um den vermeintlichen Tätern auf die Spur zu kommen, warf die Dresdner Justiz ein regelrechtes Big-Brother-Netz aus. 32 Telefonanschlüsse wurden observiert und dabei 838 Telefonkontakte abgefangen. Nach drei Jahren, unzähligen Stunden Ermittlungsarbeit und hunderttausenden Blatt Papier war das Ergebnis bescheiden: Aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren im November 2016 eingestellt.
mehr: - Unter Verdacht (Martin Linke, der Freitag 32/2017, 10.08.2017)
In der ersten Hälfte des Juli schien es in Deutschland nur ein Thema zu geben. Die linke Militanz bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg wurde von einer ganz großen Koalition zu einer Generalabrechnung mit allen gemacht, die es wagten, noch daran zu erinnern, dass es Gewalt nicht nur bei einem Teil der Protestierer gibt. Nicht nur linke Zentren wie die Rote Flora waren zum Abschuss freigeben, auch das politisch sehr gemäßigte Gängeviertel in Hamburg geriet in den Fokus, weil es sich mit der Roten Flora solidarisiert hat.
Auch in Frankfurt wurde die Schließung von linken Zentren gefordert, weil die sich ebenfalls mit den Hamburger Floristen solidarisiert haben. Da die meisten dieser Zentren rechtsgültige Verträge haben, konnte die Politik des kurzen Prozesses nicht umgesetzt werden. Doch die Kampagne hat durchaus politische Folgen, die AfD sieht sich bestätigt, wenn ihre Parolen gegen die Linke von einer ganz großen Koalition vor- oder nachgebetet werden. Nun macht die Rechtspartei Wahlwerbung mit der Parole: "Den linken Terror stoppen."
Auch wer in den Tagen nach dem Hamburger Gipfel auf die Polizeigewalt und die Einschränkung der Grundrechte verwies, musste sich schon vorwerfen lassen, linke Militanz zu verteidigen. Das zeigte sich besonders deutlich, als der CDU-Rechtsaußen Wolfgang Bosbach eine Talkshow verlies, weil die linke Publizistin Jutta Ditfurth es wagte, über Polizeigewalt zu reden und dabei eigene Beobachtungen zur Grundlage machte. Bosbach sah damit die Polizei beleidigt, die er mit seinem Abgang ausdrücklich unterstützen wollte. Doch auch der Hamburger SPD-Bürgermeister hat nach dem G20-Gipfel mehrmals jegliche Polizeigewalt rundweg abgestritten. mehr: - G20: Die Eskalation begann mit der Ernennung von Dudde zum Polizeichef (Peter Nowack, Telepolis, 17.08.2017)
Das Hamburger Verwaltungsgericht hat die Auflagen gegen ein Protest-Camp auf der Elbhalbinsel Entenwerder bestätigt. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin dürfen die G20-Gegner weiterhin keine Schlafzelte aufstellen sowie Küchen und Duschen errichten. Es würden weiter keine Übernachtungen geduldet, twitterte die Polizei.
Beim OVG waren am Montagvormittag zudem zwei weitere Beschwerden von Gipfelgegnern anhängig. Sie gehen gegen die Allgemeinverfügung der Polizei vor, wonach es beim G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in einem 38 Quadratkilometer großen Gebiet keine Demonstrationen geben darf. Konkret geht es um den Ort der Abschlusskundgebung der Großdemo am 8. Juli - die Gegner wollen zum Heiligengeistfeld ziehen - und um Proteste im Gängeviertel.
Weitere für den 7. Juli angemeldete Demonstrationen bleiben nach Mitteilungen des Verwaltungsgerichts vom Montag verboten: die Versammlungen „Gutes Leben für alle statt Wachstumswahn“ und „Freihandel Macht Flucht“.
Auf der Grünfläche in Entenwerder hatten G20-Gegner am Sonntag mehrere Zelte errichtet, nachdem es eine Entscheidung des Hamburger Verwaltungsgerichts für ein Protestcamp auf der Elbhalbinsel gegeben hatte. Die Polizei aber verbot das Übernachten in dem Camp.
Ein Lager oder auch aus dem Englischen übernommen Camp, ist ein Ort, an dem mehrere Personen meist provisorisch untergebracht sind. Lager haben somit meist einen kurzfristigen Charakter, können aber durchaus und unter bestimmten Umständen, die von Bauweise und Zweckbestimmung abhängen, auch für längere Zeit genutzt werden.
Ursprünglich bezeichnete Lager wohl einfach das Nachtlager, d. h. die Stelle, an der sich jemand niederlegte, um die Nacht zu verbringen. Noch heute wird in der Jägersprache der Ruheplatz bestimmter Tiere als Lager bezeichnet. [Lager (Camp), Wikipedia, abgerufen am 08.09.2017]
Victor Craft
Eine spannende Diskussionsrunde über die linksextremistische Gewalt und die Ausschreitungen in Hamburg während des G20-Gipfels. Wolfgang Bosbach ...Eine spannende Diskussionsrunde über die linksextremistische Gewalt und die Ausschreitungen in Hamburg während des G20-Gipfels. Wolfgang Bosbach ...
Sandra Maischbergers Talk über die G20-Krawalle in Hamburg endet im Eklat: Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach verlässt nach einer hitzigen Diskussion vor ...
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Eklat: Bosbach verlässt Sendung, Grüne verweigert sich Rauswurf | G20-Talk bei Maischberger 12.07.17 Maischberger vom 12.07.2017 Gäste: Wolfgang ...
Nach einem Streit mit Jutta Ditfurth. Thema: Gewalt in Hamburg: Warum versagt der Staat? Die schweren Krawalle rund um den G20-Gipfel sorgen für Entsetzen ...
x mein Kommentar: »Die schweren Krawalle […] sorgten für Entsetzen.« Das Thema des Maischberger-Talks lautete: »Gewalt in Hamburg: Warum versagt der Staat?« Folgendermaßen wurden die Talk-Teilnehmer vorgestellt: - Wolfgang Bosbach, CDU-Innnen-Experte - Jutta Ditfurth, ehemalige Grünen-Chefin und Publizistin - Joachim Lenders, Hamburger Polizeihauptkommissar - Jan van Aken, Linken-Politiker, hat die Demonstration organisiert - Katharina Barley, Bundes-Familienministerin - Hans-Ulrich Jörges, stern-Journalist
»Gewalt in Hamburg: Warum versagt der Staat?«
[Thema des Maischberger-Talks]
Der Philosoph behandelt eine Frage;
wie eine Krankheit.
Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und die Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen.
eXceed2k
Ausschnitt aus dem Film "Feuerzangenbowle"!
Die öffentliche Meinungsbildung lässt sich also sehr wirkungsvoll bereits dadurch steuern, dass man zunächst die ‚Ränder‘ dessen festlegt, was noch als ‚vernünftig‘ anzusehen ist. Wer also die Ränder des in der Öffentlichkeit sichtbaren Meinungsspektrum markieren kann und damit die Ränder des ‚vernünftigerweise Akzeptablen‘, der hat schon einen großen Teil des Meinungsmanagements erreicht. In einer neoliberalen, also ‚marktkonformen‘ Konzeption von ‚Demokratie‘ ist es naheliegenderweise besonders wichtig, den linken Rand des ‚Zulässigen‘ – also dessen, was man noch ‚verantwortlich‘ vertreten kann – zu markieren. Beispielsweise können die herrschenden Eliten die Auffassungen von Jürgen Habermas als das Äußerste deklarieren, was wir ‚in unserer liberalen Demokratie‘ vernünftigerweise zu akzeptieren bereit sind. Positionen, die radikaler sind und deutlicher auf das Zentrum der Macht zielen, werden dann bereits durch diese nahezu unsichtbare Markierung der Grenzen des ‚Akzeptablen‘ für die Öffentlichkeit als ‚Unverantwortlich‘ gekennzeichnet. Sie gehören damit nicht mehr zum Bereich dessen, was ‚sinnvoll‘ diskutiert werden kann. [„Warum schweigen die Lämmer?“ Demokratie, Psychologie und Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements, Rainer Mausfeld,
Vortrag an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, am 22. Juni 2015, gefunden auf den NachDenkSeiten, PDF, S. 5 unten]
- Das nachträgliche G20-Theater gerät zur Provinzposse (Rüdiger Suchsland, Telepolis, 13.07.2017) mein Kommentar: Wenn Bosbach, den staatstragenden Naiven spielend, Grenzen zu ziehen versucht, die sich einfach nicht ziehen lassen, dann kommt sowas dabei raus:
»Mich interessiert nur, ob Konsequenzen gezogen werden. Es ist atemberaubend, dass hier der Polizei auch nur der Ansatz eines Vorwurfs gemacht wird. […] Es ist pures Glück, dass es keine Toten gab. Das waren bürgerkriegsähnliche Zustände. […] Wenn der Staat ein 'Wehret den Anfängen!' nicht beherzigt, werden die Zustände immer schlimmer.« [Bosbach in der Talkshow, zitiert in: TV-Kritik "Maischberger: "Bosbach verlässt Talkrunde - seine Gegnerin bleibt sitzen, Axel Wolfsberger, Focus, 13.07.2017]
mein Kommentar: Mit dem ersten Satz hat sich Bosbach selbst abgeschossen. Warum der Staat versagt hat (Thema der Talkrunde), scheint ihn nicht zu interessieren. Jutta Ditfurth, die minutenlang versucht, den Ablauf der Demonstration, wie sie ihn wahrgenommen hat, zu beschreiben, wird ständig von Bosbach unterbrochen und nach ihren politischen und rechtlichen Überzeugungen befragt. (Ich habe nach dem wiederholten Ansehen des Diskussionsverlaufs immer stärker den Eindruck, daß Bosbach von vorneherein auf Krawall gebürstet war.)
Bei Sandra Maischberger brachte am vergangenen Mittwoch Jutta Ditfurth mit ihrem Mix aus frech, böse und unbelehrbar fast die gesamte Talkrunde gegen sich auf. Das war schon vor der Wende so, als sie noch Chefin der Grünen war. Nach guter einer Stunde hatte sich der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach so sehr aufgeregt, dass er empört die Runde verließ: „Frau Ditfurth ist persönlich, vom Verhalten und von ihrer – in Anführungszeichen – Argumentation unerträglich“, war das letzte, was er in der Gesprächsrunde noch sagte. Später sollte er erklären: „Talkshows machen nur dann Sinn, wenn alle die Bereitschaft mitbringen, sich ernsthaft mit der Position des Gegenübers zu beschäftigen und ihn ausreden zu lassen“. [Streit Nach Bosbach-Abgang geht weiter: Jutta Ditfurth reicht Maischberger-Entschuldigung noch nicht, Meedia, 14.07.2047]
mein Kommentar: »frech, böse und unbelehrbar« Da würde ich mir doch mal wünschen, daß das an konkreten Szenen der Talkrunde festgemacht wird. Daß Ditfurth – außer natürlich Bosbach und Lenders – die »gesamte Talkrunde gegen sich aufbrachte«, kann ich nicht feststellen. Im Gegenteil: mich haben die aggressiven Äußerungen von Bosbach und Lenders – und daß die beiden ständig van Aken und Ditfurth ins Wort fielen – von Anfang an gestört. Bewundernswert ist die Ruhe und Gelassenheit, die van Aken ausstrahlte! Es gibt in der Psychotherapie den Begriff der »Szene in der Szene«: Damit ist gemeint, daß sich die emotionale Dynamik eines Themas, über das Therapeut und Patient reden, im Gespräch über das Thema »reinszeniert«, das Gesprächspaar Therapeut-Patient quasi von der emotionalen Dynamik des Themas »infiziert« werden und sich diese emotionale Dynamik im Verhalten der beiden wieder abbildet. In gleicher Weise verstehe ich diese Diskussionsrunde, die wohl einen professionellen Begleiter gebraucht hätte: die emotionale Dynamik der G20-Demo (Bosbach & Co.: Wir haben sowas von recht, da brauchen wir uns auf Deine Argumente gar nicht einlassen!) bildete sich in der Talkrunde wieder ab.
Kurioserweise beantwortete gerade diese verunglückte Sendung ihre eigene Frage sehr anschaulich. Warum versagte der Staat? Er versagte, weil unverantwortlicherweise Leute eingeladen waren, die einander nicht grün sind, kein Interesse an gedeihlichem Austausch haben - und keinen Zentimeter weichen wollten. [Bosbach verlässt Studio – Bei G20 eskaliert sogar der Maischberger-Talk, Arno Frank, SPON, 13.07.2017]
Hamburg hat gezeigt, was Demokratie in diesem Land noch wert ist, nämlich nichts.
Journalisten wird ihre Akkreditierung entzogen, genehmigte Demonstrationen werden durch die Polizei in brutaler Art und Weise bereits nach 5 Minuten aufgelöst, weit über 30 qkm werden zur 'No-Go-Area' erklärt, Demonstranten am Schlafen und Essen gehindert, nur damit sich 20 Politiker sich gegenseitig die Eier schaukeln können (sorry Mrs Merkel) und das alles in einem sog. 'demokratischen' Staat. [Maischberger-Sendung zum G20-Gipfel: Bosbach flieht vor Jutta Ditfurth, taz, Kommentar von Virilio, 13.07.2017, 18:36h]
Man muss nicht Jutta Ditfurths Position vertreten, wenn man ihr aufmerksam zuhört, um zu begreifen, weshalb nach ihrer Beobachtung es zu den gewaltsamen Ausschreitungen in Hamburg kam. Ditfurth kennt die Szene seit Jahren und beurteilt diese aus soziologischer Sicht. Hört man ihren Aussagen genau zu, so wird deutlich, dass die Gewalt sich offenbar schrittweise aufgebaut hat und vermutlich im Anfangsstadium zu wenig für die Deeskalation getan wurde.
Dass einige Polizisten offenbar auch Journalisten, die über die Vorgänge vor Ort berichten wollten, tätlich angegriffen haben, zeugt von mangelnder Gelassenheit einzelner Polizisten und vor allem von einer Personalschulung, die diskutiert werden muss. Choleriker sollten nach meiner Ansicht bei solch sensiblen Einsätzen außen vor bleiben, weil das Eskalieren einer Situation dadurch vorprogrammiert ist. […]
Meinen Eindruck, dass Wolfgang Bosbach die Kritik Jutta Ditfurths am Verhalten übergriffiger Polizisten, die sie gegenüber Bosbachs Parteifreund Joachim Lenders (Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg) äußerte, spontan zum Schweigen bringen wollte, werde ich allerdings nicht los.
Wer deeskalieren möchte, auch bei zukünftigen Veranstaltungen, muss die Akteure beider Seiten der Barrikaden ganz genau unter die Lupe nehmen und darf sich keine Denkverbote auferlegen. Hier helfen nur schonungslose Analysen. [Helga König, Sonntagskolumne, Gedanken zur Ethik und Kultur, 16.07.2017]
Bosbach spricht Ditfurth die Bereitschaft ab, »sich ernsthaft mit der Position des Gegenüber zu beschäftigen und ihn ausreden zu lassen« – ein Vorwurf, der eins zu eins auf ihn selber zutrifft – etwas, was ich bei Paargesprächen immer wieder beobachte, wenn sich die beiden ineinander verhakt haben, und wo man schon ziemlich stabil und souverän sein muß, um da noch dazwischen zu kommen. Mein Fazit: Bosbach wollte von Anfang an das, was er sich für den G20-Gipfel gewünscht hätte: dazwischen gehen und aufräumen und klar zeigen, wer hier das Sagen hat. Das kann man natürlich tun, zum Verständnis trägt das rein gar nichts bei. siehe auch: - Die Schuld der anderen (Jakob Augstein, der Freitag, 13.07.2017) Zitat:
Die G20 stehen für ein Weltmachtsystem, in dem acht Menschen ebenso viel besitzen wie 3,7 Milliarden. Diese Zahl ist der Inbegriff schierer Gewalt. Und auch der Gipfel selbst, der eine stolze, freie Stadt als Geisel nahm, war ein Akt der Gewalt. Hunderttausende von selbstbewussten Bürgern wurden zu Statisten einer quasi-monarchischen Show degradiert, die alle Werte konterkariert, die wir gerade im Zeitalter der Globalisierung hochhalten müssen.
Die Friedenspreisträgerin Carolin Emcke twitterte: „Jede TV-Minute, die der Gewalt der Hooligans gewidmet wurde, war eine Minute, in der nicht die Beschlüsse der #G20 kritisiert werden konnten.“ Dabei ist gar nicht vorstellbar, dass friedliche Proteste gegen den Gipfel auch nur annähernd so viel Beachtung gefunden hätten wie die gewalttätigen Auseinandersetzungen. Machen wir uns nichts vor: ein paar pflichtschuldige Bilder, ein paar wohlwollende Worte – das wäre es gewesen. Erst die Gewalt macht den Protest gegen G20 erwähnenswert. Denn auch wenn dieser Gedanke in der gegenwärtigen Aufwühlung wie ein Affront erscheint: Natürlich hat auch die Gewalt der Demonstranten eine politische Dimension. Und dabei kommt es nicht einmal darauf an, ob der gewaltbetrunkene Randalierer sich dessen selber bewusst ist.
Die Gewaltdemonstranten haben Autos angezündet. Das ist eine Straftat. Vorstellbar wäre noch der Hinweis, dass die Besitzer dieser Autos, die sich unschuldig und unbeteiligt wähnen, plötzlich daran erinnert werden, dass sie beides eben nicht sind – unschuldig und unbeteiligt. Denn das Auto, das eine Familie in Hamburg-Ottensen gekauft und bezahlt hat und das da am Wochenende angezündet wurde, ist selber kein wertneutraler Gegenstand, sondern ein politisches Objekt.
Es besteht aus Rohstoffen, die unter den Terms of Trade einer von den G20 beherrschten Welt gefördert und gehandelt wurden: Kupfer aus Chile, Bauxit aus Guinea oder Seltene Erden aus China – geschürft, transportiert, verarbeitet unter Bedingungen, die man mit gutem Gewissen weder den Menschen noch dem Planeten zumuten kann. Aber die Familie aus Ottensen hat kein schlechtes Gewissen. Wir alle haben kein schlechtes Gewissen.
Wir erkennen die Gewalt nicht, die wir selber ausüben. Nur die, die wir selber erfahren.
Ich glaube, dass die Krise heute viel mit Gier zu tun hat. Das Über-Ich ist ziemlich zurückgedrängt, die Sexualität völlig befreit, die doppelte Moral der Nachkriegsjahre längst aufgegeben. Das wollten wir alle, das haben wir mithilfe der Psychoanalyse sehr unterstützt. Aber die so genannte Spaßgesellschaft, die ihrer Gier freien Lauf lässt, kann doch auch nicht das Richtige sein. Ein Großteil der Menschen ist interessenlos. Da lauert die Gefahr! Das tägliche Brot soll jeder haben, aber auch das tägliche Brot der Bildung, sonst werden immer wieder Kriege entstehen, die alles zerstören. Es ist klar, dass es Ungleichheit geben muss und immer geben wird, schon deswegen, damit sich Leistung, Erfindung oder Lust am Denken entwickeln können. Ohne wäre es auch wahnsinnig langweilig … Aber die Chancengleichheit als soziales Gleichgewicht, die müsste man doch einrichten können! Das wird einem immer bewusster, je älter man wird. Deswegen ist die Psychoanalyse nach wie vor gut, weil sie die Gleichgültigkeit dieser Krise aufdeckt: Das Gewissen, das Über-Ich ist hier verlogen. Der Fundamentalismus ist kein Gegengewicht zur absoluten Morallosigkeit. Wir wollen die Welt ändern, aber wie? Panik führt zu Extremen, zum Auseinanderbrechen der demokratischen Gesellschaft. Vor allem, wenn sie so jung und fragil ist, wie sie es damals, 1929, war. Hoffentlich ist sie das heute nicht mehr.
Man muss intensiver überlegen, was man dagegen tun kann. Warum ist dieses und jenes passiert? Es geht um Erinnerungsarbeit, um die „Unfähigkeit zu trauern“. Wir wollten nur noch Profit, aber woher das Geld stammt, das wollten wir nicht mehr wissen. Auslöser war doch wohl die blanke Gier. Ich selbst habe zu Geld eigentlich keine Beziehung. Die Lust, mehr Geld zu haben, als ich benötige, um das kaufen zu können, was ich brauche und liebe, diese Lust ist bei mir praktisch nicht vorhanden. Geld, das nur herumliegt, das ist doch Quatsch! Aber die Angst, die nun aufgetaucht ist, ist nicht ganz schlecht, denn wir brauchen Angst, um voranzukommen. Das große Zähneklappern kann ich aber nicht erkennen. Es scheint, als blieben wir diesmal vernünftig. [Margarete Mitscherlich: "Wissen Sie, wie es ist, wenn man tot ist?", Margarete Mitscherlich im Interview, Journal Frankfurt 24/2009]
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Der damalige Innenminister Claudio Scajola äußerte in der Öffentlichkeit, dass die Polizei „ihre Aufgabe würdevoll erfüllt“ habe. Der damalige Vizeminister Gianfranco Fini sagte, dass die Demonstranten bekommen hätten, „was sie verdienten“.[55] [G8-Gipfel in Genua 2001, Aufarbeitung, Wikipedia, abgerufen am 19.08.2017]
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Die Ereignisse in der Polizeikaserne und die Gerichtsverfahren veranlassten die britische Zeitung The Guardian zu der Aussage: „Genoa tells us that when the state feels threatened, the rule of law can be suspended. Anywhere.“ (Genua sagt uns, dass, wenn der Staat sich bedroht fühlt, die Herrschaft des Gesetzes außer Kraft gesetzt werden kann – überall.)[62][G8-Gipfel in Genua 2001, Aufarbeitung, Wikipedia, abgerufen am 19.08.2017]
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Seit dem Gipfel und verstärkt nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 gilt nach dem Summit policing der Grundsatz, für G8/G20-Gipfel einen Ort zu wählen, der möglichst abgelegen ist und gut abgesichert werden kann. Laut Tony Blair soll verhindert werden, dass die publizistische Wirkung von Protesten den Gipfel in den Augen der Öffentlichkeit ruiniert.[1][G8-Gipfel in Genua 2001, Wikipedia, abgerufen am 19.08.2017]
========== mein Fazit: Für mich war der G20-Gipfel nicht nur eine mittelalterlich anmutende Herrschaftsdemonstration des Staates, er war – bewußt oder unbewußt – auch eine medial aufbereitete Inszenierung, die von der organisierten Gewalt des Kapitalismus ablenken und die G20-Demonstranten zu entpolitisieren versuchte! Und die mediale Aufbereitung mittels einer Talkrunde mit einem auf Krawall gebürsteten Bosbach, der den Rechtsstaat raushängen läßt und einer standhaften Jutta Ditfurth, die mit ihrer »Unbelehrbarkeit« die ganze Runde gegen sich aufbrachte… Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen. siehe auch: - Dumm gelaufen – Der Hamburger G 20-Gipfel und der Wahlkampf (Joachim Hirsch, LinksNetz.de, August 2017) - G20-Gipfel: Ausschluss von Journalisten vom G20-Gipfel war fehlerhaft (ZON, 19.08.2017, beachte auch die Kommentare!) mein Kommentar: Man genieße den Sprachgebrauch: der Ausschluß war nicht »falsch« sondern »fehlerhaft«! Na sowas – »teilweise falsche BKA-Informationen«! Das hätte ich mir nie im Leben vorstellen können! :-)
»Wäre es meine Talkshow gewesen, hätte ich Ditfurth Hausverbot erteilt, und sie gebeten, zu gehen. Natürlich bin ich absolute Meinungsfreiheit, und dennoch muss ich mir in meinem Haus nicht unbedingt alles anhören, was ich im Grunde für durchgeknallt halte.«
- Contradictio in adiecto (Wortwuchs.net) Natürlich nicht, lieber absolute Meinungsfreiheit, zwingt Dich ja keiner! Und hinterfrage keinesfalls Dein Wertesystem! Auch Du darfst wählen! Wir haben ja Meinungsfreiheit, auch für Durchgeknallte…